Israel tötet 50 Hamas-Kämpfer in Shifa-Krankenhaus: Aber auch zahlreiche zivile Opfer
Die israelische Armee setzt ihren Einsatz im Shifa-Krankenhaus im Gazastreifen fort und meldet mehr als 50 getötete Terroristen. Unterdessen werden aus Rafah israelische Luftangriffe mit zahlreichen zivilen Toten gemeldet. Während die UNO vor einer drohenden Hungerkatastrophe warnt, haben neue Verhandlungen zu einer Feuerpause begonnen.
Gaza – Man gehe im Al-Shifa-Krankenhaus gezielt gegen Infrastruktur der islamistischen Hamas vor, hieß es am Dienstag in einer Mitteilung des Militärs. „Die Truppen haben Terroristen bei Gefechten aus nächster Nähe ausgeschaltet und Waffen gefunden“, teilte mit Armee weiter mit. „Bisher haben die Truppen mehr als 50 Terroristen getötet und rund 180 Verdächtige festgenommen.“
Die Angaben des Militärs ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Bei dem Einsatz in der Klinik sind bisher zwei israelische Soldaten getötet worden, wie das Militär weiter erklärte. Auch in anderen Regionen des Gazastreifens gingen die Kämpfe weiter.
Zahlreiche Tote bei israelischen Luftangriffen
Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde teilte am Dienstag mit, binnen 24 Stunden seien im Gazastreifen 93 weitere Menschen getötet und 165 verletzt worden. Es sei unter anderem zu Luftangriffen auf Häuser und Wohnungen in Rafah, sowie auf ein Haus in einem Flüchtlingslager im Zentrum des Gazastreifens gekommen.
Damit seien seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als fünf Monaten insgesamt 31.819 Menschen im Gazastreifen getötet und knapp 74.000 weitere verletzt worden. Auch diese Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Nach Darstellung der israelischen Armee kämpft die Hamas weiterhin systematisch von Krankenhäusern und zivilen Einrichtungen aus und nutzt Zivilisten und Patienten als menschliche Schutzschilde. Die Terrororganisation Hamas dementiert hingegen, Kliniken für militärische Zwecke zu nutzen.
Angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer und der katastrophalen Lage im Gazastreifen steht Israel international immer stärker in der Kritik.
UNO-Hochkommissar sieht Hunger als Kriegsmethode
Der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, sieht Anzeichen dafür, dass Israel den Hunger im Gazastreifen als Kriegsmethode einsetzt. Dies sei ein Kriegsverbrechen, teilte er am Dienstag in Genf mit. Die Feststellung, ob dies tatsächlich passiere, müsse aber von Gerichten getroffen werden, sagte ein Sprecher seines Büros.
Die Vereinten Nationen hatten am Montag vor einer Hungerkatastrophe gewarnt. Etwa 1,1 Millionen Menschen seien dort in der schlimmsten Notlage. „Die Situation mit Hunger, Verhungern und Hungersnot ist eine Folge der umfassenden israelischen Beschränkungen bei der Einfuhr und Verteilung von humanitärer Hilfe und Handelsgütern, eine Folge der Vertreibung des größten Teils der Bevölkerung sowie der Zerstörung wichtiger ziviler Infrastruktur“, teilte Türk mit.
Verhandlungen über Feuerpause
Unterdessen begannen in Katar neue Verhandlungen über eine Feuerpause im Gazakrieg und die Freilassung weiterer Geiseln. Das israelische Fernsehen berichtete, der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, sei in dem Emirat mit Vermittlern zusammengetroffen. Man gehe davon aus, dass die Gespräche mindestens zwei Wochen lang dauern könnten.
Die Hamas hatte den Vermittlern Katar, Ägypten und USA kürzlich einen neuen Vorschlag vorgelegt. Darin verlangt die Hamas nicht mehr, dass Israel den Krieg beendet, bevor die ersten Geiseln gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen ausgetauscht werden.
Dem Vorschlag zufolge würden die Islamisten eine nicht nur vorübergehende Einstellung der Kampfhandlungen durch Israel erst zur Voraussetzung für eine zweite Phase der Geiselfreilassungen machen. Israel ist jedoch laut Medien pessimistisch und spricht weiter von unrealistischen Forderungen der Terrororganisation. (TT.com, APA, dpa, Reuters)