US-Republikaner starten Vorwahlen - Rennen um Platz zwei
Im US-Wahlkampf für die erste Abstimmung der Republikaner über ihren Präsidentschaftskandidaten hat im Bundesstaat Iowa bei arktischen Temperaturen und Eiswind der Endspurt begonnen. Umfragen sehen den früheren US-Präsidenten Donald Trump weit vorn. Spannend wird vor allem die Frage, wie hoch Trumps Sieg bei den Wahlen am Montagabend (Ortszeit) ausfallen wird - und wer Zweiter wird. Ex-UNO-Botschafterin Nikki Haley könnte Floridas Gouverneur Ron DeSantis überholen.
Ein Wintersturm hatte den Wahlkampf am Wochenende beeinträchtigt, mehrere Wahlkampfauftritte wurden abgesagt. Der Wetterdienst warnte auch für Montag vor "lebensbedrohlicher" Kälte von bis zu minus 28 Grad. Das könnte sich auf die Wahlbeteiligung auswirken. Beobachter gehen davon aus, dass eine niedrige Beteiligung vor allem Favorit Trump schaden würde. "Zieht euch morgen warm an", forderte Trump seine Anhänger bei einem Wahlkampfauftritt am Sonntag in Indianola auf. "Trotzt dem Wetter und geht nach draußen, um Amerika zu retten."
Trump bekam im Endspurt auch Gegenwind von Klimaaktivisten. Sie störten am Sonntag seine Wahlkampfveranstaltung in Indianola. Die Demonstranten riefen "Trump, Klimaverbrecher", eine junge Frau hielt ein Banner mit denselben Worten hoch. Die Trump-Anhänger im Saal reagierten mit lauten "USA, USA"-Rufen, während Sicherheitsleute die Aktivisten abführten. Als die Klimaaktivisten in Indianola abgeführt wurden, sagte Trump zu einer Aktivistin, sie sei "jung und unreif". "Sie kämpfen gegen Öl", sagte Trump. "Sie sagen im Grunde: Lasst uns unser Land stilllegen." Trump zieht seit langem den wissenschaftlichen Konsens zur Rolle des Menschen beim Klimawandel in Zweifel. Eine seiner ersten Amtshandlungen als Präsident war der Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015, was sein Nachfolger Joe Biden wieder rückgängig gemacht hat. Im Falle seiner Wiederwahl will Trump die Produktion fossiler Brennstoffe ankurbeln. Die USA sind mit Abstand der größte Produzent von Öl und Gas.
Einer Umfrage der Regionalzeitung "Des Moines Register" und anderer Medien zufolge liegt Trump bei 48 Prozent - und damit weit vor seinen Konkurrenten, eine andere Umfrage sah Trump bei 55 Prozent. Auf dem zweiten Platz landet die als etwas moderater geltende Haley mit 20 Prozent. Das sind vier Prozentpunkte mehr als noch im Dezember. Auf den dritten Platz ist DeSantis mit 16 Prozent abgerutscht. Er galt einst als größter Konkurrent Trumps im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur. Doch in den vergangenen Monaten verlor er an Unterstützung und blieb bei TV-Duellen auffällig blass. Er hatte sich im Wahlkampf besonders auf Iowa konzentriert - sollte er dort nur auf dem dritten Platz landen, wäre das ein desaströser Start ins Wahljahr für ihn.
Am Wochenende gab er sich kämpferisch und versuchte, die schlechten Umfragewerte herunterzuspielen. "Ich habe gelernt, dass es gut ist, ein Außenseiter zu sein. (...) Ich habe es lieber, wenn die Leute die Erwartungen an uns herunterschrauben. Auf diese Weise kann ich besser arbeiten", sagte er im US-Fernsehen. Angesprochen auf seinen Konkurrenten Trump entgegnete der 45-Jährige: "Beim ersten Mal hat er die wichtigsten Versprechen nicht gehalten."
Haley forderte ihre Anhänger auf, dem Wetter zu trotzen und abzustimmen: "Iowa, du hast morgen einen Job zu erledigen. Bringt euren Ausweis mit, zieht euch im Lagenlook an, und los geht's!" Die 51-jährige ehemalige Gouverneurin des US-Bundesstaats South Carolina begann ihren Wahlkampf vergangenen Februar - und lag damals in Umfragen im niedrigen einstelligen Bereich. Sie kämpfte sich in den vergangenen Monaten nach vorn und punktete vor allem bei den TV-Duellen der Republikaner, denen Trump allerdings fernblieb. Haley scheut sich jedoch davor, sich öffentlich klar von Trump loszusagen, dessen Regierung sie als UNO-Botschafterin angehörte. Beobachter spekulieren daher, dass sie Trumps Kandidatin für das Vizepräsidentenamt werden könnte.
Die Republikaner stimmen bei der Vorwahl in dem Agrarstaat im Mittleren Westen der USA in der traditionellen Form des Caucus ab, bei der sich die Parteimitlieder etwa in Schulen, Kirchen, Sporthallen oder Wohnzimmern treffen. Die Demokraten von Präsident Biden votieren in Iowa erstmals in einem mehrwöchigen E-Mail-Verfahren. Bei ihnen steht Biden praktisch als Präsidentschaftskandidat fest, er hat keine ernsthaften Konkurrenten.