Salzburg hat gewählt: SPÖ und KPÖ voll Freude, ÖVP-Schlappe in der Landeshauptstadt
Die Gemeinde- und Bürgermeisterwahlen im Bundesland Salzburg haben die Landeshauptstadt wieder tiefrot gefärbt und in den 118 Landgemeinden die ÖVP-Dominanz trotz Verlusten um weitere fünf Jahre verlängert. Bei der Stichwahl in zwei Wochen wird entschieden, ob Salzburg künftig von einem SPÖ- oder einem kommunistischen Bürgermeister regiert wird.
Salzburg – Die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Salzburg haben am Sonntag für Jubel bei SPÖ und KPÖ gesorgt – allen voran das Ergebnis in Salzburg Stadt, bei dem sich Bernhard Auinger (SPÖ) und Kay-Michael Dankl (KPÖ plus) in zwei Wochen in der Stichwahl um den Bürgermeistersessel matchen werden. Die ÖVP sieht sich indes trotz herber Verluste in der Mozartstadt und in Hallein weiter als die Bürgermeister- und Gemeindepartei.
Salzburg für ÖVP „isoliertes Ergebnis“
Trotz Gegenwinds sei es gelungen, den Großteil der Bürgermeister zu halten und teilweise Mehrheiten auszubauen, wie VP-Generalsekretär Christian Stocker findet. Das Ergebnis in Salzburg, wo die ÖVP halbiert wurde, nannte Stocker einen „schmerzlichen Wermutstropfen“, bewertete es aber als „isoliertes Ereignis“, bei dem "lokale Gegebenheiten und Themen ausschlaggebend waren".
ÖVP-Landesparteiobmann Wilfried Haslauer wiederum sprach von einem „durchwachsenem Ergebnis“ der Salzburger Gemeindewahlen. Mit den erreichten Mandaten „bleibt die Salzburger Volkspartei klar die dominierende kommunalpolitische Kraft. Die unterschiedlichen Ergebnisse zeigen, dass es stark um lokalpolitische Themen geht und die Bürgermeisterdirektwahl eine Persönlichkeitswahl ist“, so Haslauer, der das Ergebnis in der Stadt Salzburg als Enttäuschung bezeichnete.
ÖVP bleibt klar die “Bürgermeisterpartei“
Mit vorerst 82 Ortschefs bleibt die ÖVP jedoch klar "Bürgermeisterpartei", 17 Gemeinden werden in Zukunft fix von SPÖ-Bürgermeisterinnen und -Bürgermeistern geführt. Vor der Wahl heute waren es 98 bzw. 17 gewesen.
In fünf weiteren Gemeinden (plus eine gegenüber 2019) wurden heute Kandidaten von Namenslisten Ortschefs oder Ortschefinnen. Die FPÖ stellt nach 2019 erneut einen Bürgermeister im Land, und zwar in Unternberg (Lungau).
Offen ist noch, ob sich die Zahl der Orts- und Stadtchefinnen erhöhen wird. Salzburg war - abgesehen von Wien - bis 2004 das letzte Bundesland Österreichs ohne eine einzige Bürgermeisterin. Nach den Wahlen am Sonntag steht fest: Diese Zahl wird zumindest nicht geringer werden: Nach dem ersten Wahlgang haben fix elf Kommunen eine Bürgermeisterin, in die Stichwahl am 24. März sind weitere fünf Kandidatinnen eingezogen.
Den stärksten Zuspruch für einen Bürgermeister gab es am Sonntag mit 97,6 Prozent in Weißpriach im Lungau, hier allerdings hatte die ÖVP keinen Gegenkandidaten. Auf Platz zwei folgt Mattsee, wo der SPÖ-Bürgermeister - ebenfalls ohne Konkurrenz - auf 96,8 Prozent kam. Zieht man Konkurrenten mit in Betracht, konnte sich in Piesendorf (Pinzgau) der ÖVP-Kandidat mit 84,1 gegen seinen FPÖ-Herausforderer durchsetzen.
Anders fiel naturgemäß die Reaktion der SPÖ aus. Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim sah ein „eindrucksvollen Ergebnis“. Die Menschen in Salzburg hätten sich einen politischen Wechsel gewünscht. Offenbar trauten die Menschen der SPÖ zu, Probleme zu lösen, egal ob es ums Wohnen, um die Gesundheitsversorgung oder um die Zukunft von Salzburg gehe. Seltenheim freute ferner, dass der rote Landeschef David Egger seine Heimatgemeinde Neumarkt am Wallersee von Schwarz auf Rot drehen konnte.
Fulminantes SPÖ-Ergebnis in der Stadt Hallein
Die frühere Salinenstadt Hallein, lange Zeit eine Hochburg der Sozialdemokratie, ist wieder unangefochten in roter Hand: Die SPÖ hat heute den 2019 von der ÖVP zurückeroberten ersten Platz in der Gemeindevertretung fulminant verteidigt, eine absolute Mehrheit geholt und das Bürgermeisteramt im ersten Wahlgang behalten. Die ÖVP wurde - wohl als Quittung für die Querelen der vergangenen Jahre - um 20,5 Prozentpunkte auf 13,7 Prozent zusammengestutzt. 51,9 Prozent SPÖ-Stimmen bedeuten 15 der 25 Rathaus-Sitze.
KPÖ sieht thematische Stärke
Und auch die KPÖ-Bundespartei zeigte sich angesichts des Erfolgs in der Landeshauptstadt erfreut. Deren Bundessprecher und Spitzenkandidat für die Nationalratswahl, Tobias Schweiger, sieht einen thematischen Rückenwind für das laufende Wahljahr. „Mit einer gestärkten KPÖ werden wichtige Themen wie leistbares Wohnen wieder zum Schlüsselthema“, so Schweiger.
