Goalie-Frage noch offen

Wer steht im ÖFB-Tor? Pentz als Favorit aufs Einserleiberl gegen Frankreich

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Windischgarsten – Nach dem Ausfall von Alexander Schlager zumindest für das erste EM-Spiel der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft gilt Patrick Pentz als erster Anwärter auf das Einserleiberl gegen Frankreich. Der 27-Jährige weiß aber, dass ihm der Fixplatz am 17. Juni in Düsseldorf nicht in den Schoß fällt. Er wolle Teamchef Ralf Rangnick mit starken Trainingsleistungen überzeugen, sagte Pentz am Donnerstag nach der ersten ÖFB-Einheit in Windischgarsten.

Die Verletzung von Schlager habe an seiner Situation nicht viel geändert. "Wenn ich beim Nationalteam bin, will ich immer spielen." Dass die Entscheidung über den Stammgoalie wohl noch länger auf sich warten lässt, ist für Pentz kein Problem. "Ich kann mit so etwas gut umgehen."

Der Salzburger und Schlager kennen einander seit langer Zeit, daher schickte Pentz auch unmittelbar nach Schlagers Knieblessur Genesungswünsche an den Pechvogel. "Verletzungen sind immer traurig. Am liebsten gewinnt man ein Duell sportlich."

Wiedersehen gegen Frankreich bei der EURO?

Pentz bestritt bisher fünf Länderspiele, gleich zwei davon in der Nations League gegen Frankreich. 2022 setzte es in Saint-Denis ein 0:2. Davor gab es in Wien ein 1:1, wobei sich Pentz dabei mit einem starken Auftritt für einen Auslandstransfer empfahl. Es folgte ein allerdings wenig erbauliches Engagement bei Stade Reims, wo es Pentz nur auf wenige Einsätze brachte. "An die Spiele gegen Frankreich sind die Erinnerungen sehr positiv, ans Land nicht", erklärte Pentz.

2023 folgte der Wechsel zu Bayer Leverkusen, der Werksclub verlieh den Keeper im vergangenen Sommer an Bröndby. Beim Club aus Kopenhagen avancierte Pentz schnell zum Stammtormann, der Meistertitel wurde in der letzten Runde mit einer 2:3-Heimniederlage gegen Aarhus haarscharf verpasst. "Meine Enttäuschung ist groß, vor allem für die Fans. 29.000 waren im Stadion, 60.000 beim Stadion", meinte der Ex-Austrianer.

Immerhin bietet die schnelle Übersiedlung zum ÖFB-Team eine willkommene Abwechslung. "Für mich ist das gut, alle sind gut drauf. Meine Clubkollegen werden sicher länger daran zu knabbern haben", vermutete Pentz. Sein Leihvertrag bei Bröndby ist ausgelaufen, die berufliche Zukunft offen. Stand jetzt geht es zurück zu Leverkusen. Ein zuletzt medial kolportierter Wechsel zum Bröndby-Erzrivalen FC Kopenhagen wird laut Pentz nicht zustande kommen. "Für mich gibt es in Kopenhagen nur einen Verein, und das ist der, bei dem ich gespielt habe. Das ist der beste und größte Verein in Dänemark."

Vorerst steht aber das Nationalteam im Mittelpunkt. Am Dienstag in Wien gegen Serbien und am darauffolgenden Samstag in St. Gallen gegen die Schweiz wird noch einmal getestet, ehe dann am 17. Juni der Ernstfall ansteht. "Wir haben gegen die Franzosen schon gezeigt, was möglich ist und dass wir auch gewinnen können", sagte Pentz mit Blick auf das 1:1 gegen den aktuellen Vizeweltmeister und EM-Favoriten.

Auch unter den Fans ist die Zuversicht groß, nicht umsonst kamen am Donnerstag trotz strömenden Regens 3.000 Zuschauer zum öffentlichen Training. "Seit dem Beginn der Ära von Ralf Rangnick ist der Hype immer größer geworden, und wir bringen es auch auf den Platz", betonte Pentz.

Krebserkrankung verschob Lindners Wertigkeiten

Heinz Lindner weilt erstmals seit März 2023 wieder im Kreis der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft. Der Oberösterreicher fungierte zum EM-Quali-Auftakt gegen Aserbaidschan (4:1) und Estland (2:1) noch als ÖFB-Einsergoalie, ehe bei ihm ein Hodentumor diagnostiziert wurde. Die Erkrankung ist mittlerweile überwunden, hat aber dennoch Spuren hinterlassen. "Man sieht Dinge mit anderen Augen", erklärte Lindner am Donnerstag in Windischgarsten.

"Dinge, die einen vorher genervt haben, sind jetzt in der Wertigkeit so weit unten, dass sie einen nicht mehr ärgern", meinte der 33-Jährige. "Es hört sich nach einer Floskel an, aber das Wichtigste ist, gesund zu sein. Ich schätze es jetzt mehr, aufzuwachen und zu wissen, gesund zu sein."

Lindners Erkrankung samt OP wurden im Mai des Vorjahres öffentlich, nach seiner Genesung spielte er beim FC Sion keine Rolle mehr. Daraufhin folgte im Winter eine Leihe zu Union Saint-Gilloise - bei den Belgiern wurde Lindner dreimal eingesetzt, sein Club blieb dabei gegen Frankfurt, Fenerbahce und St. Truiden ungeschlagen. Der Leihvertrag bei Saint-Gilloise ist zu Ende, eine Rückkehr zum wieder in die höchste Schweizer Liga aufgestiegenen FC Sion erscheint jedoch unrealistisch. "Man wird sehen, wie es sich weiter entwickelt. Ich werde sicher nicht zu Sion gehen, um Nummer zwei zu sein." Was einen möglichen neuen Arbeitgeber betrifft, gebe es bereits "einige Interessenten", erzählte Lindner.

Derzeit hat die Vereinssuche aber Nachrang gegenüber dem ÖFB-Team. Lindner möchte unbedingt am 7. Juni den Cut und damit den Sprung ins EURO-Aufgebot schaffen, doch allein schon die Nominierung für den Großkader sei "überwältigend" und "unglaublich schön" gewesen. "Es ist genauso wie früher, wir sind ein eingeschworener Haufen." Er werde nun "Training für Training 100 Prozent abrufen und dem Tormann-Team meine Erfahrung mitgeben", kündigte Lindner an.

Im Rennen um das Einserleiberl gilt der 33-Jährige neben den aktuell nominierten Patrick Pentz, Tobias Lawal und Niklas Hedl sowie dem momentan verletzten Alexander Schlager als Außenseiter. "Aber ich gehe es so an wie jeder von uns. Ich gebe im Training Vollgas und versuche, den Trainer zu überzeugen."