„Name im Dorf nicht gebräuchlich“

Belasteter Name geändert: Dollfuß-Kapelle in Pettnau wurde offiziell umbenannt

Gebräuchlich war der belastete Name im Dorf ohnehin nicht, nun wurde er auch offiziell geändert. Bis die Umbenennung in Internetquellen wie Google Maps vollzogen ist, kann es freilich dauern.
© Michael Domanig

Die Marienkapelle in Pettnau scheint, vor allem in offiziellen Internetquellen, nach wie vor als "Dollfuß-Kapelle" auf. Bereits Ende Jänner hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen, den Namen (der im Dorf selbst offenbar nicht gebräuchlich war) auch offiziell zu ändern. Online bemüht man sich ebenfalls um Korrektur.

Pettnau – Von den – mittlerweile mit einer Erklärtafel versehenen – Kruckenkreuzen am ehemaligen Widum in Kalkstein/Innervillgraten über Gedenktafeln bis hin zu Fresken in mehreren Pfarrkirchen: In Tirol sind nach wie vor viele Spuren des Dollfuß-Regimes der 1930er-Jahre (von Historikern mit Begriffen wie Autoritäter Ständestaat, Austrofaschismus oder Kanzlerdiktatur bezeichnet) im öffentlichen Raum zu finden, teils ohne jeden Kommentar und ohne Einordnung.

In Pettnau hat man heuer reagiert: Auf Betreiben mehrerer Institutionen – allen voran des Lehrkörpers der Volksschule sowie des Pfarrgemeinderates und Pfarrkirchenrates von Leiblfing – hat der Gemeinderat Ende Jänner einstimmig beschlossen, dass die „Dollfuß-Kapelle“ unweit des Gemeindeamtes in Marien­kapelle umbenannt wird, wie Bürgermeister Martin Schwaninger bestätigt.

„Geschichte gehört aufgearbeitet“

Es handle sich um eine „offizielle Klarstellung“, denn der belastete Name sei im Dorf nicht gebräuchlich und ihm persönlich zuvor auch gar nicht bekannt gewesen. Auf Google Maps und in anderen Internetquellen scheint er jedoch (weiterhin) auf. „Unsere Amtsleiterin setzt sich nun dafür ein, dass auch dort die Namensänderung vorgenommen wird“, erklärt der Bürgermeister, dies werde jedoch noch einige Wochen dauern. Im Zuge einer Neugestaltung des Platzes rund um die Kapelle könnte vor Ort auch eine Infotafel angebracht werden. „Diese Geschichte gehört aufgearbeitet, wird sind da auf einem guten Weg“, schließt Schwaninger.

Laut Tiroler Kunstkataster wurde die „gemauerte Kapelle mit dreiseitigem Chorschluss und leicht geschmiegtem, steilem Satteldach mit Schindeldeckung" um 1700 erbaut und später stark erneuert. An der Giebelfassade über dem Eingang befindet sich ein Marienmonogramm, im kreuzgewölbten Innenraum ein modernes Pietàfresko, das um 1930 von Johannes Obleitner geschaffen wurde. Nähere Hintergründe zum Namen "Dollfuß-Kapelle" sind der Quelle nicht zu entnehmen.

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