Kritischer Filmemacher flüchtete vor der Folter im Iran
Der Berlinale-Gewinner Mohammad Rasoulof wurde im Iran zu acht Jahren Gefängnis und Auspeitschungen verurteilt. Jetzt ist er aus seiner Heimat geflohen. Beim Filmfestival von Cannes will er seinen neuen Film „The Seed of the Sacred Fig“ vorstellen.
Wenige Tage vor dem Beginn der Internationalen Filmfestspiele von Cannes hat der iranische Regisseur Mohammed Rasoulof sein Heimatland verlassen. Im Iran wurde Rasoulof kürzlich zu einer Haftstrafe von acht Jahren und Auspeitschung verurteilt. Sein persönliches Eigentum sollte beschlagnahmt werden. Dem 50-Jährigen wird „Verschwörung gegen die nationale Sicherheit“ vorgeworfen. Seit 2022 saß Rasoulof immer wieder in Untersuchungshaft. Rasoulofs neuer Film „The Seed of the Sacred Fig“ kommt in Cannes zur Weltpremiere.
„Ich bin meinen Freunden, Bekannten und den Menschen dankbar, die mir unter Einsatz ihres Lebens geholfen haben, die Grenze zu überqueren und mich in Sicherheit zu bringen“, schrieb Rasoulof in einem Eintrag auf Instagram zu einem Video, auf dem verschneite Berge zu sehen sind.
Der Iran „leidet unter den Stiefeln religiöser Tyrannei“
Er schließe sich nun einem „kulturellen Iran von Millionen Menschen im Exil an“, schreibt der Filmemacher. Außerdem kritisierte er, dass seine Heimat „unter den Stiefeln religiöser Tyrannei“ leide.
Rasoulof zählt zu den international bekanntesten Regisseuren Irans. 2020 wurde er für seinen Film „Es gibt kein Böses“ mit dem Goldenen Bären, dem Hauptpreis der Berlinale, ausgezeichnet. Das iranische Regime hat ihn schon vor Jahren mit Arbeits- und Ausreiseverbot belegt. Bereits 2017 wurde sein Reisepass beschlagnahmt.
Wie Rasoulof die Ausreise gelang, ist ist nicht bekannt. Viele Kritiker der iranischen Regierung versuchen, über die Gebirge an der Grenze zur Türkei nach Europa zu gelangen. Laut seinem französischen Filmverleiher hält sich der Regisseur derzeit „an einem nicht genannten Ort in Europa auf“. Ob er nun nach Cannes reisen wird, um dort seinen neuen Film persönlich vorzustellen, ist noch unklar.
„The Seed of the Sacred Fig“ wurde ohne Genehmigung gedreht. „Bevor die Geheimdienste der Islamischen Republik über die Produktion informiert wurden, konnten einige der Schauspieler den Iran verlassen“, erklärt Rasoulof auf Instagram. Viele seiner Mitarbeiter befänden sich jedoch noch im Iran „und werden vom Geheimdienst unter Druck gesetzt. Sie wurden langwierigen Verhören unterzogen. Die Familien einiger von ihnen wurden vorgeladen und bedroht. Wegen ihres Auftritts in diesem Film wurden Gerichtsverfahren gegen sie eingeleitet, und es wurde ihnen verboten, das Land zu verlassen.“
Das Regime übte Druck auf Rasoulof und seine Mitarbeiter aus
Weiter führte Rasoulof aus: „Sie stürmten das Büro des Kameramanns, und seine gesamte Arbeitsausrüstung wurde beschlagnahmt. Sie hinderten auch den Tontechniker des Films daran, nach Kanada zu reisen. Während der Verhöre der Filmcrew forderten die Geheimdienstler sie auf, mich unter Druck zu setzen, damit ich den Film vom Festival in Cannes zurückziehe. Sie versuchten, die Filmcrew davon zu überzeugen, dass sie die Geschichte des Films nicht kannte und dass sie zur Teilnahme an dem Projekt manipuliert worden war.“
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Die 77. Filmfestspiele von Cannes werden am Dienstagabend mit der Komödie „Le Deuxième Acte“ („Der zweite Akt“) eröffnet. Der mit französischen Stars wie Lea Seydoux, Vincent Lindon oder Louis Garrel besetzte Film von Quentin Dupieux läuft außerhalb des Wettbewerbs. Das Festival geht am 25. Mai mit der Vergabe der Goldenen Palme zu Ende. Heuer konkurrieren 22 Film um die renommierte Auszeichnung. Darunter auch Rasoulofs „The Seed of the Sacred Fig“. (dpa, APA, jole)