Tiroler Ringer-Trio jagt in Istanbul einen großen Lebenstraum
Seit 20 Jahren war kein Tiroler Ringer mehr bei den Olympischen Spielen. Drei Akteure des Vorzeigsclubs RSC Inzing versuchen ab Donnerstag, diese Durststrecke zu beenden.
Istanbul – Mit dem Inzinger Daniel Gastl und Markus Ragginger verfügt Österreich in der griechisch-römischen Gewichtsklasse bis 97 Kilogramm über zwei Parade- Ringer. Pro Olympia-Quali-Turnier darf aber nur einer um das Paris-Ticket kämpfen. Anders als zuletzt in Baku – Gastl ging leer aus – muss der EM-Bronzemedaillen- Gewinner beim zweiten und letzten Quali-Turnier in Istanbul (ab Donnerstag) seinem Salzburger Rivalen den Vortritt lassen.
Gastl zieht dennoch alle Register, um sich erstmals für die Sommerspiele zu qualifizieren. Der 30-Jährige weicht in die Gewichtsklasse bis 130 Kilogramm aus und steigt bereits am Donnerstag als erster von drei Tirolern auf die Matte: „Ich habe so lange auf Olympia hintrainiert und möchte einfach jede Chance nutzen.“
Fasten muss Gastl in den Tagen vor dem Wettkampf also nicht. „Hinauffressen oder Kraft aufbauen bringt aber auch nichts. Da wird man träge.“ In dieser Gewichtsklasse hat Gastl Bundesliga-Erfahrung, international ist es eine Premiere: „Ein Finne hat sich vor drei Jahren in dieser Konstellation qualifiziert. Ich setze auf Schnelligkeit und Beweglichkeit.“ Die drei besten Ringer pro Gewichtsklasse schnappen sich bei der Welt-Quali die Olympia-Tickets.
Fulminante Kuenz-Rückkehr
Freistil-Ass Martina Kuenz (bis 76 kg) kämpft ab Freitag um ihren Olympia-Traum. Beim Comeback nach langer Verletzungspause wegen eines Kreuzbandrisses verblüffte die Halbfinalistin in Baku ihre Konkurrenz. Erst in der Vorschlussrunde scheiterte die Zirlerin an ihrer türkischen Dauer-Rivalin Yasemine Adar.
„In den ersten Minuten war die Enttäuschung über das verpasste Olympia-Ticket riesig. Jeder weiß: Martina hasst es, zu verlieren. Aber dann hat sich der Blickwinkel geändert. Alle haben ihr gratuliert. Jeder war überrascht, wie stark sie zurückgekommen ist“, weiß Benedikt Ernst, der Tiroler Sportdirektor im Österreichischen Ringsportverband, um die Klasse der 29-Jährigen.
Nach der Enttäuschung stand eine einwöchige Pause auf dem Programm, ehe drei Wochen in Salzburg trainiert wurde - extra für Kuenz wurden zwei Trainingspartner aus Georgien eingeflogen. „Das hat sehr gut funktioniert. Wir haben Kämpfe mit verschiedenen Gegnerinnen simuliert“, erklärte Ernst. Dem Zufall sei jedenfalls absolut nichts überlassen worden: „Aber das war bei Martina seit Tag eins nach der Verletzung das Motto.“
Greil steht vor wertvollen Erfahrungen
Der dritte Ringer vom RSC Inzing, Benjamin Greil (Freistil bis 86 kg), bestreitet ab Samstag sein erstes Quali-Turnier. „Er hat sich in der allgemeinen Klasse gut zurecht gefunden“, lobte Ernst die Entwicklung des Inzingers, der im September bei der WM in Belgrad den respektablen achten Platz belegt hatte.
Greil verpasste das erste erste Quali-Turnier wegen einer Knieverletzung. „Für Benni war das die erste richtige Verletzung. Das ist nicht so einfach, auch in psychischer Hinsicht“, betont Ernst und zeigt sich gespannt auf Greils Rückkehr auf die Matte.
Die letzte Tirolerin bei Olympia war Marina Gastl, die im Jahr 2004 in Athen den neunten Platz belegte. Zuvor hatte unter anderem Tirols Ringsportverbands-Obmann Franz Pitschmann mit vier Olympia-Teilnahmen geglänzt. Die möglichen Nachfolger sind in Istanbul motiviert bis in die Haarspitzen. Aker Schmid verpasst das zweite Quali-Turnier wegen einer erneuten Schulterverletzung, Michael Wagner verzichtete auf beide Quali-Turniere.
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