Secession arbeitet Antisemitismus in eigener Geschichte auf
Welche Rolle spielte Antisemitismus in der Wiener Secession? Dieser und weiteren Fragen ist der Zeithistoriker Oliver Rathkolb nachgegangen und gibt am 29. Jänner im Rahmen eines Vortrags Einblicke in seine Erkenntnisse: Unter dem Titel "Der lange Schatten des Antisemitismus und des Nationalsozialismus und die Geschichte der Wiener Secession 1898-1955" widmet er sich der Aufarbeitung von Beständen des historischen Archivs der Secession.
Im Rahmen dieses "bisher unüblichen Perspektivenwechsels", wie die Secession ihren Auftrag an Rathkolb nennt, wurden die politischen Einstellungen zentraler Akteure und Künstler der Wiener Secession analysiert. Den Zeitrahmen erstreckte sich dabei von der Gründungsphase in der Habsburger Monarchie bis zu den Nachwirkungen des Nationalsozialismus in der frühen Zweiten Republik.
Frauen wurden dabei vor allem im Rahmen der Ausstellungsanalysen berücksichtigt, da sie erst ab 1949 als Mitglieder aufgenommen wurden. Mittels einer zeithistorischen Netzwerkanalyse konnten Rathkolb, Stephan Turmalin und Konstantin Schischka den Einfluss des Antisemitismus rekonstruieren, der sich etwa auf Ausstellungskuratierung, Vereinspolitik und Mitgliedschaften auswirkte.