Schutz gegen Gewalt: 2023 wurden über 15.000 Betretungsverbote in Österreich verhängt
2023 wurden in ganz Österreich rund 15.000 Betretungs- bzw. Annäherungsverbote ausgesprochen – umgerechnet über 40 pro Tag . Die meisten davon in Wien. In Tirol waren es 946, was auf 1000 EinwohnerInnen gerechnet den niedrigsten Wert in Österreich ergibt.
Wien – Österreichweit sind im vergangenen Jahr 15.115 Betretungs- und Annäherungsverbote ausgesprochen worden. Diese Zahlen gab das Bundeskriminalamt auf APA-Anfrage bekannt. Die meisten davon entfielen dabei (sowohl absolut als auch pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner) auf das die Bundeshauptstadt Wien. Dort kam es im vergangenen Jahr zu insgesamt 4272 Betretungsverboten bzw. 2,2 Betretungsverboten/1.000 Einwohnerinnen und Einwohner.
Mehr als zwei Verbote pro Tag in Tirol
Die weiteren Zahlen je Bundesland bewegen sich zwischen 1,2 und 1,7 Betretungsverboten/1.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Dabei bilden Vorarlberg und Tirol die Schlusslichter in der Statistik mit jeweils einem Wert von 1,2. Davor liegen unter anderem die Steiermark (1,4), Niederösterreich (1,6) und Oberösterreich mit 1,7 Betretungsverboten/1.000 Einwohnerinnen und Einwohner.
Bei Betrachtung der absoluten Zahlen entspricht die Statistik dagegen in etwa der Reihung der neun Bundesländer nach Einwohnerzahlen. Niederösterreich mit 2.784 Betretungsverboten liegt hinter der Bundeshauptstadt, gefolgt von Oberösterreich mit 2.656 Wegweisungen. In Tirol liegt die Gesamtzahl bei 946.
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Steigerung seit 2020
Die Anzahl der Betretungs- und Annäherungsverbote ist österreichweit seit 2020 kontinuierlich gestiegen: So weist der Gewaltschutzbericht des Bundeskriminalamts für das erste Corona-Jahr 11.652 Maßnahmen aus, 2021 stieg die Zahl demzufolge auf 13.690 an, bis hin zu 14.643 Wegweisungen 2022.
Vom Innenministerium heißt es zu diesem Trend, die Zahlen zeigten, dass die Bereitschaft zur Anzeige „hoch“ sei. Ein „deutliches Zeichen, dass man der Polizei vertraut und sich die gefährdeten Personen an uns wenden“, teilte eine Sprecherin des Bundeskriminalamts mit. „Auf diese Weise wird das Dunkelfeld von häuslicher Gewalt kleiner“, ergänzte sie. Für diese Bemühungen sei die Zahl von Betretungsverboten „ein direkter Gradmesser“, erklärte zudem ein Ressortsprecher des Ministeriums.
Zudem wurde erneut darauf verwiesen, dass sich die Fallkonferenzen seit 2020 beinahe verzehnfacht hätten. Des Weiteren wurde betont, dass mit 2021 verpflichtende mindestsechsstündige Gewalttrainings für Gefährder und ein Jahr später 2022 obligate Waffenverbote für Gefährder eingeführt wurden. Zudem seien in der Vergangenheit Polizistinnen und Polizisten laufend sensibilisiert und die Anzahl an Präventionsbeamten erhöht worden. (APA)
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