Das war das Finale in Malmö

Schweizer Nemo gewinnt den Song Contest 2024, Österreich landet nur auf vorletztem Platz

Nemo holte für die Schweiz den Sieg beim ESC in Malmö.
© TOBIAS SCHWARZ

Die Schweiz hat mit Nemo den 68. Song Contest in Malmö gewonnen. Kroatien landete auf dem zweiten Platz, die Ukraine auf dem Dritten. Für Österreich und Kaleen mit „We Will Rave“ reichte es nur für den vorletzten Platz.

Malmö ‒ Der Eurovision Song Contest bleibt seiner Rolle treu, in Fragen geschlechtlicher Vielfalt ein Vorreiter zu sein: Mit dem Schweizer Act Nemo hat die erste nonbinäre Person ‒ also ein Mensch, der sich weder als Mann noch als Frau definiert ‒ den größten Musikbewerb der Welt gewonnen. Nemo sicherte sich mit der Bombastnummer „The Code“ im schwedischen Malmö den Titel vor dem zuletzt höher favorisierten Kroatien.

Das Endergebnis

Kaleen auf vorletztem Platz: „Es ist ein Spiel“

Österreichs Kandidatin Kaleen landete am Abend hingegen auf dem enttäuschenden, vorletzten Platz mit lediglich 24 Punkten. „Ich bin überhaupt nicht enttäuscht. Das Entscheidende ist, dass ich da sein darf ‒ es ist so egal, wo man landet", zeigte sie sich Samstagnacht alles andere als niedergeschmettert. Sie habe ihren Auftritt rundum genossen: „Ich war null nervös, habe alles aufsaugen können. Ich hatte eher das Gefühl, dass ich ein Intervall-Act bin und nicht Teil des Wettbewerbs.“

„Überhaupt nicht enttäuscht“ von ihrer Platzierung zeigte sich Österreichs Kandidatin Kaleen.
© TOBIAS SCHWARZ

Dass sich ihr Lied „We Will Rave“ letztlich mit 19 Punkten von den internationalen Jurys und 5 Punkten vom Publikum eher als Expertensong entpuppte, hat die 29-Jährige dann aber doch überrascht: „Eigentlich hatte ich das nicht erwarten. Aber es zeigt, dass man nie wissen kann, wohin die Reise geht. Es ist ein Spiel, ein Wettbewerb.“

Und so geht der Blick der gebürtigen Oberösterreicherin schon wieder nach vorne, hat sie doch einen Plattenvertrag bei Global Records erhalten: „Es geht weiter zum nächsten Abenteuer.“ Beim 2. Halbfinale war Kaleen mit 46 Punkten auf Rang neun der 16 angetretenen Länder gelandet. Das ist den Detailergebnissen zu entnehmen, die Samstagnacht vom Veranstalter EBU (European Broadcasting Union) veröffentlicht wurden.

📽️ Video | Das war der Auftritt von Kaleen (Österreich)

Nemo: „Unglaublich stolz auf unsere gesamte Community“

Noch ein wenig euphorischer zeigte sich Nemo ‒ und zerbrach vor Aufregung gleich einmal die gläserne Siegtrophäe auf offener Bühne. Ein Ersatz wurde allerdings schnell besorgt. Der Schweizer Act verstand den Triumph in der Malmö Arena nicht nur als persönlichen Sieg: „Es macht mich unglaublich stolz ‒ nicht auf mich, sondern auf unsere gesamte Community.“

📽️ Video | Der Moment der Entscheidung

Der ESC sei ein Raum für Menschen, die gehört und verstanden werden müssten: „Wir brauchen mehr Mitmenschlichkeit und müssen uns mehr zuhören.“ Nemo stammt aus der Schweizer Kleinstadt Biel, lebt mittlerweile aber in Berlin und kann mit 24 Jahren bereits auf eine längere Musikkarriere zurückblicken.

📽️ Video | Das war der Auftritt von Nemo (Schweiz)

Letztlich kam der Sieg der Schweiz dennoch etwas überraschend, hatte doch der kroatische Kandidat Baby Lasagna zuletzt als deutlich größerer Favorit gegolten. Er landete nun auf Platz zwei mit einem gewissen Respektabstand. Während die Schweiz 591 Punkte erhielt, waren es für Kroatien 547. Die Schweiz mauserte sich dabei zum klaren Jurysieger, Kroatien konnte hingegen das Publikumsvotum für sich entscheiden. Die Ukraine folgte mit 453 Punkten auf Platz drei.

