Mobile Labore gefordert

Drogenlenker werden oft nicht ertappt: Dunkelziffer liegt bei 250.000 Fällen pro Jahr

Bis zu 250.000 Menschen lenken jedes Jahr ein Fahrzeug, obwohl sie unter Drogeneinfluss stehen. Experten fordern den Einsatz von Speicheltests und mobilen Laboren.

Wien – Die Zahl der Anzeigen wegen Fahrens unter Einfluss von Drogen steigt. 2023 gab es fast 8700 Anzeigen, 2017 waren es erst 1500. Die tatsächliche Zahl der Drogenlenker und -lenkerinnen schätzt das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) auf Basis einer Studie aber auf bis zu 250.000 pro Jahr. Als Konsequenz fordern die Sicherheitsfachleute strengere Kontrollen, auch mit Einsatz neuer Technologien.

Bei der Studie gaben fünf Prozent der Befragten an, in den vergangenen zwölf Monaten unter Drogeneinfluss einen Pkw gelenkt zu haben. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung sind das rund 250.000 Personen. Seit einer Vergleichsstudie im Jahr 2021 ist die Anzahl der Drogenlenker damit um 23 Prozent gestiegen. In Wien hat die Anzahl von 50.000 auf 75.000 zugenommen, in der Region Mitte-Süd (Burgenland, Steiermark, Kärnten) hat sie sich sogar mehr als verdoppelt. „Für die allgemeine Verkehrssicherheit ist es daher sehr wichtig, hier neue Maßnahmen zu setzen“, sagte Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit beim KFV.

© Grafik: APA, Quelle: KfV

Vor allem sei es nötig, möglichst viele Tests in kurzer Zeit möglich zu machen. Dies funktioniert beim Alkohol mit rund zwei Millionen Kontrollen pro Jahr. Für Drogentests gibt es keine offiziellen Zahlen. KFV-Rechtsexperte Armin Kaltenegger schätzt die Anzahl aber auf rund ein Hundertstel der Alko-Tests. Das wären rund 20.000.

Um diese Zahl zu erhöhen, fordert das KFV, per Gesetz auch verdachtsfreie Drogenkontrollen möglich zu machen. Neue Technologien – Speichelvortests und Labore – sollten auch eine einfachere Abwicklung ermöglichen, hoffen die Fachleute: „Drogenkontrollen dürfen nicht weiterhin zu polizeibegleiteten Arztbesuchen mutieren.“

Strafbar ist in Österreich nicht der Konsum von Drogen an sich, sondern die tatsächliche Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit. Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) wollte bei Cannabis auf einen fixen Grenzwert –wie bei Alkohol – umstellen. Diesen Plan gab sie inzwischen mangels Zustimmung der ÖVP auf. (APA, TT)