Von „streng geschützt“ auf „geschützt“

EU-Agrarminister dafür: Schutzstatus von Wölfen soll gesenkt werden

„Wir müssen hier handeln“, fordert Landwirtschaftsminister Totschnig bezüglich des Schutzstatus von Wölfen.
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Die Mehrheit der AgrarministerInnen der EU-Länder fordern eine Abstimmung der zuständigen Umweltminister über den Schutzstatus von Wölfen im Juni. Die EU-Kommission hatte im Dezember einen entsprechenden Vorschlag gemacht.

Brüssel, Wien – Eine Mehrheit der EU-Agrarministerinnen und -minister will den Schutzstatus von Wölfen senken und fordert eine Abstimmung dazu am 17. Juni im Rat der dafür zuständigen Umweltministerinnen und -minister, heißt es aus dem Landwirtschaftsministerium. Österreichs Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) hatte das Thema am Montag bei einem Treffen mit seinen EU-Kollegen in Brüssel aufs Tapet gebracht.

Wir müssen hier handeln.
Norbert Totschnig, Österreichs Landwirtschaftsminister

"Wir müssen hier handeln", forderte Totschnig vor dem Rat der EU-Landwirtschaftsministerinnen und -minister. Die EU-Kommission hatte im Dezember einen entsprechenden Vorschlag gemacht, dieser muss aber noch vom zuständigen Umweltministerrat abgesegnet werden. Erst dann kann die EU einen Abänderungsantrag für die Berner Konvention einbringen, in der der Schutzstatus der Tiere geregelt ist.

Zweidrittelmehrheit nötig

Konkret visiert die Brüsseler Behörde ein Absenken des Status von "streng geschützt" auf "geschützt" an. Da die Vertragsparteien die EU und ihre Mitgliedstaaten sind, kann ohne eine Änderung des Schutzstatus im Rahmen des Berner Übereinkommens der Status auf EU-Ebene nicht geändert werden. Es brauche eine Zweidrittelmehrheit unter den Vertragsparteien, um die Berner Konvention zu ändern, erklärte Totschnig am Montag.

Wenn die Umweltministerinnen und -minister noch vor dem Sommer eine Entscheidung träfen, könnte die Berner Konvention noch heuer geändert werden, so der Landwirtschaftsminister. Unterstützung erhielt Totschnig am Montag von seinen finnischen und französischen Kollegen. Die slowenische Staatssekretärin für Landwirtschaft Eva Knez sprach sich hingegen dafür aus, zusätzliche Daten zum Zustand der Wolfspopulation in Europa abzuwarten, bevor man entscheide.

Auch Deutschlands Minister dafür

Der Wolf habe in der Landwirtschaft nichts verloren, sagte Deutschlands Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Er sehe auch nicht, wie auf den Almen "vernünftiger Wolfsschutz" funktionieren könne. Überall Zäune einzuziehen, könne "nicht die Lösung sein". Özdemir deutete aber auch an, dass es in der deutschen Regierung noch keine einheitliche Position in der Frage gebe. Angesichts der anstehenden EU-Wahl rate er aber dazu, das Thema nicht "polemisch" anzugehen.

Aktuell gibt es laut einer Studie der EU-Kommission vom Dezember geschätzt 20.300 Wölfe in der Europäischen Union. Wölfe würden in der EU jährlich mindestens 65.500 Nutztiere töten, fast dreiviertel davon machten Schafe und Ziegen aus. (APA)