Jubel, Enttäuschung, Zittern: Jagd nach letzten Olympia-Tickets hat es für die Tiroler in sich
Glück und Pech liegen oft nahe beieinander – vor allem jetzt, wenn es um die wenigen, letzten Startplätze für die Olympischen Spiele in Paris geht: Bei Sportschützin Nadine Ungerank flossen Tränen der Freude, Beachvolleyballer Martin Ermacora war jenen der Enttäuschung sehr nahe und Springreiter Max Kühner muss nach einem Handbruch noch um seinen Einsatz zittern.
Innsbruck – Was für ein Drama um die letzten Startplätze der österreichischen SportlerInnen für die Olympischen im Sommer in Paris. Die gute Nachricht zuerst: Sportschützin Nadine Ungerank schaffte es noch auf den letzten Drücker, einen Quotenplatz des internationalen Verbandes über die Rangliste zu ergattern, wie am Montag bekannt gegeben wurde.
„Olympia ist das, von dem man als Kind schon träumt. Als ich den Anruf bekam, war die Freude natürlich riesengroß“, strahlte die Zillertalerin selbst am Tag danach noch. Der Vorfreude vollkommen freien Lauf zu lassen, wagt Ungerank aber bislang noch nicht. Es sei erst eine Nominierung des Verbandes, die das Österreichische Olympische Comité noch bestätigen müsse: „Noch ist nichts fix, aber es sieht wohl schon gut aus.“
Nicht alle schaffen es, trotz höchstem Aufwand
Erleichterung stellte sich bei der 28-Jährigen dennoch etwas ein: „Jahrelang arbeitet man darauf hin, und nicht alle schaffen es trotz höchstem Aufwand und Einsatz, sich für die Spiele zu qualifizieren.“ Zuletzt sei auch noch nervenaufreibendes Warten dazu gekommen – was bis spätestens den 9. Juli, dem Tag der offiziellen Nominierung der österreichischen Olympia-Mannschaft, wohl zumindest teilweise noch andauern wird.
Für Beachvolleyballer Martin Ermacora zerplatze indes der Traum von Paris. Aktuell am Knie verletzt, hatte der 30-Jährige beim Nations Cup zuletzt in Jurmala nicht spielen können. Sein Beachpartner Philipp Waller war aber mit den weiteren österreichischen Kollegen dort noch um den letzten Quotenplatz über die Europa-Ausscheidung angetreten. Bis ins Finale hatten sich Waller und Co. dann gekämpft, hatten etwa einen souveränen 2:0-Erfolg gegen Gastgeber Lettland im Halbfinale gefeiert. Doch im Finale lief es nicht wunschgemäß: Nach einem 2:1-Sieg und einer 1:2-Niederlage musste ein einziger „Golden Set“ den allerletzten Zweikampf um das Ticket entscheiden. Den gewann Frankreich schließlich mit 15:10.
Von einer Achterbahnfahrt der Gefühle, sprach Ermacora, der zuhause mitgefiebert hatte, was besonders hart gewesen sei. Alle hätten eine tolle Leistung abgeliefert, lobte der Natterer, „vor allem Timo Hammarberg mit seinen erst 20 Jahren“. Dennoch blieben die Gedanken, was gewesen wäre, wenn Österreich in seiner stärksten Formation – neben Ermacora hatte ja auch Robin Seidl verletzt gefehlt – hätte antreten können, verwarf diese aber wieder: „Das wären nur Hättiwari-Überlegungen, das bringt nichts.“
Seinem Knie gehe es indes wieder besser. „Endlich bin ich schmerzfrei“, freut sich Ermacora. Jetzt gelte es, den Trainingsrückstand aufzuholen, ein Start in knapp zwei Wochen in Baden ist noch offen. Im Juli in Wien will er jedenfalls dabei sein, nach anderen Turnieren dann auch im Herbst in Innsbruck. Und bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles? Ermacora: „Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken macht. Das ist noch so weit weg.“
Verletzungspech ereilte auch Springreiter Max Kühner. Exakt sechs Wochen vor Eröffnung der Spiele in Paris zog er sich einen Handbruch zu. Während eines Rittes beim CSI4*-Nationenpreis in Sopot (POL). Kühner biss zwar die Zähne zusammen, wollte sogar beim nächsten Umlauf noch starten, ließ aber, als sich die Verletzung als Handbruch herauskristallisiert hatte, die Vernunft walten. „Am Montag wurde Max operiert und der Bruch mit Platten fixiert“, erklärte Equipe-Chefin der Springreiter Angelika May.
„Wenn einer das schaffen kann, dann Max“
Bitter, weil der 50-Jährige, der für das Reitsportzentrum Mauring Kitzbühel startet, als aussichtsreiche Hoffnung Österreichs für die Bewerbe vor dem Schloss Versailles gilt. „Es war ein richtiger Schockmoment“, beschreibt die Innsbruckerin May, die sich aber schon wieder zuversichtlich zeigt. Kühner habe bereits angekündigt, nächste Woche wieder im Sattel sitzen zu wollen: „Wenn einer das schaffen kann, dann Max. Er ist ein richtiger Kämpfer.“
Österreichs Pferdesportverband wird seine Olympiamannschaft für die Sprungreitbewerbe am Donnerstag nominieren. Es besteht die Chance, dass drei (Wahl-)Tiroler in Paris antreten: der Kitzbüheler Christoph Obernauer, der sich zuletzt wieder mit starken Leistungen in Szene gesetzt hatte, und Max Kühner sowie Gerfried Puck, weil sie für den gleichen Verein wie Obernauer starten.
Die voraussichtlichen Tiroler Starter den Olympischen Spielen
Knapp 80 Sportler werden Österreich bei den Sommerspielen in Paris (26.7.-11.8.) vertreten. Tirol winkt ein Rekord-Starterfeld (derzeit 13). Die offizielle Bekanntgabe erfolgt am 9. Juli.
- Klettern: Jakob Schubert
- Mountainbike: Laura Stigger, Mona Mitterwallner, Max Foidl
- Straßenrad: Christina Schweinberger
- Bahnrad: Tim Wafler
- Triathlon: Alois Knabl, Tjebbe Kaindl
- Schwimmen: Simon Bucher, Bernhard Reitshammer
- Sportschießen: Andreas Thum, Nadine Ungerank
- Segeln: David Hussl
Möglich:
- Breakdance: Fouad „Lil Zoo“ Ambelj
- Klettern: Jan-Luca Posch
- Tennis: Alexander Erler (Doppel)
- Straßenrad: Patrick Gamper
- Springreiten: Max Kühner, Christoph Obernauer, Gerfried Puck (Nominierung am 20. Juni)