Freiheitliche Bauern

Protest am Ballhausplatz in Wien war nur ein Protestchen

„Auf Bauern, wehrt euch!“, so stand es auf den Flyern, die die freiheitlichen Bauern bei der Demo in Wien verteilten.
© APA/Techt

Wien – Elf Traktoren, eine Handvoll Polizeiautos und rund hundert Teilnehmer: Für Wiener Demo-Verhältnisse war es sehr überschaubar, was sich Freitagmittag am Ballhausplatz zwischen Bundeskanzleramt und Hofburg abspielte. Die freiheitlichen Bauern hatten in der Person des blauen Nationalratsabgeordneten Peter Schmiedlechner zur „Fahrt nach Wien“ eingeladen. „Irgendjemand musste den Kopf dafür hinhalten“, meinte Schmiedlechner zur TT, Bauern, die unzufrieden mit ihrer derzeitigen Situation seien und Probleme benennen würden, seien Einschüchterungsversuchen ausgesetzt. „Denen wurden im Vorfeld der Demo AMA-Kontrollen angedroht.“

Christine (36), Landwirtin aus dem Waldviertel, will auch lieber nur ihren Vornamen in der Zeitung lesen. „Die ÖVP vereinnahmt die Bauern total, wenn du da nicht dabei bist, hast keine Chance.“ Sie ist nicht mit dem Traktor, sondern öffentlich in die Bundeshauptstadt gefahren, mit ihrem Lodenmantel und der großen Österreichfahne samt Barbie im Dirndl-Outfit an der Stange fällt sie in der männlich dominierten Menge auf. „Wir mussten unseren Milchviehbetrieb aufgeben, der Laufstall war zu alt, die Vorschriften zu streng bzw. wirtschaftlich nicht umsetzbar. Jetzt ist die Landwirtschaft verpachtet, wir haben nur noch Hendln“, schildert sie. Die Bürokratie sei für Landwirte nicht mehr bewältigbar, lautet ihr Befund.

Für 2024 hat die österreichische Bundesregierung das Agrarbudget auf 3,07 Mrd. Euro angehoben, das sind um 129,5 Mio. Euro mehr als 2023.

„Entschuldigung, sind Sie gegen die WHO?“, fragt ein junger, etwas verloren wirkender Mann. Vielleicht war er auf der falschen Veranstaltung: Gestern nutzte FPÖ-Chef Herbert Kickl die Buchpräsentation des Tiroler Abgeordneten Gerald Hauser zum Rundumschlag gegen die Weltgesundheitsorganisation unter Bezugnahme auf den Pandemievertrag, der gerade verhandelt wird. (car)