Neuer Seekorridor

Erstes Hilfsgüter-Schiff für Gaza in Zypern gestartet: Dilemma um Anlegeplatz

Die von einer Nichtregierungsorganisation betriebene "Open Arms" stach mit 200 Tonnen Hilfsgütern an Bord von Larnaka aus in See.
© IAKOVOS HATZISTAVROU

Die Lieferung von 200 Tonnen Lebensmitteln soll helfen, die ärgste Not im Gazastreifen zu lindern. Doch es gibt noch Unklarheiten.

Larnaka – Das erste Schiff mit Hilfslieferungen, mit denen die kriegsgebeutelten Palästinenser im Gazastreifen über einen neuen Seekorridor versorgt werden sollen, hat in Zypern abgelegt. Die von einer Nichtregierungsorganisation betriebene "Open Arms" stach mit 200 Tonnen Hilfsgütern an Bord von Larnaka aus in See. Sie hat vor allem Mehl, Reis und Proteinprodukte geladen. Der Transport ist ein Pilotprojekt, mit dem die Versorgung des Gazastreifens von See aus getestet werden soll.

Den Start des Hilfskorridors auf dem Seeweg hatten am Wochenende EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der zypriotische Präsident Nikos Christodoulidis angekündigt. Larnaka liegt rund 400 Kilometer von Gaza entfernt. Experten schätzen, dass die Fahrt dorthin 48 bis 60 Stunden dauern könnte.

Unklarheit um Anlegeplatz

Wo und wie das Schiff nach Ankunft in den Gewässern vor der Küste des Gazastreifens seine Fracht löschen soll, war unklar. Das Anliefern der Güter gilt als große Herausforderung, weil es nur einen kleinen Fischerhafen gibt, der nicht tief genug für Frachtschiffe ist. Das US-Militär will deshalb gemeinsam mit internationalen Partnern einen temporären Hafen einrichten, dessen Bau nach US-Angaben allerdings zwei Monate dauern wird.

Die humanitäre Lage der Menschen im Gazastreifen hat sich Hilfsorganisationen zufolge seit Wochen dramatisch zugespitzt. Es fehlt demnach am Nötigsten.

Auslöser des Gaza-Krieges war ein Massaker, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober im Süden Israels verübt hatten. Auf israelischer Seite wurden dabei mehr als 1200 Menschen getötet. Israel geht davon aus, dass im Gazastreifen noch 132 Geiseln festgehalten werden. Regierungsangaben zufolge sind vermutlich 31 Menschen nicht mehr am Leben.

Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive im Gazastreifen. Auf palästinensischer Seite wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde seit Kriegsbeginn mehr als 31.100 Menschen getötet. (APA/Reuters)

Rund 100 Raketen aus dem Libanon Richtung Israel abgefeuert

Nach israelischen Luftangriffen auf Ziele im Nordosten des Libanons hat es Dienstagfrüh schweren Beschuss aus dem Nachbarland gegeben. Die Hisbollah im Libanon erklärte, "mehr als 100" Raketen auf Israel abgefeuert zu haben. Der Miliz zufolge wurden Stützpunkte des Luft- und Raketenabwehrkommandos sowie eine Raketenbasis in den von Israel besetzten Golanhöhen angegriffen. Berichte über Verletzte oder Schäden gab es zunächst keine.

Israelische Medien hatten zuvor unter Berufung auf das Militär berichtet, rund 100 Geschosse seien in Richtung der von Israel besetzten Golanhöhen abgefeuert worden. Viele Geschosse seien abgefangen worden oder auf offenem Gelände eingeschlagen. Die Armee sagte auf Anfrage, sie prüfe die Berichte dazu.

Das israelische Militär teilte am Dienstag aber mit, drei Raketenwerfer im Libanon angegriffen zu haben. Diese seien dazu genutzt worden, Dienstagfrüh Raketen in Richtung der Golanhöhen zu feuern.