Doping-Affäre in China

Viele Fragen über den Umgang der Welt-Anti-Doping-Agentur mit Fällen in China offen

Positive Dopingfälle von chinesischen Schwimmern sollen nicht regelkonform abgeklärt worden sein.
© GEPA pictures/ Harald Steiner

23 chinesische Top-Schwimmer sollen trotz positiver Dopingtests unbestraft geblieben sein. Berichten zufolge habe die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) auf eigene Ermittlungen verzichtet. Der Chef der Deutschen Anti-Doping-Agentur (NADA) kritisiert: „Nach aktuellem Kenntnisstand stellen wir fest, dass das Regelwerk wohl unterschiedlich interpretiert wird oder werden kann."

Berlin – In der Affäre um mutmaßlich nicht geahndete Dopingfälle im chinesischen Schwimmen fordert die Nationale Anti-Doping Agentur Deutschland (Nada) eine transparente Aufarbeitung. „Es sind weiterhin viele Fragen im Blick auf den Umgang der Wada (Welt-Anti-Doping-Agentur) mit den Vorfällen im chinesischen Schwimmsport offen", sagte der Nada-Vorstandsvorsitzende Lars Mortsiefer am Dienstag bei der Jahres-Pressekonferenz in Berlin.

Die Wada habe einen unabhängigen Staatsanwalt zur Prüfung eingesetzt. „Wir erhoffen uns zeitnah klare, fundierte Antworten und Guidance für die Zukunft der Anti-Doping-Arbeit", sagte Mortsiefer. Dafür müssten auch die bisherigen Berichte und Statements in der Causa offengelegt werden. "Nur so kann das Vertrauen in die Integrität des internationalen Anti-Doping-Systems aufrechterhalten oder, sofern es den verloren gegangen ist, wiederhergestellt werden."

Nach Recherchen der ARD-Dopingredaktion und der New York Times sowie einem Bericht der australischen Zeitung Daily Telegraph waren 23 Top-Schwimmerinnen und -Schwimmer bei einem nationalen Wettkampf in China Anfang 2021 positiv auf das Herzmittel Trimetazidin (Hier erklärt ein ZDF-Experte auf) getestet worden.

Dopingmittel über die Hotelküche

Die Wada hatte die Ermittlungen nach eigenen Angaben mit der Begründung eingestellt, dass den Sportlern nach einem „mehrwöchigen Überprüfungsprozess" weder Verschulden noch Fahrlässigkeit anzulasten sei. Strafen seien nicht verhängt worden. Der chinesischen Anti-Doping-Agentur Chinada zufolge sind die positiven Dopingtests auf Verunreinigungen in einer Hotelküche zurückzuführen. Bei Olympia in Tokio gewann das 30-köpfige chinesische Team im Juli/August 2021 sechs Medaillen, darunter dreimal Gold.

Mortsiefer machte deutlich, dass die Nada anders mit einem solchen Fall umgegangen wäre. „Wir würden immer eine Benachrichtigung an den jeweiligen Athleten raussenden und ihn bei einer solchen Substanz unmittelbar vorläufig suspendieren", sagte er. Selbst wenn eine Kontamination im Raum steht, hätte dem mit Wada-akkreditierten Laboren nachgegangen werden müssen. „Nach aktuellem Kenntnisstand stellen wir fest, dass das Regelwerk wohl unterschiedlich interpretiert wird oder werden kann." (dpa)

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