Richtungsentscheid steht an: Wahlkrimi um Präsidentenamt in der Slowakei
In der Stichwahl wird ein knappes Rennen zwischen dem Regierungskandidaten Pellegrini und dem der Opposition, Ivan Korcok, erwartet.
Bratislava – Die Slowakei steht bei der Präsidentenwahl am Samstag vor einer Richtungsentscheidung: In der Stichwahl treten Ex-Außenminister Ivan Korcok (60) und Parlamentspräsident Peter Pellegrini (48) gegeneinander an. Nach dem überraschenden Sieg Korcoks in der ersten Wahlrunde wird ein knappes Rennen erwartet. Korcok wird von der pro-westlichen bürgerlichen Opposition unterstützt, Ex-Premier Pellegrini vom links-nationalistischen Regierungslager.
Der Wahlkampf ging am Mittwoch mit dem letzten großen Fernsehduell der beiden Bewerber zu Ende. Beobachter erwarteten das spannendste Rennen seit Einführung der Direktwahl des Staatsoberhauptes im Jahr 1999.
Umfragewerte hatten vor der ersten Wahlrunde Pellegrini noch klar favorisiert. Als amtierender Vorsitzender des slowakischen Nationalrats war er in den Medien stark präsent. Zudem gehört er schon seit Langem zu den beliebtesten Politikern des Landes. In guter Erinnerung ist vielen Slowaken seine Zeit als Regierungschef. Zwei Jahre lang hatte er diesen Posten inne, nachdem sein Vorgänger Robert Fico nach einem Mord an einem Investigativjournalisten im Jahr 2018 zurücktreten musste.
Sieg Korcoks in erster Runde als Überraschung
Umso überraschender war der deutliche Sieg Korcoks, der seinen Rivalen Pellegrini im ersten Wahldurchgang um über fünf Prozent hinter sich lassen konnte.
Der Ex-Diplomat, der sein Land einst in Österreich, Deutschland, der Schweiz sowie bei der EU und der NATO vertreten hatte, schaffte es schlicht, seine Anhänger besser zu mobilisieren. „Sie können nicht alles haben!“, lautete sein Wahlmotto – eine Anspielung auf drohende Machtkonzentration in den Händen von Ficos Koalition, die nach den Posten des Ministerpräsidenten und Parlamentsvorsitzenden jetzt auch noch den Präsidentenpalast besetzen wolle.
Fico baut Land um
Nach der Parlamentswahl im vergangenen Herbst kehrte der Linkspopulist Fico allen Skandalen zum Trotz an die Macht zurück, auch dank der Unterstützung Pellegrinis und seiner Partei „Hlas“ („Stimme“), die als drittstärkste Kraft Königsmacherin war. Fico begann, die Slowakei nach seinen Vorstellungen umzugestalten, unter anderem mit einer umstrittenen Justizreform oder mit Eingriffen in öffentlich-rechtliche Medien. Militärhilfe an das von Russland angegriffene Nachbarland Ukraine stoppte er, Pellegrini betonte freilich zuletzt, die Slowakei sei fest in EU und NATO verankert. Man müsse aber auch „nationalstaatliche Interessen“ schützen. (TT, APA)