Wahl im Wirtschaftsbund: Gerber und Hagele schießen gegen Thaler
Bei einer Pressekonferenz zeigte sich Landesrat Mario Gerber zuversichtlich, bei der Wirtschaftsbundwahl im Februar gegen WK-Präsidentin Barbara Thaler zu siegen. Zusammen mit Gesundheitslandesrätin Hagele zeigte er sich kritisch über eine „Personalunion“ Thalers als Kammerpräsidentin und Wirtschaftsbundobfrau.
Innsbruck – Das Duell um die Tiroler ÖVP-Wirtschaftsbund-Spitze im Vorfeld der Hauptversammlung am 9. Februar dauert an. Nachdem WK-Präsidentin Barbara Thaler letzte Woche medial in den Ring gestiegen war, legte am Montag Wirtschaftslandesrat Mario Gerber – seine Kandidatur war schon länger bekannt – nach. Er zeigte sich optimistisch, über Thaler zu obsiegen, fuhr Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele als Unterstützerin auf und sprach sich gegen eine „One-Man oder One-Woman-Show“ aus.
Ebenjene Absage an eine – in Thalers Fall – „One-Woman-Show“ strichen Gerber und seine Regierungskollegin bei einem kurzfristig angesetzten Pressegespräch in Innsbruck auch mehrmals heraus. Soll heißen: Man wolle keine "Personalunion" aus Wirtschaftskammerpräsidentin und Wirtschaftsbundobfrau mehr, wie sie bei einer Wahl Thalers gegeben wäre. „Wir wollen eine Funktionstrennung. Eine Trennung von Politik und Interessensvertretung. Das ist wichtig“, erklärte Hagele, die in der Landesregierung unter anderem auch für Bildung und Wissenschaft zuständig ist. Eine solche Funktionstrennung ist derzeit noch gegeben: Denn Wirtschaftsbundobmann ist Nationalratsabgeordneter und Seilbahnen-Chef Franz Hörl, der in dem Machtkampf auf eine Kandidatur verzichtet hatte und Thaler unterstützt. Vor der Ära Hörl hatte es hingegen eine solche "Personalunion" gegeben: Vorgänger Jürgen Bodenseer war sowohl Kammerpräsident als auch Wirtschaftsbundobmann.
Thaler will „fair bleiben“
Diese „Trennungs-Frage“ sei auch entscheidend dafür gewesen, dass es letztlich "leider" mit dem Thaler bzw. Hörl-Lager zu keiner Einigung gekommen sei, auch nicht nach Gesprächen noch heute, Montag, meinten Gerber und seine „gute Freundin“ Hagele unisono. Um sogleich in die Wahlwerbung überzugehen: „Zwei Personen für die Tiroler Wirtschaft sind stärker als eine", tat Hagele kund. Fast wortgleich der Obmannschaft-Kandidat Gerber: "Zwei Personen sind eine stärkere Stimme als eine." Im Falle des schwarzen Tiroler Arbeiterkammerpräsidenten Erwin Zangerl sei es auch "nie Thema gewesen", dass dieser gleichzeitig auch Obmann des Tiroler ÖVP-Arbeiter und Angestelltenbundes ÖAAB werden könnte, zog Hagele einen Vergleich: „Wir haben hier eine andere Vorstellung.“ Ein Landesrat als Wirtschaftsbundobmann bringe hingegen Vorteile - schließlich würden die Dinge in der Regierung auch beschlossen und könne man darüber hinaus in Wien besser "intervenieren", wie es Gerber ausdrückte.
Den vorgebrachten Argumenten entgegnete indes Thaler Montagnachmittag gegenüber der APA. „Es gibt viele gute Gründe, warum in nahezu allen Bundesländern die Spitzen-Funktionen bei Wirtschaftsbund und Wirtschaftskammer in Personalunion geführt werden“, erklärte sie. Es gehe darum, dass eine starke Wirtschaftsvertretung „oft nicht kompatibel mit dem Korsett einer Regierungsarbeit ist, weil eine Regierung stets der Adressat von Interessenvertretung ist“, meinte die WK-Chefin und EU-Abgeordnete in Bezug auf Landesrat Gerber: „Als Kammerpräsidentin und WB-Obfrau wäre mein diesbezüglicher Bewegungsspielraum und der meines Teams jedenfalls größer, als dies bei einem Regierungsmitglied der Fall ist.“ Sie wolle jedenfalls bis zum 9. Februar „stets fair“ bleiben.
