Strache-Interventionen bei Zeitungsmacher Wolfgang Fellner waren wohl erfolgreich
Der damalige „Österreich“-Geschäftsführer Fellner ersetzte auf Drängen des früheren FPÖ-Chefs Auftritte von Ewald Stadler durch ein FPÖ-Urgestein. Strache hatte mit einem Inseratenstopp gedroht. Er tauschte sich zudem mit dem Boulevardjournalisten Richard Schmitt aus.
Wien – Der frühere FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache intervenierte 2019 mehrfach beim damaligen Geschäftsführer der Mediengruppe Österreich, Wolfgang Fellner – und hatte damit offenbar Erfolg. Das geht aus Chats hervor, über die das Nachrichtenmagazin profil am Mittwoch berichtete. Strache beschwerte sich etwa über Auftritte des früheren FPÖ-Politikers Ewald Stadler bei den Fellner-Medien, wobei er mit einem Inseratenstopp drohte, und kritisierte einen unliebsamen Artikel.
Dass Stadler regelmäßig von der Mediengruppe Österreich, zu der etwa die Medien oe24 und oe24.tv gehören, eingeladen wurde, bezeichnete Strache in einer Nachricht an Fellner als "äußerst unfreundlichen Akt uns gegenüber". Zwar antwortete Fellner nicht, doch geht aus späteren Nachrichten hervor, dass Strache mit seiner Intervention wohl Erfolg hatte. Stadler wurde durch FPÖ-"Urgestein" Andreas Mölzer ersetzt. "Ich habe Ihnen auf Ihren Wunsch zugesagt, dass ich Stadler durch Mölzer ersetze und das auch sofort umgesetzt – aber das geht natürlich nur wenn er da ist", schrieb Fellner, nachdem sich Strache über einen erneuten Auftritt Stadlers beschwert hatte und einen Inseratenstopp in den Raum stellte.
Auch ein Bericht, der thematisierte, dass Strache einen Artikel von Holocaustleugnern geteilt haben soll, war dem damaligen FPÖ-Chef ein Dorn im Auge. Er beschwerte sich bei Fellner über "reinste Hetze und schäbigste Diffamierung". Fellner teilte mit, dass er zwar auf den Malediven weile, aber "sofort" veranlasse, "dass die Story offline genommen wird. Das nenne ich Kooperation." Fellner reagierte bisher weder auf APA- noch auf profil-Anfrage.
Strache und Schmitt chatteten über „tolle Zusammenarbeit“
Strache tauschte sich 2019 zudem mit dem Boulevardjournalisten Richard Schmitt aus. Dieser war damals in der Kronen Zeitung für den Onlinebereich zuständig. In einer Nachricht, die dem "Kurier" vorliegt, dankte Strache Schmitt für die "wirklich korrekte Berichterstattung". Schmitt dankte wiederum für die "stets tolle Zusammenarbeit". Nachsatz: "Leider fährt die Print ja sehr oft einen anderen 'Kurs'". Strache wollte daraufhin wissen, wie man bei der Printlinie der Krone gegensteuern könne. "Schwierig", so Schmitt. Er verwies aber auf "eine neue tolle Geschicht als Aufmacher, die Herbert Kickl hilft". Im Printbereich sei diese aber nur "klein" gewünscht.
Strache erkundigte sich auch nach Anweisungen aus der Krone-Chefetage bezüglich der Berichterstattung und der Linie gegenüber der FPÖ. "Nein, derzeit gibts leider viel zu wenig Anweisungen... machen einige, was sie wollen", bedauerte Schmitt in einer Nachricht. Bei den "Anweisungen" habe es sich lediglich um die Blattlinie gehandelt, hielt Schmitt gegenüber dem profil fest. Es würden derartige Nachrichten von ihm auch im Austausch mit Politikern anderer Parteien existieren. "Dass Politiker Journalisten kontaktieren, um ihre Inhalte/Ansichten in deren Medien unterzubringen, ist wirklich nicht neu", so Schmitt.
Strache suchte in Schmitt aber offenbar auch einen Verbündeten für einen ORF-Umbau samt Abschaffung der GIS-Gebühr und Umwandlung in eine AG. "Da habe ich mein Wissen über die politische Verhaberung von bekannten ORF-Mitarbeitern angeboten, damit derartige Unsitten endlich abgestellt werden", ließ Schmitt wissen.
Meri Disoski, Fraktionsführerin der Grünen im U-Ausschuss zum "rot-blauen Machtmissbrauch" sah in den Chats ein "altbekanntes Bild". "Unabhängige Medien sind der FPÖ ein Dorn im Auge, die Blaupause liefert Orban", schrieb sie auf X (früher Twitter). (APA)
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