Krieg in Nahost

Sieben NGO-Mitarbeiter bei bei Angriff Israels im Gazastreifen getötet

Im Norden des Gazastreifens durchsuchten unterdessen medizinische Teams die Trümmer des Al-Schifa-Krankenhauses, um Verletzte und Leichen zu bergen.
© AFP

Mehrere Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen kamen bei einem Angriff auf ein Fahrzeug ums Leben. Die Hilfsorganisation macht Israel dafür verantwortlich. Das israelische Militär kündigte eine Untersuchung an. Die WCK setzt die Arbeit in der Region aus.

Gaza – Die Hilfsorganisation World Central Kitchen hat den Tod von sieben ihrer Mitarbeiter im Gazastreifen durch einen Luftangriff bestätigt und Israel dafür verantwortlich gemacht. „Das WCK-Team war in einer konfliktfreien Zone in zwei gepanzerten Fahrzeugen mit dem WCK-Logo und einem ungeschützten Fahrzeug unterwegs", schrieb die Organisation in einer Mitteilung am Dienstag. Die Organisation werde angesichts des tödlichen Vorfalls ihren Einsatz in der Region sofort stoppen und bald Entscheidungen „über die Zukunft unserer Arbeit treffen".

Australiens Premierminister Anthony Albanese bestätigte den Tod einer Staatsangehörigen und pochte auf den Schutz von Helfern.

„Dies ist eine Tragödie, die niemals hätte passieren dürfen", sagte Albanese laut australische Medien zu dem Angriff auf ein Fahrzeug von World Central Kitchen (WCK). Seine Regierung habe Israels Regierung wegen des Vorfalls, der „außerhalb aller vernünftigen Umstände" geschehen sei, direkt kontaktiert. Das Außenministerium in Canberra habe auch den israelischen Botschafter um einen Anruf gebeten. „Menschen, die humanitäre Hilfe leisten, und Zivilisten müssen geschützt werden", betonte der Regierungschef.

Israels Militär teilte mit, es führe „eine gründliche Untersuchung auf höchster Ebene durch, um die Umstände dieses tragischen Vorfalls zu verstehen".

Der Konvoi sei getroffen worden, obwohl man die Fahrt mit der israelischen Armee koordiniert habe, schrieb die Hilfsorganisation. Die Helfer hätten gerade ein Lagerhaus in der Ortschaft Deir al-Balah im zentralen Abschnitt des Gazastreifens verlassen, als sie beschossen worden seien. Dort hätten sie mehr als 100 Tonnen humanitärer Lebensmittelhilfe entladen, die auf dem Seeweg in den Gazastreifen gebracht worden sei.

Dies ist unverzeihlich.
Erin Gore, WCK-Geschäftsführer

„Dies ist nicht nur ein Angriff auf WCK, dies ist ein Angriff auf humanitäre Organisationen, die in schlimmsten Situationen kommen, in denen Nahrung als Waffe im Krieg eingesetzt wird", sagte der Geschäftsführer der Organisation, Erin Gore. „Dies ist unverzeihlich."

Die sieben Opfer stammten laut der Mitteilung aus Australien, Polen, Großbritannien und den Palästinensergebieten – zudem habe eines der Opfer die amerikanische und kanadische US-Staatsbürgerschaft.

Das Weiße Haus in Washington erklärte sich am Montagabend (Ortszeit) „untröstlich und zutiefst beunruhigt über den Angriff". Die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates, Adrienne Watson, schrieb auf X, humanitäre Helfer müssten geschützt werden, wenn sie „dringend benötigte Hilfe leisten". „Wir fordern Israel auf, rasch zu untersuchen, was passiert ist."

World Central Kitchen beteiligt sich an Hilfslieferungen für Gaza, die seit März von Zypern aus auf See das Kriegsgebiet erreichen. Die Organisation hat auch die Verteilung der Hilfsgüter übernommen und bereitet Mahlzeiten für Bedürftige zu.

Im Norden des Gazastreifens durchsuchten unterdessen medizinische Teams die Trümmer des Al-Schifa-Krankenhauses, um Verletzte und Leichen zu bergen. Die israelische Armee hatte am Montag nach einem zweiwöchigen Einsatz ihre Truppen von dort abgezogen. Der Einsatz richtete sich nach israelischen Angaben gegen ranghohe Hamas-Mitglieder in dem Komplex in der Stadt Gaza.

Ein israelischer Armeesprecher sagte am Montagabend, israelische Truppen hätten auf dem Klinikgelände „mehr als 200 Terroristen getötet" und mehr als 900 Menschen wegen des Verdachts auf „terroristische Handlungen" festgenommen. Ärzte und Zivilisten sagten AFP, mindestens 20 Leichen seien gefunden worden. (APA/dpa/AFP)