Fünfjähriger stirbt nach Erdrutsch bei Graz: „Mit Händen und Schaufeln gegraben“
Die Suche und Bergung des fünfjährigen Buben, der bei einem Erdrutsch in der Steiermark, war für die Einsatzkräfte schwierig und „besonders belastend“. Der ganze Ort stehe unter Schock. Im Kindergarten ist am Donnerstag ein Kriseninterventionsteam im Einsatz.
St. Marein bei Graz – Nach dem tragischen Unglück am Mittwoch, bei dem ein Fünfjähriger bei einem Murenabgang starb und ein weiteres Kind verletzt wurde, herrscht in der 3800-Einwohner-Gemeinde St. Marein bei Graz Fassungslosigkeit.
Wie berichtet, war eine Frau mit vier Kindern in unmittelbarer Nähe ihres Hauses im Wald spazieren. Zwei der Kinder waren ihre eigenen, die zwei anderen waren Freunde, die zu Besuch waren. Gegen 17 Uhr lösten sich rund 100 Kubikmeter an Erdreich und verschütteten den fünf Jahre alten Buben vollständig, ein zweites Kind teilweise. „Das ist ein geschätztes Gewicht von 200 Tonnen“, sagt Johannes Matzhold, Bereichsfeuerwehrkommandant in Feldbach, zur Kleinen Zeitung.
Fünfjähriger zwei Meter tief verschüttet
Die Polizei musste Suchhunde einsetzen, um den verschütteten Buben, der bei der einheimischen Familie zu Besuch war, zu finden. Der Bub lag rund zwei Meter in den Erdmassen, er konnte erst nach einer knappen Stunde geborgen werden. Das zweite Kind, ein siebenjähriger Bub, wurde mit dem Rettungshubschrauber in die Kinderklinik nach Graz geflogen. „Er wurde leicht verletzt“, hieß es am Donnerstag. Die beiden anderen Kinder, ein Sieben- und ein Neunjähriger, wurden nicht verschüttet und blieben unverletzt.
Am Donnerstag gab Christian Karner vom Bereichsfeuerwehrverband Feldbach weitere Details: „Passiert ist der tragische Vorfall im Wald im Nahbereich der Gemeindestraße, aufgrund der Topografie gibt es dort einen steilen Hang.“ Aus einer „Wand“ bei einer Abbruchkante seien die 100 Kubikmeter Erdreich herausgekommen, dadurch sei es zu dem folgenschweren Erdrutsch gekommen.
Der ganze Ort stehe unter Schock. Die Angehörigen werden von einem Kriseninterventionsteam betreut. Laut dem Bürgermeister sei am Donnerstag auch ein Team im Kindergarten, den der verstorbene Bub besucht hat. Die Kindergartenpädagogin war am Mittwoch selbst als Feuerwehrfrau im Einsatz.
Mit Händen und schaufeln gegraben
Der Einsatz war für die Feuerwehr, Polizei und Rettung schwierig und „besonders belastend“, sagte ein Sprecher des Landesfeuerwehrverbandes. „Da geht es um jede Sekunde und gleichzeitig mussten wir den Einsatzort absichern, um uns selbst nicht zu gefährden“, beschreibt er die Situation vor Ort. „Wir haben mit Händen und Schaufeln gegraben und alles gegeben“ so der Pressebeauftragter des Bereichsfeuerwehrverbandes Feldbach zur Kleinen Zeitung. Auch die Einsatzkräfte der Feuerwehr hätten die Möglichkeit, das Kriseninterventionsteam in Anspruch zu nehmen.
Insgesamt seien rund 140 Freiwillige aus neun Feuerwehren vor Ort. Auch mehrere Feuerwehrdrohnen kamen zum Einsatz. Noch Mittwochabend, nach dem Unglück, wurde im Feuerwehrhaus eine kleine Andacht für den verstorbenen Buben abgehalten. Auch der Bürgermeister von St. Marein, Franz Knauhs, ist gegenüber der Kleinen Zeitung fassungslos: „Es fehlen einem die Worte. Es ist unfassbar, was passiert ist. Wir haben alles gegeben. Man denkt als Mensch, als Vater, als Großvater – es ist einfach tragisch.“
Der Bezirksfeuerwehrkommandant beschreibt den Einsatz als „das Ärgste, was man sich in seinem Feuerwehrleben vorstellen kann“. Auch der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) traf noch am Abend vor Ort ein. Er dankte den Einsatzkräften für den „ganz beherzten Einsatz“. Auch drei Hubschrauber waren vor Ort stationiert.
In der Steiermark haben schwere Regenfälle seit voriger Woche Hänge durchnässt und an Dutzenden Stellen abrutschen lassen. Vielerorts hatten sich schon Hänge selbst in Bewegung gesetzt. Die Behörden warnten seit Tagen, beim Aufenthalt im Freien und vor allem an Gewässern höchste Vorsicht walten zu lassen. (TT.com)
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