Nächste Chance auf Medaille

Hitze macht Schwimmern zu schaffen: Bucher behält kühlen Kopf und ist wieder im Finale

Von Wasser umgeben sollte die Hitze doch erträglich sein? Mitnichten. Selbst Schwimmer wie Simon Bucher brauchen eine Extra-Portion Abkühlung.
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Kaum einer schmettert so schnell durchs Wasser wie er: Der Tiroler Simon Bucher hat schon EM-Silber und peilt am Donnerstag weiteres Edelmetall an. Über 100 m Schmetterling gilt er als noch stärker, schwamm sogar als Zweitschnellster ins Finale. Doch die Temperaturen derzeit in Belgrad lassen sogar Bucher schwitzen. Ist eine mögliche Medaille in Gefahr?

Belgrad – Die Schwimmbrillen sind längst verspiegelt, der aktuellen Hitze mit noch dazu kaum Schattenplätzen rund um die Schwimmsport-Arena in Belgrad ist schwerer beizukommen. „Obwohl wir im Wasser sind, muss gleich nach dem Lauf kaltes Wasser über den Kopf. Weil es echt brutal heiß ist. Auch das Beckenwasser wird immer wärmer“, stöhnt Simon Bucher.

Badeverbot im Vorlauf

Dennoch hat der Innsbrucker, der am Dienstag schon EM-Silber geholt hatte, seine „Pflicht“, wie es aufgrund seiner starken Leistungen inzwischen heißt, erledigt. Der 23-Jährige schwamm über 100 m Schmetterling erwartungsgemäß ins Semifinale: „Für den Vormittag echt ganz gut. Ich habe geschaut, dass ich den ersten 50er gut erwische, das hat ganz gut gepasst. Auf der zweiten Länge habe ich mir ein bisserl was gespart.“ Danach am Abend zog er weiter durch und schaffte es erneut ins Finale – in 51,54 Sekunden mit der Zweit-Schnellsten Zeit.

Nur baden wollte ich nicht. Ich wollte nicht riskieren, dass ich rausfliege.
Simon Bucher

Auch in 51,72 Sekunden im Vorlauf schmetterte er nur knapp langsamer als es für das Olympia-Limit nötig war, das er aber zuletzt mehrfach bestätigt hatte. Zu seiner Bestzeit 51,18 Sekunden, zugleich österreichischer Rekord, fehlen aber noch einige Zehntel. Doch für gewöhnlich kann sich Bucher im Finale meist steigern, zudem liegen ihm die 100 m Schmetterling auch besser als die 50 m – über diese Distanz ist er auch Vizeweltmeister. Was die Chancen auf Edelmetall noch erhöht: Der Vorlaufschnellste Noel Ponti (SUI/51,09 Sek.) verzichtete auf das Semifinale.

Als Drittschnellste mit der 4x100-m-Kraul-Staffel im Finale, am Ende auf Platz 5: Marijana Jelic, Cornelia Pammer, Lena Kreundl und Iris Julia Berger.
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Dabei ist der Innsbrucker nicht der einzige, der noch um ein Finale oder auch eine mögliche Medaille schwimmt. Die 4x100-m-Kraulstaffel der Damen mit Lena Kreundl, Iris Julia Berger, Marijana Jelic und Cornelia Pammer erreichte mit neuem österreichischen Rekord 3:43,33 Min, der alte stammte aus dem Jahr 2005, als Drittbeste das Finale. Kreundl war damals schon dabei und freut sich jetzt schmunzelnd auf eine Medaillenchance: „Da sieht man, wie alt ich schon bin. Das ist fast ein wenig nostalgisch. Aber Staffelrekord ist nur ein Viertel mein Verschulden, da gehören mehr dazu. Schauen wir, was am Abend geht.“ Und da wurde es mit 3:41,99 zwar neuerlich ein österreichischer Rekord, aber es wurde „nur“ Platz 5. Immerhin - nicht einmal eine Sekunde hinter Bronze.

Noch Rennen für die Tiroler

Wie für Bucher ging es auch für 200-m-Brust-Schwimmer Christoph Rothbauer noch um den Aufstieg ins Finale der besten Acht: „Der Vorlauf ist immer das Schwerste für mich. Man weiß nicht, wo man steht, wo die anderen stehen.“ Doch auch das Semifinale meisterte der Niederösterreicher. Er schwamm mit der siebtschnellsten Zeit (2:12,79 Min.) in sein erstes Langbahn-Finale.

Für die Tirolerin Lena Opatril war indes nach dem Vorlauf Endstation. Über 200 m Freistil kam sie in 2:03,43 Min. auf Rang 23. und blieb damit knapp zwei Sekunden über ihrer Bestzeit. Ihre nächste Chance: die 400 m Kraul zum Abschluss am Sonntag. Die ihres Bruder Leon: am Donnerstag in der 4x100-m-Kraulstaffel.

Die Tiroler Lena Opatril schwimmt zum Abschluss noch über 400 m Kraul.
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Der Absamer Bernhard Reitshammer, EM-Sechster über 100 m Brust, schwimmt indes noch zwei Mal: am Freitag die 50 m Brust und am Samstag die 100 m Rücken. Über letztere Distanz könnte sich auch noch Bucher dazu gesellen, der sich einen weiteren Olympiastart erhofft. Dafür müsste er als bereits fix Qualifizierter die „Olympic Consideration Time“ von 54,01 Min. unterbieten. Da allerdings in Belgrad unter freiem Himmel geschwommen wird, dürfte es aber schwer werden: Aufgrund der fehlenden Orientierung ohne einer Dachkonstruktion sind Topzeiten über die Rückendistanzen kaum zu erreichen.