Hälfte aller Jugendlichen würde gerne etwas an ihrem Körper ändern
Eine neue Studie zu Schönheitsidealen im Internet bestätigt den hohen Druck durch soziale Medien auf Jugendliche. Mehr als ein Viertel dachte sogar schon über eine Schönheitsoperation nach. Influencer dienen jungen Menschen dabei oft als Vorbild.
Innsbruck – Neu ist der Druck durch soziale Medien und das persönliche Umfeld nicht. Doch die aktuellen Möglichkeiten durch Bildbearbeitung und Künstliche Intelligenz verstärken den Einfluss auf Idealvorstellungen und wie Teenager ihren Körper wahrnehmen. Gerade in der Lebensphase, in der die eigene Identität erst gefestigt wird und Selbstwertgefühle oft nur schwach ausgeprägt sind, kann das zur Belastung werden.
In einer veröffentlichten Studie der Initiative Safer Internet sind zumindest rund 70 Prozent der befragten Jugendlichen „eher zufrieden“ mit ihrem Aussehen. Trotzdem würde über die Hälfte gerne etwas an ihrem Körper ändern, bei den Mädchen sind es sogar noch mehr. Über ein Viertel (28 Prozent) der befragten Elf- bis 17-Jährigen hat dabei schon über eine Schönheitsoperation nachgedacht.
Influencer und soziale Netzwerke als großer Einfluss
Auf Fotos und Videos wird besonders darauf Wert gelegt, schön, gestylt und schlank auszusehen. Dabei wird auch gern mit Tricks wie Licht, Posen und Filtern gearbeitet. Das sei längst kein reines Mädchenthema mehr, Burschen ist ihr äußerliches Erscheinungsbild genau so wichtig.
Besonders Vergleiche mit Anderen spielen bei der Selbstwahrnehmung eine große Rolle. Das passiert vor allem in sozialen Netzwerken wie Instagram oder TikTok. Über ein Viertel gibt an, sich nach dem Scrollen durch die vielen Social-Media-Feeds schlecht zu fühlen und ist sich der negativen Folgen bewusst.
Viele Influencerinnen und Influencer aus den Bereichen Beauty und Fitness sind für Kinder und Jugendliche ein Vorbild. Rund die Hälfte hat laut der Studie deshalb schon einmal etwas an ihrem eigenen Aussehen geändert. Genauso viele haben bereits Produkte gekauft, die von Influencerinnen und Influencern empfohlen wurden.
Jugendliche kennen Strategien – zumindest in der Theorie
Jugendliche sind sich über mögliche Strategien durchaus bewusst, um sich von Schönheitsidealen im Internet nicht negativ beeinflussen zu lassen. So empfinden es zwei Drittel als hilfreich, an der Selbstakzeptanz zu arbeiten und aktiv zu versuchen, sich nicht unter Druck setzen zu lassen. Als weitere Möglichkeit wurde der „Reality Check“ genannt, also rauszugehen und zu schauen, wie die Menschen wirklich aussehen.
Auch ein bewussterer Umgang mit Social Media, wie Pausen und gezielt positiven Inhalten zu folgen, wurde häufig angegeben. Auch wenn sich die Jugendlichen dieser Strategien bewusst sind, können sie diese in der Praxis zum Teil nur schwer umsetzen. Der Sogwirkung von Online-Angeboten können sie dann oft nicht widerstehen.
Schulen und Eltern mitverantwortlich und gefordert
Für die Jugendlichen ist das Klassenzimmer ein wichtiger Ort um den Umgang mit Schönheitsidealen zu thematisieren. So könnten eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema und die Förderung der Medienkompetenz entscheidende Aufgaben der Lehrenden sein.
Es sollen aber auch die Eltern in die Pflicht genommen werden. Über die Hälfte sind der Meinung, dass der Umgang mit Schönheitsidealen bei ihnen gelernt werden solle. Das betont auch Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin bei Safer Internet: „Eltern spielen eine Schlüsselrolle dabei, Jugendliche im Umgang mit Schönheitsidealen im Internet zu unterstützen und ein gesundes, körperbezogenes Selbstbild zu fördern.“ Allerdings verfügen Erziehungsberechtigte selbst oft nicht über ausreichendes Wissen über soziale Medien.
KI und bearbeitete Bilder kennzeichnen
Verbesserungspotenzial besteht auch bei den Plattformbetreibern. Zwei Drittel der befragten Jugendlichen würden sich wünschen, dass bearbeitete Bilder gekennzeichnet werden. Das unterstützt auch Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm. Sie halte KI-Bilder von Menschen, die nicht einmal existieren, für eine Gefahr und wolle sich für eine EU-weite Kennzeichnungspflicht von KI-Fotos in sozialen Netzwerken einsetzen, betonte sie bei einer Pressekonferenz. (APA, TT.com)
Tipps für einen bewussten Umgang mit Schönheitsidealen
Die ISPA – der Verband österreichischer Internet-Provider – hat in Zusammenarbeit mit Safer Internet Tipps für einen selbstbewussten Umgang mit Schönheitsidealen in virtuellen Welten erarbeitet:
- Versuche deinen Körper zu akzeptieren und folge nicht jedem Schönheitstrend. Beginne damit, dich auf das zu konzentrieren, was du an dir magst – das ist ein erster Schritt zur Selbstakzeptanz.
- Es ist nicht immer sofort ersichtlich, dass ein Bild bearbeitet wurde. Achte auf Unstimmigkeiten , wie zum Beispiel verzerrte Gegenstände im Hintergrund oder fehlende Poren oder Fältchen.
- Bring Abwechslung in deinen Social-Media-Feed, indem du verschiedenen Menschen folgst und so täglich eine Vielfalt an unterschiedlichen Körpertypen entdeckst.
- InfluencerInnen wollen mit ihren Inhalten möglichst viel Geld verdienen. Dabei optimieren sie ihr eigenes Aussehen, das ist Teil ihres Jobs. Lass dich davon nicht täuschen.
- Bei manchen sozialen Netzwerken erkennen Algorithmen problematische Züge bereits von selbst. Andere bieten die Möglichkeit, den persönlichen Feed so zurückzusetzen. Suche bewusst nach Inhalten, die dir gut tun und beeinflusse so den Algorithmus positiv.
- Wenn du bemerkst, dass du Probleme mit deiner Körperwahrnehmung hast, wenn du dich zu dick oder zu dünn findest, obwohl FreundIinnen dir was anderes rückmelden, du dich schon länger unwohl in deinem Körper fühlst oder du dich ständig mit anderen Körpern und Bildern vergleichst, sprich mit FreundInnen, deinen Eltern oder hol dir professionelle Unterstützung.
- Plane ganz gezielte Pausen von sozialen Netzwerken und virtuellen Welten. Nutze die Möglichkeiten der Apps und des Betriebssystems, um persönliche Limits zu setzen. Nicht auf jeden Kommentar oder Like musst du unmittelbar reagieren.
Du musst nicht alles in Frage stellen oder sofort alle Tipps umsetzen. Es ist jedoch wichtig, gut informiert zu sein, damit du die Nutzung von Social Media für dich positiv gestalten kannst. Das Ausprobieren einiger Tipps könnte positive Veränderungen bewirken.