Evakuierungen in Deutschland: „Hochwasser, wie es nur alle 50 Jahre stattfindet“
Nach tagelangen Regenfällen kam es im Saarland und in Rheinland-Pfalz zu Überflutungen, Häuser mussten evakuiert werden. Mittlerweile sind die Unwetterwarnungen zwar aufgehoben, man rechnet aber mit einem weiteren Anstieg des Wasserpegels in den kommenden Tagen.
Mainz, Trier – Enorme Regenmengen haben im Saarland Überflutungen, Erdrutsche und voraussichtlich hohe Schäden verursacht. Über Verletzte war zunächst nichts bekannt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hob am frühen Samstagmorgen alle Unwetterwarnungen in Deutschland auf. Die Lage entspannte sich am Vormittag etwas. Am Samstag machte sich der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ein Bild von der Situation an Ort und Stelle.
Nach bisherigen Kenntnissen sind bei dem schweren Unwetter am Freitag mit stundenlangen Niederschlägen und großflächigen Überflutungen bis in die Nacht keine Menschen ums Leben gekommen. Bei einer Evakuierungsaktion habe es einen Verletzten gegeben, sagte der Sprecher des Lagezentrums. Ein Mensch sei ins Wasser gefallen und anschließend in ein Krankenhaus gebracht worden. Sein Zustand ist zurzeit unbekannt, hieß es vom saarländischen Innenministerium.
Auf Videos waren zur Hälfte im Wasser stehende Autos, im Hochwasser feststeckende Wohnwagen und zahlreiche überflutete Straßen zu sehen. Gebäude wurden notdürftig mit Sandsäcken geschützt, teilweise stehen ganze Straßenzüge unter Wasser. Das Lagezentrum in Saarbrücken registrierte bisher mehr als 3000 Polizei- und Rettungseinsätze im Bundesland. Allein die Polizei im Saarland verzeichnete bis zum frühen Samstagmorgen (7 Uhr) rund 1000 Einsätze. Hinzu kommen nach Angaben des Saar-Innenministeriums mehr als 2400 Einsätze von Feuerwehren und anderen Hilfsorganisationen.
Video | Hochwasserlage im Saarland nach Dauerregen katastrophal
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) machte sich am Samstagmittag im Saarland nach Dauerregen und Hochwasser ein Bild von der Situation. Scholz sicherte den Betroffenen bei seinem Besuch Unterstützung zu. „Jetzt steht die akute Hilfe im Vordergrund", sagte der SPD-Politiker am Samstag in der Gemeinde Kleinblittersdorf an der Saar. Wenn der Schaden besser einzuschätzen sei, werde man koordinieren, was zu tun sei, um denjenigen zu helfen, die in Not geraten seien.
„Wir haben da eine gute Praxis der Solidarität." Man werde schauen, was zu tun und notwendig sei. „Alle können sich darauf verlassen, dass das im besten Sinne geschieht." Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) sprach von der schwierigsten Lage im Saarland seit dem Jahrhunderthochwasser vor rund 30 Jahren. „Das Saarland befindet sich seit rund 36 Stunden im Ausnahmezustand", sagte die SPD-Politikerin. Sie habe Menschen gesehen, die um ihr Hab und Gut und einige sogar um ihr Leben gekämpft hätten. Gut sei, dass der starke Regen nachgelassen habe.
Es handle sich um ein Hochwasserereignis, wie es alle 20 bis 50 Jahre stattfinde, teilte das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz mit. Der DWD maß stellenweise mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter in nicht einmal 24 Stunden. Für diesen heftigen Regen seien Flüsse und Infrastruktur nicht ausgerichtet, sagte eine Meteorologin. Zum Vergleich: Im gesamten vergangenen Monat April waren im Saarland rund 74 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen worden - und dies war ein Sechstel mehr Niederschlag als normalerweise in dem Monat.
Weiterer Anstieg des Wasserpegels
Die Landeshauptstadt Saarbrücken rief ebenso wie mehrere Kreise eine Großschadenslage aus. Mehrere Gebäude im Stadtgebiet mussten evakuiert werden. Die Stadt richtete Ausweichquartiere in Schulen und ein Bürgertelefon ein. Im saarländischen Völklingen wurden wegen des anhaltenden Regens Straßenzüge vom Stromnetz genommen: „In Völklingen werden Schäden in Millionenhöhe erwartet, insbesondere im privaten Bereich", hieß es. (APA, dpa)