Glückwünsche kamen auch von der steirischen KPÖ: „Kay-Michael Dankl hat sich das Vertrauen der Salzburgerinnen und Salzburger erarbeitet. Als wir in Salzburg waren, um im Wahlkampf zu helfen, war der Zuspruch deutlich zu spüren“, betonte die Grazer KPÖ-Bürgermeisterin Elke Kahr. „Viele Menschen wollen, dass sich endlich was ändert“, meint KPÖ-Landtagsklubchefin Claudia Klimt-Weithaler. Und für den steirischen Spitzenkandidaten der KPÖ für die Nationalratswahl im Herbst, Hanno Wisiak, habe die Wahl in Salzburg gezeigt, dass „Proteststimmen nicht unbedingt nach rechts abdriften müssen“.
Innsbrucker KPÖ gratuliert
Die KPÖ Innsbruck gratuliert der Schwesternpartei am Montag in einer Aussendung: „Von einem Mandat auf 10 Mandate ist ein großer Vertrauensvorschuss. In Salzburg können wir nun die wichtige politische Arbeit gestärkt fortsetzen“, so Spitzenkandidatin Pia Tomedi.
Das Ergebnis aus Salzburg habe aber auch eine große Bedeutung für Innsbruck, schließlich seien Themenlage und Sozialstruktur der beiden Landeshauptstädte sehr ähnlich, so die KPÖ. „Um beim leistbaren Wohnen wichtige Fortschritte zu machen, braucht es auch eine verlässliche Stimme in Innsbruck. Die Erfahrungen aus Graz und Salzburg haben gezeigt: Druck beim Wohnen kommt von der KPÖ.”
Rot-Rotes Duell um die Landeshauptstadt
Die Stadt Salzburg ist wieder tief rot: Bei der Bürgermeister- und Gemeinderatswahl am Sonntag gab es einen Doppelsieg von SPÖ und KPÖ Plus, wobei die Kommunisten den Sozialdemokraten recht nahe rückten. Die ÖVP stürzte nach dem Höhenflug vor fünf Jahren massiv ab, blieb aber vor der Grünen Bürgerliste und der FPÖ. Bei der Bürgermeisterwahl kommt es in zwei Wochen zu einer Stichwahl zwischen SPÖ-Vizebürgermeister Bernhard Auinger und KPÖ-Plus-Gemeinderat Kay-Michael Dankl.
Nach dem vorläufigen Endergebnis fuhren die Sozialdemokraten am Sonntag mit 25,6 Prozent (minus 1,2 Prozentpunkte) das schlechteste Ergebnis in der Nachkriegsgeschichte ein, durchs Ziel gingen sie aber trotzdem als Nummer 1. Die KPÖ Plus, die schon vor einem Jahr bei der Landtagswahl zur zweitstärksten Kraft in der Mozartstadt aufgestiegen war, überbot das Vorjahresergebnis noch einmal und kam auf 23,1 Prozent, ein Plus von 19,4 Prozentpunkten im Vergleich zu 2019. Die Volkspartei fuhr mit 20,8 Prozent das zweitschlechteste Ergebnis in der Zweiten Republik ein, das heutige Minus betrug 15,9 Prozentpunkte.
Die Bürgerliste/Grünen konnten sich dank der Briefwahlstimmen doch noch deutlich vor der FPÖ auf Platz vier einordnen, sie erhielten 12,7 Prozent (minus 2,4 Punkte), die FPÖ erreichte 10,8 Prozent, ein Zuwachs von 2,3 Prozentpunkten. Zwischen den beiden Parteien war vor der Auszählung der Briefwahlstimmen eine Differenz von nur elf Stimmen gelegen. Die NEOS verloren ein Mandat (3,5 Prozent) und halten nun bei einem Sitz im Gemeinderat, die Liste SALZ (2,7) konnte ihren einzigen Sitz wie schon 2019 erneut verteidigen. Keine Rolle spielte die MFG (0,8 Prozent).
Das Rennen um den Einzug in die Stichwahl für das Amt des Bürgermeisters war hingegen rasch entschieden, es kommt am 24. März zu einem rot-dunkelroten Duell zwischen Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) und KPÖ-Plus-Gemeinderat Kay-Michael Dankl.
Auinger:„Sehr guter Tag für Stadt-SPÖ“
Auinger sprach nach Bekanntwerden des Ergebnisses von einem „sehr, sehr guten Tag für die Stadt-SPÖ“ Bei den letzten Wahlen in der Stadt Salzburg sei es ihm wesentlich schlechter gegangen als heute - er verlor zwei Mal gegen den heute nicht mehr angetretenen ÖVP-Bürgermeister Harald Preuner. Er sei stolz auf das ganze Team, das sei heute auch ein "guter Tag für die Demokratie". Auinger bedankte sich auch bei seinen politischen Mitstreitern für einen "sachlichen Wahlkampf ohne Untergriffe".
Dankl meinte, die Wahl habe gezeigt, dass sich immer mehr Menschen „eine andere, ehrliche, soziale Politik“ wünschen würden - eine Politik, die nach der Wahl das lebe, was sie vor der Wahl verspricht. Das Ergebnis sehe er als einen „großen Auftrag“. Eine Wahl sei kein Pferderennen, wo es darum gehe, wer die Nase vorn habe, sondern es gehe darum, eine Ausgangslage zu schaffen, was in den kommenden fünf Jahren alles zu tun sei. Dankl nannte als Beispiele die Teuerung und die hohen Wohnungskosten, die sich viele Menschen nicht mehr leisten könnten. Es gebe viele kommunalpolitische Ideen und Vorhaben und damit einen Schritt hin zu einem solidarischeren Salzburg.
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