Hochhaus in Flammen

Feuerhölle in Valencia: Zehn Tote bei Brandkatastrophe in Wohnanlage

Das Feuer brach in einer Wohnung in einem der unteren Stockwerke aus.
© APA/AFP/JOSE JORDAN

Die erst vor wenigen Jahren fertiggestellte Hochhausanlage stand in kürzester Zeit komplett in Flammen. Zeitweise glich sie einer riesigen Fackel, darüber eine riesige schwarze Qualmwolke.

Valencia – „Als ob das Gebäude aus Kork wäre, stand es plötzlich in Flammen und wurde in kürzester Zeit zerstört“, erzählte ein Nachbar einer in Valencia ausgebrannten Wohnanlage dem staatlichen TV-Sender RTVE. Spanien steht nach einer Brandkatastrophe in der Mittelmeer-Metropole vor allem wegen der Trauer um zehn Tote und 15 Verletzte unter Schock. Für Entsetzen sorgte aber auch, mit welcher rasenden Geschwindigkeit sich das Feuer von einer Wohnung auf die gesamte relativ neue Anlage ausbreiten konnte.

Der Ingenieur David Higuera kann sich die explosionsartige Ausbreitung des Feuers nur mit brennbaren Teilen der Fassadenverkleidung erklären. Auch die riesige schwarze Rauchwolke über dem Gebäude lasse sich kaum anders erklären. Starker Wind habe den Brand zusätzlich angefacht.

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Millionen Spanier leben in solchen meist während des Baubooms vor der Finanzkrise von 2008 errichteten großen Wohnanlagen. Das sind keine Sozialwohnungen, sondern oft Eigentumswohnungen für gehobene Ansprüche, mit Gemeinschaftspool, schicken Grünanlagen, Lift und Tiefgarage. Nicht wenige Bewohner solcher Anlagen dürften sich gerade besorgt die Fassade ihres Wohnhauses etwas genauer anschauen.

Carlos und Dani, zwei 16-jährige Jungen, beobachteten nach eigenen Worten von einem nahe gelegenen Park aus „fassungslos“, wie sich das Feuer am Donnerstagnachmittag binnen Minuten Richtung Dach hinauf fraß. „Es züngelte an den Metallplatten der Fassade entlang oder dahinter, aber immer nach oben“, sagte Carlos der Zeitung El País. Die beiden berichteten auch von den Menschen, die auf ihren Balkonen um Hilfe schrien. Als Feuerwehrleute mit Drehleiter und Rettungskorb zwei Bewohner von einem bereits von den Flammen bedrohten Balkon retteten, applaudierten und jubelten die Menschen vor dem Gebäude.

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Die Bilder aus Valencia erinnerten Ingenieur Higuera an die Grenfell-Brandkatastrophe in London. Im Juni 2017 waren bei einem Hochhausbrand 72 Menschen ums Leben gekommen. Auch dort hatte sich das Feuer rasend schnell über die Fassadendämmung ausgebreitet.

Nach Angaben der Brandschutzexpertin Esther Puchadas, die das Haus in Valencia zertifiziert hatte, war die Fassade mit Polyurethan isoliert. Das habe als Brandbeschleuniger gewirkt. Angesichts der Brandkatastrophe müsse die Zulassung dieses Dämmstoffs überdacht werden, sagte sie dem TV-Sender À Punt. Higuera bezeichnete den Dämmstoff als „festes Benzin“.

Dreitägige Trauerzeit

Mit dem ersten Tageslicht wurde am Freitag das ganze Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Von der erst vor wenigen Jahren fertiggestellten Wohnanlage, von der ein Flügel 14 Stockwerke und der andere zwölf Stockwerke hoch ist, blieben nur verkohlte Fassaden vor einem Gerippe aus Stahlbeton zurück. „So eine Tragödie hat Valencia noch nicht erlebt“, sagte Valencias Bürgermeisterin María José Catalá und rief eine dreitägige Trauerzeit für die Stadt aus.

Die Brandkatastrophe löste in ganz Spanien Bestürzung aus. TV-Sender berichteten live in Sondersendungen. Regierung und Opposition drückten den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus und sagten den Geschädigten Unterstützung zu. Am Freitag reiste Regierungschef Pedro Sánchez zum Unglücksort und sicherte den Betroffenen staatliche Hilfe zu. Einige der nun obdachlosen Bewohner kamen bei Angehörigen oder Freunden unter, andere wurden in Hotels und Pensionen gebracht. (dpa, TT.com)

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