Auch ohne Heimvorteil jagen Egle und Co. historisches WM-Gold
Nach der EM in Igls rittert die Rodel-Elite nun in Altenberg (GER) um WM-Edelmetall. Madeleine Egle könnte 64-jährige Durststrecke beenden.
Altenberg – Gefühlt ist der Jubel von Österreichs Kunstbahnrodlern über die vier EM-Goldmedaillen in Igls gerade erst verhallt, da wartet ab Freitag schon die WM in Altenberg (GER). Im Vorfeld galt es für manche aber, auf die Zähne zu beißen:
Madeleine Egle musste aufgrund von Nackenproblemen zwei trainingsfreie Tage einlegen, Wolfgang Kindl brach sich am Montag im Zielauslauf den fünften Mittelfußknochen (links). Und nicht mehr vor Ort: die Tiroler Juniorinnen Lisa Zimmermann/Dorothea Schwarz, die für den Damen-Doppelsitzer nominiert waren. Zimmermann zog sich bei einem Trainingssturz eine Handgelenksverletzung zu.
Bevorzugt sind die Hausherren: „Die Deutschen machen sich definitiv ihren Heimvorteil. Sie haben vor der WM in drei Trainingswochen für alle Bedingungen das richtige Material finden können – und wir haben drei Tage bekommen“, sagt Madeleine Egle. Die Rinnerin plädiert dafür, Weltmeister wie Olympiasieger in vier statt zwei Läufen zu ermitteln: „Das würde der WM einen noch spezielleren Charakter verleihen.“
Angesichts von drei Saisonsiegen darf man der frischgebackenen Europameisterin den ersten heimischen WM-Titel im Frauen-Einsitzer seit 64 Jahren aber durchaus zutrauen (damals Maria Isser/Matrei). Zahlenspiele, mit denen sich die 25-Jährige in begrenztem Ausmaß befasst: „Egal, ob es vier oder 50 Jahre her ist – ein WM-Titel wäre immer cool.“
Eine zwölfjährige Erfolgspause könnte ein Herren-Doppelsitzer beenden: Ausgerechnet in Altenberg hatten sich die Absamer Linger-Brüder Andi und Wolfi 2012 zu Weltmeistern gekürt. Der angeschlagene Natterer Wolfi Kindl setzt neben dem märchenhaften Einstand im Doppelsitzer (EM-Gold, Weltcup-Führung) auch auf die Altenberg-Quote von Partner Thomas Steu. Der Vorarlberger gewann dort mit Kindl-Vorgänger Lorenz Koller in den vergangenen vier Saisonen drei Rennen. „Igls und Altenberg – das sind unsere Bahnen“, zeigte Kindl zuletzt bei der Heimgala eine breite Brust.
In den jungen WM-Disziplinen, in drei Sprint-Bewerben (beide Doppelsitzer, Damen-Einsitzer) sowie im Damen-Doppelsitzer, kürten sich Österreicher überhaupt noch nie zu Weltmeistern. Womit endgültig verbrieft ist: Auch ohne Heimvorteil sind die ÖRV-Asse auf historische Erfolge aus.