Gerber für Wahl optimistisch
„Ich gehe nicht davon aus, dass ich die Wahl verlieren werde“, zeigte sich Gerber siegessicher und antwortete damit gleichzeitig auf die Frage, welche Konsequenzen er im Falle einer Niederlage bei der Hauptversammlung ziehen werde. Gleichzeitig war er bemüht, den Zweikampf nicht zu hoch hängen zu lassen. Ein parteiinternes Duell bzw. eine Kampfkandidatur sei „nichts Schlechtes“, er werde mit Wirtschaftskammerpräsidentin Thaler gut zusammenarbeiten und sie im Kammerwahlkampf im Jahr 2025 auch vehement unterstützen. Und überhaupt: „Es handelt sich hier um keine Bundespräsidentenwahl und auch keine Wahl des Landeshauptmannes.“
Gerber erinnerte daran, dass er seinen Hut bereits vor Monaten in den Ring geworfen habe. Damals sah es auch noch so aus, als würde der wortgewaltige und weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte 67-jährige Zillertaler Hörl sein Gegner sein. „Es ist Zeit für einen Generationenwechsel“ – diesen Slogan gab der aus dem Tourismus kommende Gerber auch am Montag aus. Dahingehend habe sich aber klarerweise etwas geändert, schließlich seien Thaler und er annäherend gleich alt.
Hagele als Stellvertreterin
Seinen Optimismus sah Gerber schließlich unter anderem in der ihn unterstützenden Liste begründet, die er bei dem Pressegespräch vorstellte. Hagele kandidiert dabei als seine Stellvertreterin. „Außerdem stehen acht von neun Wirtschaftsbund-Bezirksobleuten auf meinem Wahlvorschlag“, erklärte Gerber, um zu ergänzen: „Und fünf von neun Wirtschaftskammer-Bezirksobleuten.“ Er erfahre jedenfalls „sehr viel Zuspruch“ aus dem Wirtschaftsbund. Der ÖVP-Bund stehe „so gut wie noch nie da“ - das sei nicht nur, aber auch Hörls Verdienst. Aber der Landesrat hatte nicht nur Lob für das bald Vergangene parat: Gerber propagierte die „Einbindung und Wiederaufwertung der Bezirke“, für die er sorgen werde. Und bemängelte die „Zentralisierung in den vergangenen Jahren“.
Nicht allzu große Einsatzbereitschaft klang durch, als der Wirtschaftslandesrat danach gefragt wurde, ob er Hörl, der sich heuer erneut um ein Mandat im Nationalrat bewerben will, dahingehend unterstützen werde. Er werde sich nach seiner Wahl auch dieser „Angelegenheit annehmen“ und diese „Frage klären“. Mehr war ihm nicht zu entlocken. Zwischen Hörl und Gerber galt das Verhältnis zuletzt als frostig, Hörl warf ihm vor, ihn mit seiner Ankündigung zu kandidieren, „überfallen“ zu haben.
Gerber, Thaler, Hagele und der schwarze Innsbrucker Bürgermeisterkandidat Florian Tursky werden immer wieder auch für höhere Weihen genannt, sollte es dereinst einmal um die Nachfolge von Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) gehen. „Ich stehe als Regierungsmitglied zu hundert Prozent hinter unserem Landeshauptmann“, wiegelte Gerber eine dahin gehende Frage, ob es sich bei dem Wirtschaftsbund-Duell schon um ein etwaiges Vorzeichen handle, ab. Es sei aber auch ganz normal, dass nach der langen Ära von Altlandeshauptmann Günther Platter auch neue Leute in die vorderste Reihe treten würden. Mattle selbst halte sich aus dem nunmehrigen Wirtschaftsbund- Duell übrigens heraus. „Er steht hinter beiden Kandidaten“, meinte Gerber. (APA)
Wahl am 9. Februar