Opferzahl könnte weiter steigen

Mehr als 64 Tote nach Stammeskämpfen in Papua-Neuguinea

In Papua-Neuguinea kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Stämmen.
© IMAGO/Reinhard Dirscherl / Avalon

Im Hochland von Papua-Neuguinea sind bei Kämpfen zwischen rivalisierenden Stämmen nach Angaben der Polizei mindestens 64 Menschen getötet worden. Die Opferzahl könne sich noch weiter erhöhen.

Port Moresby - Der Polizei in Papua-Neuguinea bietet sich dieser Tage ein grausames Bild. Bei Kämpfen zwischen rivalisierenden Stämmen wurden mindestens 64 Menschen getötet. "Wir glauben, dass es da draußen im Busch noch einige Leichen gibt", sagte der ranghohe Polizeivertreter Samson Kua am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Sie seien offenbar Opfer eines Hinterhalts geworden.

Die Leichen wurden Sonntagabend nahe der Stadt Wabag entdeckt, die rund 600 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Port Moresby liegt. Die Polizei berichtete über Videos und Fotos, die angeblich vom Tatort stammen. Sie zeigen entkleidete und blutverschmierte Leichen am Straßenrand. Mehrere Leichen sind außerdem auf der Ladefläche eines Pritschenwagens zu sehen.

Es wird vermutet, dass der Vorfall mit einem Konflikt zwischen den Stämmen der Sikin, Ambulin und Kaekin sowie anderen Volksgruppen zusammenhängt. Nach Polizeiangaben setzten die Angreifer verschiedene Sturmgewehre, Schrotflinten und selbst gebaute Schusswaffen ein. Die Kämpfe dauerten demnach am Montag in umliegenden Dörfern an.

Im Hochland von Papua-Neuguinea kämpfen verfeindete Clans seit Jahrhunderten gegeneinander. Der Zugang zu automatisierten Waffen hat die Zahl der Todesopfer steigen lassen und die Gewalt weiter angeheizt. Die Angreifer gehen oftmals äußerst brutal vor und foltern, verbrennen oder verstümmeln ihre Opfer.

Der Regierung gelang es bisher nicht, die Gewalt einzudämmen. Die in der Region stationierten Soldaten sind den Kämpfern zahlenmäßig unterlegen. Polizisten beklagen hinter vorgehaltener Hand, dass sie nicht über die nötigen Mittel verfügt, um diese Aufgabe zu bewältigen. Die Gegner der Regierung von Ministerpräsident James Marape forderten am Montag eine Verstärkung der Polizeipräsenz und den Rücktritt des Polizeipräsidenten.

Australiens Premierminister Anthony Albanese bezeichnete die Gewalteskalation als "sehr beunruhigend". Sein Land leiste "beträchtliche Unterstützung, insbesondere bei der Ausbildung von Polizeibeamten und der Sicherheit in Papua-Neuguinea", sagte er dem TV-Sender ABC. Australien hatte kürzlich ein ein Sicherheitsabkommen mit Papua-Neuguinea geschlossen, mit dessen Hilfe die überlastete Polizei bei ihrem Kampf gegen Waffenhandel, Drogenschmuggel und Bandengewalt unterstützt werden soll. "Wir stehen weiterhin zur Verfügung, um jede erdenkliche Unterstützung zu leisten", sagte Albanese.

Papua-Neuguinea liegt knapp 200 Kilometer von der nördlichsten Grenze Australiens entfernt. Obwohl das Land über große Vorkommen an Gas, Gold und Mineralien verfügt, leben nach Schätzungen von Menschenrechtsgruppen immer noch fast 40 Prozent der neun Millionen Einwohner unterhalb der Armutsgrenze. (APA)

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