Premier will „vollständigen Sieg“

Netanyahu verteidigt Gaza-Krieg als „moralisch und gerecht“

In der Öffentlichkeit seines Landes wird Ministerpräsident Benjamin Netanyahu vorgeworfen, die Vorbereitungen der Sicherheitskräfte auf einen möglichen Hamas-Angriff vernachlässigt zu haben.
© RONEN ZVULUN

Die von Südafrika eingereichte Klage wegen Völkermordes im Gazastreifen kritisiert der israelische Ministerpräsident scharf. Man wolle den Krieg "bis zum Ende" fortsetzen.

Jerusalem – Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat sein Land am 100. Tag des Gaza-Kriegs erneut auf einen Kampf "bis zum vollständigen Sieg" eingeschworen – und den Militäreinsatz verteidigt. Der innenpolitisch unter Druck stehende Regierungschef sprach am Samstag von einem "moralischen und gerechten Krieg, der seinesgleichen sucht, gegen die Hamas-Monster, die neuen Nazis". Generalstabschef Herzi Halevi kündigte zum 100. Tag erhöhten "Druck" auf die islamistische Hamas an.

Scharfe Kritik an Völkermord-Klage Südafrikas

"Niemand wird uns stoppen", betonte Netanyahu – und übte scharfe Kritik an der von Südafrika beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag eingereichten Klage wegen Völkermord. Dies sei eine "heuchlerische Attacke (...)gegen den Staat der Juden, der aus der Asche des Holocaust entstanden ist, auf Geheiß derjenigen, die gekommen sind, um einen weiteren Holocaust an den Juden zu begehen".

In den Tunneln der Hamas unter dem Gazastreifen habe die Armee Kopien von Adolf Hitlers "Mein Kampf" gefunden. "Nicht umsonst hat der deutsche Kanzler Scholz, nachdem er die Gräueltaten des Massakers vom 7. Oktober gesehen hatte, gesagt: "Die Hamas sind die neuen Nazis."", sagte Netanyahu. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Netanyahu am 17. Oktober in Tel Aviv hatte dies allerdings vor den Journalisten nicht Scholz, sondern Netanyahu selbst gesagt.

Ein Massaker der Hamas und anderer extremistischer Organisationen im Süden Israels mit 1200 Toten sowie die Verschleppung von Zivilisten und Soldaten in den Gazastreifen hatten am 7. Oktober den Gaza-Krieg ausgelöst. Israels Militär geht seitdem mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive gegen die Hamas vor. Netanyahus Popularität brach nach dem beispiellosen Überfall ein. In der Öffentlichkeit seines Landes wird ihm vorgeworfen, die Vorbereitungen der Sicherheitskräfte auf einen solchen Angriff vernachlässigt zu haben.

"Wir werden den Krieg bis zum Ende fortsetzen – bis zum vollständigen Sieg, bis wir alle unsere Ziele erreicht haben: Die Beseitigung der Hamas, die Rückgabe aller unserer Geiseln und die Gewährleistung, dass der Gazastreifen nie wieder eine Bedrohung für Israel darstellen wird", sagte Netanyahu.

Mehr als 23.000 Menschen im Gazastreifen getötet

Im Gazastreifen wurden durch Israels Militäreinsatz bisher - nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde – mehr als 23.000 Menschen getötet. Angesichts der katastrophalen humanitären Lage in dem abgeriegelten Küstengebiet gerät Israel international immer mehr unter Druck.

Die Hisbollah riskiert, den gesamten Libanon in ein Kampfgebiet zu verwandeln, und das zu einem hohen Preis.
Herzi Halevi, Israels Generalstabschef

Die Hamas-Führung setze ihre Hoffnungen auf einen Waffenstillstand "und ist überzeugt, dass dieser Moment nahe ist", sagte Generalstabschef Halevi. Man werde weiter "entschlossen und beharrlich" sein. "Um die Hamas zu zerschlagen, ist Geduld notwendig und unerlässlich", meinte er – und ging auch auf die andauernden Konfrontationen mit der Hisbollah-Miliz im Libanon ein, die mit der Hamas verbündet ist. "Das Gebiet im Südlibanon ist ein Kampfgebiet, und das wird es auch bleiben, solange die Hisbollah von dort aus operiert", sagte Halevi. "Die Hisbollah riskiert, den gesamten Libanon in ein Kampfgebiet zu verwandeln, und das zu einem hohen Preis", warnte er. (APA/dpa)

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