Ruf nach fairer Vergabepraxis für KMU
Damit neben den „Big Playern“ auch kleine und mittlere Bauunternehmen in öffentlichen Vergabeverfahren berücksichtigt werden, pocht die Tiroler Landesinnung Bau auf Unterstützung der Gemeinden. Eine Fibel dient als praktischer Wegweiser.
Die mehr als 40.000 kleinen und mittleren Bauunternehmen (KMU) in Österreich bilden das Rückgrat der heimischen Wirtschaft – immerhin stellen sie Zehntausende Arbeitsplätze zur Verfügung und bilden eine Vielzahl an Lehrlingen aus. Dennoch kommen KMU sowie Unternehmen im Baunebengewerbe bei den immer komplexer werdenden Vergabeverfahren häufig nicht zum Zug – und das trotz hervorragender Produkte und Dienstleistungen.
Zahlreiche Hürden
„Aufgrund von überzogenen Eignungs- bzw. Auswahlkriterien werden KMU bei Bauprojekten zunehmend nicht einmal zur Angebotslegung zugelassen. Auch diverse Zuschlagskriterien und hohe Anforderungen sorgen für Benachteiligung”, adressiert Anton Rieder, Landesinnungsmeister und Vizepräsident der Tiroler Wirtschaftskammer, das massive Ungleichgewicht im aktuellen Vergabesystem.
„Es ist essenziell, dass das Geld in der Region bleibt, um regionale Wertschöpfung und Arbeitsplätze zu sichern – gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten.“
Anton Rieder Landesinnungsmeister
Auch angesichts der Tatsache, dass die jährlich rund 25.000 öffentlichen Aufträge etwa 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachen, betont Rieder die Notwendigkeit, das Vergabeverfahren zu überdenken: „Es ist essenziell, dass das Geld in der Region bleibt, um regionale Wertschöpfung und Arbeitsplätze zu sichern – gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten.“
Ball liegt bei Gemeinden
Nicht das Gesetz, sondern die operative Umsetzung legt KMU Stolpersteine in den Weg. Rieder sieht daher vor allem die Gemeinden in der Pflicht: „Die Möglichkeiten müssen – unabhängig der Verfahrensart – voll ausgeschöpft werden, damit KMU eine faire Chance erhalten.” Die Gemeinde trägt als Bauherr die Verantwortung für die Gestaltung ihrer Projekte und kann die jeweilige Vergabemethode – auch zugunsten von KMU – bestimmen. Das Best- statt Billigbieterprinzip müsse gestärkt werden.
Fibel garantiert fairen Wettbewerb
Um eine ganzheitliche Bewertung vorzunehmen, hat die Bauinnung eine Vergabefibel als praxisorientierten Wegweiser ausgearbeitet. Sie soll Auftraggebern Anhaltspunkte bieten, um KMU bei der Ausschreibung von Bauleistungen verstärkt mit ins Spiel zu bringen. „Das Ampelsystem bietet eine ausgezeichnete Richtlinie, um Vergabekriterien so anzupassen, dass sie KMU nicht benachteiligen“, erklärt Rieder und betont: „Es liegt im Interesse aller Marktseiten, die Teilnahme von KMU am Wettbewerb zu ermöglichen und zu fördern.”