Demozug wegen Akademikerball in Wien: Rund 2000 Teilnehmer bewirkten Straßensperre
Bei der Demonstration der „Offensive gegen Rechts“ nahmen am Freitagabend rund 2000 TeilnehmerInnen teil. Der Wiener Ring musste abschnittsweise gesperrt werden.
Wien – Am Wiener Schottentor haben sich am Freitagabend die Demonstrierenden gegen den Freiheitlichen Akademikerball in der Hofburg versammelt, und von dort ihren Protestmarsch unter dem Motto "Kein Platz für Faschos" gestartet. Über den Ring ziehen derzeit laut der "Offensive gegen Rechts", die die Demo organisiert, rund 2000 Personen hin zum Stephansplatz. Die Polizei steht mit 900 Beamten im Einsatz.
📸 Bilder von der Demonstration in Wien
Wie jedes Jahr wird die Veranstaltung – von Kritikern als internationales Vernetzungstreffen Rechtsextremer bezeichnet – auch heuer von Demonstrationen begleitet. Angemeldet wurde der Demozug für 200 Personen. "Ein rechtsradikales Vernetzungstreffen wollen wir nicht bei uns haben. Das es in den Prunkräumen der Hofburg stattfindet stört uns natürlich zusätzlich", sagte Organisator Axel Magnus kurz bevor die Demonstranten losgingen zur APA. Die Route führt vom Schottenring über die Wipplingerstraße, den Hohen Markt, die Rotenturmstraße bis zum Stephansplatz. Dort ist eine Abschlusskundgebung geplant. Neben dem Protestmarsch wurden laut Polizei weitere vier Kundgebungen um den Burschenschafter-Ball angemeldet.
Aufgrund der Demonstrationen sowie des Platzverbotes rechnete die Polizei im Vorfeld mit Verkehrsbehinderungen in und um der Inneren Stadt. Der Ring ist seit 16 Uhr zwischen Operngasse und Schottengasse für den Fahrzeugverkehr gesperrt. Weiters wird es laut Polizei zu temporären kurzfristigen Verkehrssperren und Verkehrsableitungen im Versammlungsbereich selbst, sowie auf allen angrenzenden Straßenzügen kommen. Die Polizei empfiehlt, den innerstädtischen Bereich großräumig zu umfahren. Rund 900 Polizisten und Polizistinnen, auch aus den Bundesländern, stehen im Einsatz.
📽️ Video | Straßensperren wegen Akademikerball
Auch die Benützer öffentlicher Verkehrsmittel müssen mit Einschränkungen rechnen. Details sind unter der Servicehotline der Wiener Linien (+43 1 7909 100) oder auf der Homepage abrufbar. Die Wiener Polizei informiert über ihren X-Account (vormals Twitter) über aktuelle Änderungen laufend. Der Zutritt zur Hofburg selbst wird laut Polizei "von der Bereitschaft abhängig gemacht, Kleidung und mitgeführte Behältnisse durchsuchen zu lassen", hieß es in einer Pressemitteilung.
Kritik aus der Politik
Der Ball wurde in der Vergangenheit immer wieder von zum Teil heftigen Protesten begleitet. Insbesondere im Jahr 2014 kam es zu zahlreichen Sachbeschädigungen und auch zu einer erheblichen Anzahl an verletzten Demonstranten und Polizisten. In den Jahren danach beruhigte sich die Situation aber deutlich.
Kritik an dem Ball äußerten im Vorfeld mehrere Grüne. Dass der Ball in der Wiener Hofburg stattfindet, sei ein "völlig falsches und beschämendes Zeichen", kritisierte die Stadtparteivorsitzende in Wien, Julia Pühringer, in einer Aussendung. Die Gemeinderätin Berivan Aslan sah es auf Twitter (X) als "alles andere als zeitgemäß", dass auf dem Ball "Rechte Menschen zusammenkommen, um Menschenrechte in dieser Menschenrechtsstadt auszuhöhlen".
Kickl nicht dabei
Der Unmut der Demonstranten richtete sich stets vorwiegend gegen deutsch-nationale Burschenschafter, die bereits seit 1952 die Veranstaltung ausrichteten und prägten. Bis 2012 wurde die Veranstaltung vom Wiener Korporationsring (WKR) organisiert. Nach Differenzen mit der Wiener Hofburg übernahm die FPÖ Wien die Organisation, die ihn dann in "Akademikerball" umtaufte.
Zwar werden auch heuer wieder zahlreiche hochrangige Gäste aus der Freiheitlichen Partei erwartet, Partei-Chef Herbert Kickl nimmt aber wie üblich nicht teil. Auch EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky bleibt trotz des "Superwahljahres" 2024 der Hofburg fern. Gerechnet wird u.a. mit dem Kommen des Dritten Nationalratspräsidenten und Ex-FPÖ-Chefs Norbert Hofer, der Stammgast am Ball ist. Die Eröffnungsrede hält wie 2023 Volksanwalt Walter Rosenkranz.
Für Aufsehen sorgte in den vergangenen Jahren immer wieder die Gästeliste. Bei den zwei letzten Ball-Terminen – 2020 vor der Corona-bedingten Pause sowie im Vorjahr – war u.a. auch Martin Sellner in der Wiener Hofburg zugegen. Der frühere Kopf der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften "Identitären Bewegung" hatte zuletzt mit seiner Teilnahme an einem Rechtsextremisten-Treffen am 25. November in Deutschland für Aufsehen gesorgt, bei dem auch AfD-Politiker dabei waren und bei dem über Massendeportationen von Millionen Menschen gesprochen wurde. (APA)
Alljährlich wild umstritten