30 Prozent aber gut abgesichert

Teuerung traf junge Menschen teils hart: Fast ein Drittel in Österreich armutsgefährdet

Über die Hälfte der befragten jungen Menschen kam im letzten Jahr mit ihrem Einkommen nicht immer aus.
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Rund ein Drittel der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen schätzt ihre finanzielle Lage laut einer neuen AK-Umfrage als prekär ein. Nur die Hälfte hat das Gefühl, mit politischer Beteiligung etwas bewirken zu können.

Wien – Die Teuerung hat junge Menschen in Österreich unterschiedlich stark getroffen. Das zeigt eine für die Arbeiterkammer (AK) erstellte Umfrage unter 16- bis 29-Jährigen. Insgesamt ein Drittel schätzt die eigene finanzielle Lage als prekär ein – für diese Befragten sind die Auswirkungen der Inflation deutlich drastischer. Darunter leidet auch das Vertrauen in die Institutionen. Nur insgesamt die Hälfte hat das Gefühl, mit politischer Beteiligung etwas bewirken zu können.

Einteilung der jungen ÖsterreicherInnen

  • Die oberen 30 Prozent der jungen Menschen sind finanziell gut abgesichert.
  • Die zweite Gruppe besteht aus den mittleren 40 Prozent. Kapital ist hier schon die Ausnahme.
  • Die dritte Gruppe besteht aus den unteren 30 Prozent. Ihre finanzielle Lage ist schlecht bis prekär.
Bei den „ärmsten“ 30 Prozent der Befragten könnten sich die meisten unerwartete Ausgaben von 1300 Euro nicht leisten.
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Über die Hälfte kam mit Einkommen nicht aus

Etwas mehr als die Hälfte der Befragten hat demnach im letzten Jahr finanzielle Rücklagen aufgebraucht, das Konto überzogen, im privaten Kreis geliehen oder einen Bankkredit aufgenommen. Rund ein Viertel konnte entweder nicht wie geplant umziehen oder musste sich wegen gestiegener Kosten ein neues Zuhause suchen. Etwa 20 Prozent begannen aufgrund der Kosten eine Aus- oder Weiterbildung nicht bzw. brachen diese sogar ab. All diese Auswirkungen sind in den finanziell schwächeren Schichten deutlich ausgeprägter.

Die Teuerungskrise frisst sich in die Zukunft junger Menschen – und damit auch in die Zukunft unseres Landes.
Martina Zanondella, Studienautorin

Rund 30 Prozent der 1200 Befragten sind demnach finanziell gut abgesichert – etwa durch eigene Einkünfte, die Unterstützung der Eltern oder gar prospektive Erbschaften. Für 40 Prozent reichen eigene Einkünfte bzw. die Unterstützung der Eltern jedenfalls aus. Für das letzte Drittel dagegen reicht es nur knapp bzw. gar nicht.

Insgesamt hat knapp die Hälfte aller Befragten im letzten Jahr aufgrund der Teuerung beim Lebensmitteleinkauf eingespart, 44 Prozent taten dies beim Urlaub. 41 Prozent schränkten sich beim Fortgehen ein, 36 Prozent schoben geplante Anschaffungen auf. Die jeweiligen Prozentwerte für das „untere Drittel“ sind jeweils deutlich höher – die Einschränkungen „ziehen sich aber bis in die Mitte hinein“, so Studienautorin Martina Zanondella bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.

Bei den jungen Menschen, die sich als finanziell gut abgesichert sehen, bekommen zwei Drittel Geld von den Eltern.
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Vertrauen in die Politik

Ebenfalls abgefragt wurde das Vertrauen in die Demokratie. Demnach ist nicht einmal ein Drittel der Jungen der Ansicht, „dass Menschen wie ich im Parlament gut vertreten“ sind. Nur 46 Prozent meinen, dass es „eine politische Partei gibt, die meine Anliegen ernst nimmt“. Und gerade die Hälfte glaubt, dass sie mit politischer Beteiligung etwas bewirken kann – diese Prozentwerte sind im unteren Drittel geringer, vor allem Lehrlinge sind pessimistischer.

Ihr Vertrauen gewinnen wir nur zurück, indem wir steigende Ungleichheit bekämpfen.
Ilkim Erdost, Bereichsleiterin für Bildung in der AK Wien

Die Bildungs-Bereichsleiterin der AK, Ildim Erkost, forderte unter anderem ein Aus für befristete Mietverträge und einen wirksamen Mietdeckel. Außerdem will die AK eine Preistransparenzdatenbank für Lebensmittel sowie keine volle Weitergabe der Inflation bei den Nutzungsentgelten öffentlicher Freizeiteinrichtungen und ein kollektivvertragliches Mindestlehrlingseinkommen von 1000 Euro sowie einen Anspruch auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld für Lehrlinge. Zum Gegensteuern richtet die AK außerdem einen eigenen Bildungscampus in Wien-Wieden ein.

Keine Überraschung: Urlaub ist vor allem für die unteren 30 Prozent schwer leistbar.
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Kritik von SPÖ und FPÖ

SPÖ und FPÖ orteten anhand der Ergebnisse des Monitors in Aussendungen unisono ein Versagen der türkis-grünen Regierung.

Für den ersten AK-Jugendmonitor wurden durch Foresight von Mitte Februar bis Anfang April 1.200 16- bis 29-Jährige mit Wohnsitz in Österreich befragt. Die Hälfte der Interviews fand telefonisch statt, die andere Hälfte online. Künftig soll der Monitor jährlich erstellt werden.