Pflanzen existieren nicht

Betrügerische Plattform: Groß-Razzia wegen virtuellem Vertrieb von Cannabis-Gewächshäusern

Bei einer groß angelegten Razzis wurden 33 Wohnungen und Geschäftsadressen in Deutschland, Lettland, Estland und Polen durchsucht.

Berlin – Im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen eine weltweit agierende betrügerische Internetplattform für virtuelle Cannabis-Gewächshäuser hat die Polizei eine großangelegte Razzia durchgeführt. Beamte durchsuchten 33 Wohnungen und Geschäftsadressen in Deutschland, Lettland, Estland und Polen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft in Berlin am Freitag gemeinsam mitteilten. Gegen einen 55-Jährigen und einen 60-Jährigen – beide Deutsche – wurde Haftbefehl erlassen.

Die Plattform "Juicy Fields" soll seit 2020 sogenanntes E-Growing angeboten haben, bei dem Investoren sich angeblich über virtuelle Gewächshäuser an Anbau, Ernte und Verkauf von medizinischen Cannabispflanzen beteiligen sollten. Allerdings sollen die Pflanzen in Wahrheit gar nicht existiert haben. Vielmehr habe es sich um ein groß angelegtes Schneeballsystem gehandelt, hieß es am Freitag von den Ermittlungsbehörden.

Einnahmen von 645 Millionen Euro

Bisherigen Auswertungen zufolge sollen fast 190.000 Anleger insgesamt rund 645 Millionen Euro an "Juicy Fields" bezahlt haben. Die Betrugsopfer sollen in 35 Ländern leben. Bereits im August 2022 hatte es Durchsuchungen bei mutmaßlichen Verantwortlichen der Plattform in Berlin gegeben. Die Auswertung der damals beschlagnahmten Unterlagen und Daten seien der Grund für die jetzigen Durchsuchungen, erklärten Polizei und Staatsanwaltschaft. Mittlerweile werde gegen 31 Personen ermittelt – zunächst waren es zwölf. Zudem hätten seit 2022 zahlreiche weitere mutmaßliche Geschädigte Anzeige erstattet.

Gegen die Hauptverantwortlichen der Internetplattform, über die die Geschäfte abgewickelt worden sein sollen, wird wegen des Verdachts des banden- und gewerbsmäßigen Betruges ermittelt, wie es hieß. Sie sollen von Russland aus agiert haben. (APA, AFP, dpa)