Krieg im Nahost

Verstimmung in den USA über Israels Gaza-Krieg

Die UNO spricht von einer humanitären Katastrophe im Gazastreifen. Auch die USA drängen Israel zu mehr humanitärer Hilfe.
© AFP

Die USA als wichtigster Verbündeter Israels drängen zu Operationen mit geringer Intensität. Israels Armee spricht von 9000 getöteten Terroristen.

Tel Aviv, Washington, Gaza – Über drei Monate nach Beginn des Gaza-Krieges gibt es Anzeichen zunehmender Frustration aufseiten der USA mit Israels Kriegsführung. Auf die Frage, ob die USA mehr Druck auf Israel ausüben sollten, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby: „Wir glauben, dass es an der Zeit ist, diesen Übergang zu vollziehen.“ Israels Armee teilte indes mit, bisher etwa 9000 Terroristen der islamistischen Hamas und anderer Terrorgruppen „eliminiert“ zu haben. Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen wurden laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde zuletzt binnen 24 Stunden weitere 132 Menschen getötet. Die Zahl der insgesamt seit Kriegsbeginn getöteten Palästinenser sei auf rund 24.100 gestiegen.

Washington drängt Israel seit Wochen dazu, von der intensiven Phase mit heftigen Bombardierungen zu gezielteren Schlägen gegen die Hamas überzugehen. Man habe gerade erst wieder beim Besuch von US-Außenminister Antony Blinken in Israel „intensiv über den Übergang zu Operationen mit geringer Intensität gesprochen“, sagte Kirby dem Sender CBS. Israel habe zwar inzwischen „vorbereitende Schritte unternommen, um zu diesem Punkt zu gelangen“. So ziehe die Armee einige Truppen ab und verlasse sich „etwas weniger auf Luftangriffe“. Kirby fügte jedoch hinzu: „Wir glauben, dass es an der Zeit ist, diesen Übergang zu vollziehen. Und wir haben diese Gespräche mit ihnen geführt.“

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US-Präsident Joe Biden sei „zunehmend frustriert“ über Israels Premier Benjamin Netanjahu und seine Alleingänge, berichtete das Nachrichtenportal Axios unter Berufung auf US-Beamte. So unternehme Israel nach Ansicht von Biden und seiner Berater auch nicht genug in Bezug auf humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen. Auch seien sie frustriert über Netanjahus Ablehnung des US-Plans für die Zeit nach Ende des Krieges in Gaza. Die USA wollen, dass eine reformierte Palästinensische Autonomiebehörde nach dem Krieg die Kontrolle in dem Küstengebiet übernimmt. Netanjahu lehnt dies ab. Er will, dass die Armee auch nach dem Krieg die Sicherheitskontrolle beibehält, und fordert eine Entmilitarisierung Gazas. „Bei jeder Gelegenheit hat Netanjahu Biden den Stinkefinger gezeigt“, zitierte Axios Senator Chris Van Hollen von Bidens Demokratischer Partei. „Sie flehen die Netanjahu-Koalition an, bekommen aber immer wieder eine Ohrfeige.“ Ein US-Beamter sagte dem Portal: „Es herrscht große Frustration.“ Die Washington Post schrieb unter Berufung auf mehrere Regierungsmitarbeiter, Israel habe in den jüngsten Gesprächen deutlich gemacht, dass es seinen hochintensiven Militäreinsatz den ganzen Jänner hindurch fortsetzen wolle.

Bei einem mutmaßlichen Anschlag in der Nähe Tel Avivs wurde gestern eine 70-jährige Frau getötet und mehr als ein Dutzend Menschen verletzt. Ein mutmaßlich palästinensischer Einwohner der Stadt Hebron wurde als Tatverdächtiger festgenommen.

Houthis drohen den USA

Nach den Luftangriffen der USA auf Houthi-Ziele im Jemen warnte nun ein führendes Mitglied der Houthi-Miliz, Ali al-Kahum, die Vereinigten Staaten: „Nach dieser Aggression wird sich der Jemen in einen Friedhof für die Amerikaner verwandeln.“ Am Sonntag hat das US-Militär im Süden des Roten Meeres eigenen Angaben zufolge erneut eine Rakete der Houthi-Rebellen abgewehrt. (TT, APA, dpa, Reuters)