Jubel in Nemos Heimat, der Schweizer Kleinstadt Biel.
© FABRICE COFFRINI

Mit dem insgesamt dritten Sieg der Schweiz wandert der Song-Contest-Tross 2025 nun also in die Eidgenossenschaft, wobei jetzt noch nicht feststeht, welche Stadt sich zur Ausrichtung bereit erklärt. Der größte Musikbewerb der Welt wird alljährlich in Dutzenden Ländern weltweit ausgestrahlt, wobei allein das Finale von gut 150 Millionen Menschen verfolgt wird.

So hat Österreich gewählt

Nach dem Finale des 68. Eurovision Song Contests in Malmö hat die European Broadcasting Union (EBU) die Detailergebnisse des Publikumsvotings veröffentlicht: Während die Mitglieder der österreichischen Fachjury die Höchstpunktzahl an den Endsieger Schweiz vergeben hatten, wählte das heimische Publikum Kroatien bei der Abstimmung auf Platz eins. Die Stimmen von Fachjury und Zuschauern werden 50:50 gewichtet.

Votum des österreichischen Publikums:

  • 12 Punkte: Kroatien
  • 10 Punkte: Israel
  • 8 Punkte: Schweiz
  • 7 Punkte: Ukraine
  • 6 Punkte: Frankreich
  • 5 Punkte: Slowenien
  • 4 Punkte: Deutschland
  • 3 Punkte: Armenien
  • 2 Punkte: Irland
  • 1 Punkt: Italien

Votum der österreichischen Jury:

  • 12 Punkte: Schweiz
  • 10 Punkte: Italien
  • 8 Punkte: Kroatien
  • 7 Punkte: Armenien
  • 6 Punkte: Ukraine
  • 5 Punkte: Frankreich
  • 4 Punkte: Spanien
  • 3 Punkte: Irland
  • 2 Punkte: Estland
  • 1 Punkt: Norwegen

Thunberg bei Gegenprotesten abgeführt

Es bleibt abzuwarten, ob der Bewerb, der sich eigentlich als dezidiert unpolitisch versteht, in der Schweiz einen besseren Verlauf nimmt als im heurigen Jahr und wieder etwas zur Ruhe kommt. So war der ESC vor allem von vehementen Protesten gegen das Antreten Israels trotz des laufenden Gaza-Krieges überschattet. So gab es mehrere Großdemonstrationen in Malmö mit teils israelfeindlichen Parolen, in Zuge derer unter anderen auch „Fridays for Future“-Ikone Greta Thunberg abgeführt wurde. Und vor der ESC-Arena versammelten sich einige Hundert Protestierende und beschimpften die Zuschauer.

„Fridays for Future“-Ikone Greta Thunberg wurde bei der Demonstration von der Polizei abgeführt.
© IMAGO/Johan Nilsson/TT

Zugleich sah sich bereits die ganze Woche über die israelische Kandidatin Eden Golan, die letztlich mit ihrer Ballade „Hurricane“ auf Platz fünf landete, mit Protesten innerhalb der Halle konfrontiert. Größere Teile des Publikums buhten die 20-Jährige vor, nach, aber auch während ihrer Auftritte gnadenlos nieder und führten damit das ESC-Motto „United by Music“ letztlich ad absurdum.

Buhs setzte es im Finale auch für den einst beliebten EBU-Supervisor Martin Österdahl, der mit seinem Kultspruch „You're good to go“ die Bekanntgabe der Abstimmungsergebnisse in den Finalshows einläutet. Hintergrund ist hier die Disqualifikation der Niederlande vom Finale, weil Sänger Joost Klein vorgeworfen wird, eine bedrohliche Geste in Richtung einer Kamerafrau getätigt zu haben, die ihn gegen seinen Willen filmte.

Der niederländische Kandidat Joost Klein wurde disqualifiziert.
© TOBIAS SCHWARZ

Die EBU wertete dies als Verstoß gegen ihre Anti-Gewalt-Politik. Der öffentliche Rundfunk der Niederlande legte hingegen offiziellen Protest gegen die Entscheidung ein. (TT.com, APA)

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