Weitere Eskalation in Nahost

Raketenangriffe auf den Irak und Syrien: Schattenkrieg zwischen dem Iran und Israel

Im nordirakischen Erbil soll laut Angaben aus dem Iran eine Spionagezentrale des israelischen Geheimdienstes zerstört worden sein
© AFP/Hamid

Erbil, Teheran – Irans Revolutionswächter (IRGC) haben inmitten der steigenden Spannungen in Nahost zahlreiche Raketen auf Ziele im Irak und Syrien abgefeuert. Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim veröffentlichte gestern ein Video, in dem mehrere ballistische Raketen aufsteigen und den nächtlichen Himmel kurz zum Leuchten bringen. „Als Reaktion auf die jüngsten terroristischen Verbrechen der Feinde des islamischen Iran wurden Spionagezentralen und Versammlungen antiiranischer Terrorgruppen (...) angegriffen und zerstört“, lautet eine erste IRGC-Mitteilung.

Die Sorge vor einem Flächenbrand in der Region steigt. Erstmals seit Beginn des Gazakriegs vor mehr als drei Monaten wurden Rakten von iranischem Staatsgebiet abgefeuert.

Die Angriffe mit zwei Dutzend Raketen in der Nacht auf Dienstag seien Vergeltungsmaßnahmen für die jüngsten Terroranschläge im Iran mit rund 100 Toten sowie die Tötung eines hochrangigen IRGC-Offiziers bei einem israelischen Luftangriff Ende Dezember in Syrien, hieß es.

In der nordirakischen Metropole Erbil, Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan, schlugen Raketen ein, die mindestens vier Menschen töteten. Das Ziel beschrieb Irans Revolutionsgarde als Spionagezentrale des israelischen Geheimdienstes Mossad. Ein bekannter Geschäftsmann soll unter den Opfern sein, dem laut iranischen Medienberichten Verbindungen zu Israel unterstellt werden.

Der Irak protestierte gegen den Angriff auf Erbil. Das Außenministerium rief seinen Botschafter aus dem Iran zurück. Der Ministerpräsident von Kurdistan, Massoud Barzani, sprach von einem „Verbrechen gegen das kurdische Volk“.

In Syrien wurden Ziele des IS in der Provinz Idlib attackiert. Bei dem Angriff handelte es sich mit einer Strecke von mehr als 1200 Kilometern um die bisher weitreichendste Raketenoperation des Landes. Dies dürfte auch ein Signal an den Erzfeind Israel sein. Es wäre in etwa die gleiche Entfernung, die Raketen vom Westen des Landes aus benötigen, um Tel Aviv oder Jerusalem zu erreichen.

Beobachter sehen gegenwärtig einen gefährlichen Schattenkrieg zwischen den USA und Israel auf der einen und dem Iran, der eine „Achse des Widerstands“ gegen Israel etabliert hat, auf der anderen Seite. Vor einer Eskalation schrecken noch aber beide Seiten zurück. (dpa, jec)

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