Mindestens 20 Tote bei israelischen Luftangriffen
Bei israelischen Luftangriffen auf Rafah und zentrale Teile des Gazastreifens sind nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde mindestens 20 Palästinenser getötet worden. In der Stadt nahe der ägyptischen Grenze seien bei Angriffen auf mehrere Häuser und Wohnungen 14 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Sechs weitere Menschen seien bei einem Luftangriff auf ein Haus im Flüchtlingslager Al-Nuseirat im Zentrum des Gazastreifens ums Leben gekommen.
Unter den Toten seien drei Frauen und drei Kinder, erklärten Mediziner am Mittwoch. Die Angriffe wurden den Angaben zufolge in der Nacht ausgeführt. Getroffen worden seien mehrere Gebäude. Vom israelischen Militär lag zunächst keine Stellungnahme vor.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte zuvor angekündigt, trotz internationaler Kritik an seinen Plänen für eine Offensive auf das mit rund einer Million Vertriebenen überfüllte Rafah im südlichen Gazastreifen festzuhalten. Auch die USA versuchten unterdessen Israel von der geplanten Bodenoffensive gegen die mit Flüchtlingen überfüllte Stadt abzubringen.
US-Präsident Joe Biden habe Netanyahu in einem Telefonat aufgefordert, in den nächsten Tagen ein Team aus Vertretern von Militär, Geheimdiensten und Spezialisten für humanitäre Hilfe nach Washington zu entsenden, sagte Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan. Es gebe andere Wege, die islamistische Hamas zu bekämpfen als ein Einmarsch in Rafah.
Zugleich bescheinigte Sullivan Israel Erfolge. So habe die Armee die Nummer Drei der Hamas in Gaza, Marwan Issa, getötet, sagte Sullivan, nachdem es tagelange Spekulationen dazu gegeben hatte. Israel hatte zwar gesagt, Issa auf die Spur gekommen zu sein, seinen Tod jedoch zunächst nicht bestätigt.
Unterdessen begannen in Katar neue Verhandlungen über eine Feuerpause im Gazakrieg und die Freilassung weiterer Geiseln. Das israelische Fernsehen berichtete, der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, sei in dem Emirat mit Vermittlern zusammengetroffen. Man gehe davon aus, dass die Gespräche mindestens zwei Wochen lang dauern könnten.
Hamas-Chef Ismail Haniyeh warf Israel allerdings vor, mit dem Militäreinsatz im Shifa-Krankenhaus in Gaza die Verhandlungen über eine Waffenruhe zu sabotieren. "Das gezielte Vorgehen gegen Polizisten und Regierungsvertreter zeigt ihre Bemühungen, Chaos zu säen und die Gewalt aufrechtzuerhalten", erklärte der in Katar lebende Chef der islamistischen Palästinenserorganisation am Dienstag. Dies offenbare auch "einen Willen, die in Doha laufenden Verhandlungen zu sabotieren", erklärte er weiter.
Die Hamas hatte den Vermittlern Katar, Ägypten und USA kürzlich einen neuen Vorschlag vorgelegt. Darin verlangt die Hamas nicht mehr, dass Israel den Krieg beendet, bevor die ersten Geiseln gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen ausgetauscht werden. Dem Vorschlag zufolge würden die Islamisten eine nicht nur vorübergehende Einstellung der Kampfhandlungen durch Israel erst zur Voraussetzung für eine zweite Phase der Geiselfreilassungen machen. Israel ist jedoch laut Medien pessimistisch und spricht weiter von unrealistischen Forderungen der Terrororganisation.