Emotionaler Kampf um Erhalt der drei Tannen ist in Reutte voll entbrannt
Aufruf zur Ideensammlung – das Team Schimana wird einen alternativen Vorschlag in die nächste Gemeinderatssitzung einbringen. Sie kritisiert zudem, dass eine Agentur aus München beauftragt wurde, obwohl es mehrere Unternehmen in Reutte selbst gibt.
Reutte – Eigentlich ist alles beschlossen. Der Markt ist längst zur Stadt erhoben und in der vergangenen Gemeinderatssitzung das neue Logo mehrheitlich abgesegnet worden. Die Wort-/Bildmarke des Tourismusverbandes Naturparkregion Reutte wird – wie berichtet – auch für die Stadtgemeinde Reutte übernommen. Eigentlich. Wenn da nicht die zweitgrößte Gemeinderatsfraktion des Teams Schimana wäre, die sich überhaupt nicht damit abfinden kann. In einer Pressekonferenz ließ sie kein gutes Haar an der Abstimmung und kündigte an, in der kommenden Gemeinderatssitzung am 20. Juni einen neuen Vorschlag zu Abstimmung bringen zu wollen, in den das Reuttener Wappen eingearbeitet ist.
Nach der Entsorgung der „Drei Tannen“ aus dem Logo durch die Reuttener Mandatare von Bürgermeisterliste, Grünen und FPÖ seien die Reaktionen aus der Bevölkerung überwältigend, erklären Vize-BM Klaus Schimana, GR Klaus Eberle und Ersatz-GR André Schütter (alle vom VP-nahen Team Schimana). „Das wurde wesentlich emotionaler und ablehnender aufgenommen, als die Stadterhebung. Ich werde dauernd auf der Straße angeredet, habe Mails und WhatsApp bekommen“, schildert Schimana. „Im Pflegeheim haben Leute geweint, als sie es erfahren haben“, fügt Eberle hinzu.
Schimana ruft die Bevölkerung und heimischen Grafiker aus dem ganzen Bezirk auf aktiv zu werden. „Schicken Sie uns Vorschläge. Wir werden den Besten dem Gemeinderat in zwei Wochen vorlegen und verlangen, dass darüber noch einmal abgestimmt wird.“ Denn nichts spreche gegen zwei Botschaften in einem Logo (Stadtgemeinde Reutte plus Wappen), wie man an unzähligen anderen Städten und Märkten in Tirol sehe.
André (Schütti) Schütter ist Unternehmer in Reutte. Er steht für die Streetstyle-Modemarke Sucks und imago-Werbegrafik. Schütter kritisiert die Gemeindeführung gleich mehrfach. „Ich bin Obmann des Standort- und Entwicklungsausschusses. Dieser wäre prädestiniert gewesen, den neuen Außenauftritt nach der Stadterhebung mitvorzubereiten. Wir wurden damit aber gar nicht befasst.“ Noch mehr stört den Reuttener Unternehmer, dass ein Münchner Büro am grafischen Entwurf für das neue Reutte-Logo feilen darf. „Wir haben genug gute Leute in Agenturen im Ort, die das machen könnten.“ Die heimischen Unternehmen würden alle Kommunalsteuer in Reutte zahlen. Aber man müsse mit solchen Aufträgen ja nach Deutschland gehen. Die heimischen Grafiker hätten keine Chance bekommen, wundert sich Schütter. Schimana ergänzt, dass es an die zehn Agenturen im Außerfern geben würde, die allesamt in der Lage wäre gleiches zu leisten.
Eberle führte aus, dass das Reuttener Wappen mit den drei Tannen 1795 von Kaiser Franz I. verliehen worden sei. „Ein starkes Identifikationsmerkmal für die Gemeinde, das man jetzt einfach wegwirft.“ Die Tiroler Gemeindeordnung widme sich auf zwei Seiten dem Führen und Verwenden von Wappen. Ein Logo habe jede Firma, aber ein Wappen zu führen falle unter das Hoheitsrecht einer Gemeinde.
Vize-BM Klaus Schimana will den neuen Entwurf allen Fraktionen rechtzeitig vor der Gemeinderatssitzung zu kommen lassen und hofft auf eine breite öffentliche Diskussion. Sollte die Tannenrettung nicht fruchten, kann er sich auf TT-Nachfrage auch vorstellen, eine Volksbefragung zu initiieren. Wenn, dann zuerst einmal online, als Ultima Ratio vielleicht sogar über Unterschriften. Aber jetzt gelte es einmal die GemeinderätInnen zu überzeugen.