Drohbrief samt Schrotpatrone: Trentiner Landeshauptmann von Tierschützern wegen Bären bedroht
In der Botschaft in Druckbuchstaben wird Maurizio Fugatti aus den Reihen der Lega in Zusammenhang mit seinen Plänen zur Tötung gefährlicher Bären attackiert, berichteten lokale Medien.
Trient – Der Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti hat einen Drohbrief mit einer Schrotpatrone erhalten. In der Botschaft in Druckbuchstaben wird der Politiker aus den Reihen der Lega in Zusammenhang mit seinen Plänen zur Tötung gefährlicher Bären attackiert, berichteten lokale Medien. Die in dem Brief enthaltene Botschaft ist mit „Animal right militia" unterzeichnet und bezieht sich eindeutig auf das Bärenmanagement im Trentino.
Es ist nicht das erste Mal, dass Fugatti Drohungen erhält: Im Mai vergangenen Jahres hatte ein Angestellter des Postverteilzentrums von Gardolo bei Trient einen Umschlag mit einer an Fugatti adressierten Kugel gefunden. Der Landeshauptmann war im Jahr 2021 aufgrund von Drohungen, die er infolge seiner Maßnahmen zur Bärenbekämpfung erhalten hatte, unter Polizeischutz gestellt worden.
Seit Tötung von „Problembär“ im Visier von Tierschützern
Fugatti ist wegen der Tötung des „Problembären" M90 im Februar ins Visier von Tierschützern geraten. Der Bär sei von Trentiner Förstern „ohne Betäubung, mit schweren und unrechtmäßigen Leiden vor dem Tod, erlegt worden", hieß es in der Klage von Tierschützern. Der Beschluss wurde aufgrund eines Erlasses ergriffen, weil das Tier nach „Abschreckungsmaßnahmen, die sich als nutzlos erwiesen haben", als zu „vertrauensselig" und daher als gefährlich eingestuft wurde.
Die Entscheidung, den Bären zu töten, erfolgte nach einem Vorfall im Trentiner Tal „Val di Sole". M90 war zwei Freunden gefolgt, die auf einem Waldweg in der Gemeinde Mezzana spazieren gingen. Der Bär hatte sich den beiden bis auf zehn Meter genähert und war erst dann weggelaufen.
Analysen ergaben, dass es sich um M90 handelte, ein Tier, das als gefährlich gilt, da es in der Vergangenheit wiederholt übermäßige Vertrautheit mit Menschen gezeigt hatte und sich häufig auf städtischen und stadtnahen Straßen aufhielt. Aus diesem Grund hatte der Landesrat die Tötung des Bären beschlossen. Dank des Funkhalsbandes, mit dem das Tier ausgestattet war, wurde der Bär von Förstern lokalisiert und erschossen. Tierschützer protestierten vehement.
Mezzana liegt nur wenige Kilometer von Caldes entfernt, dem Dorf, in dem im April 2023 die Bärin Jj4 einen 26-jährigen Jogger tödlich verletzt hatte. Das Trentino hat zuletzt einen Gesetzesentwurf gebilligt, mit dem das Wachstum der Bärenpopulation eingedämmt werden soll. Er sieht die Möglichkeit vor, bis zu acht Tiere pro Jahr zu töten. Ihre Zahl beläuft sich laut der jüngsten Schätzung auf über 100. Laut Entwurf obliegt es dem Trentiner Landeshauptmann Fugatti, die Keulung problematischer Exemplare anzuordnen. Für den Antrag ist eine positive Stellungnahme des Landesrats erforderlich.
Debatte über Bären nach Tod von Jogger entbrannt
In Italien hat sich seit dem Tod des Trentiner Joggers die Debatte über das Zusammenleben von Bär und Mensch zugespitzt. Tierschützer fordern immer wieder, Menschen für die wilden Tiere zu sensibilisieren oder Wildtierkorridore einzurichten. Nach Angaben der Provinz Trient hat die Anzahl der Bären in dem Gebiet seit Beginn des EU-Projekts „Life Ursus" vor 24 Jahren massiv zugenommen. Statt wie geplant 50 haben sich etwa 100 Exemplare angesiedelt. (APA)
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