Auszeichnung für Architekt

Hermann Czech erhält Großen Österreichischen Staatspreis

Hermann Czech wird für sein Lebenswerk mit dem Großen Österreichischen Staatspreis, der höchsten Kulturauszeichnung des Bundes, prämiert.
© GABRIELE KAISER

Der 87-jährige Architekt erhält die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung für sein künstlerisches Lebenswerk.

Wien – Der Wiener Architekt Hermann Czech erhält den Großen Österreichischen Staatspreis 2024. Das hat Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) am Montag bekanntgegeben. Die höchste Auszeichnung der Republik für ein künstlerisch herausragendes Lebenswerk ist mit 30.000 Euro dotiert und wird auf Vorschlag des Österreichischen Kunstsenats vergeben.

„Czech steht mit seinen Arbeiten in mittelbarer Nachfolge von Adolf Loos. In vergleichbarer Weise gelingt ihm die subtile Verbindung von historisch Vorhandenem mit dem, was zeitgemäß gebraucht wird“, heißt es in der Begründung des Kunstsenats.

Exemplarisch führt Hermann Czech in seinen Projekten vor, dass nicht die Form der vordergründige Träger einer Idee ist, sonder alle räumlichen Komponenten in einer gemeinsamen atmosphärischen Qualität aufzugehen haben.
Begründung Kunstsenat

Der inzwischen 83-Jährige habe schon früher als sein Umfeld den Ton zur Erneuerung der europäischen Metropolen gefunden. „Exemplarisch führt er in seinen Projekten vor, dass nicht die Form der vordergründige Träger einer Idee ist, sondern alle räumlichen Komponenten in einer gemeinsamen atmosphärischen Qualität aufzugehen haben“, würdigte ihn der Senat.

Für Staatssekretärin Mayer besticht sein Werk „durch subtile Zurückhaltung und hat doch vor allem in der Bundeshauptstadt bleibende Spuren hinterlassen“. Er habe als Denker, Lehrer und Ausstellungsgestalter ganze Generationen von österreichischen Architektinnen und Architekten mitgeprägt, so die Kulturstaatssekretärin.

Gestaltete 2023 den Österreich-Pavillon in Venedig

Hermann Czech, geboren am 10. November 1936 in Wien, ist nach wie vor umtriebig. Im Vorjahr gestaltete er den Österreich-Pavillons bei der Architekturbiennale von Venedig. Dabei machte er gemeinsam mit dem Architekturkollektiv AKT auf die Raumpolitik der Biennale aufmerksam, die sich stetig ausbreitet. Die Idee eines Mauer-Durchbruchs wie auch einer Brückenkonstruktion wurde ihm verwehrt, stattdessen setzte er unter dem Titel „Partecipazione/Beteiligung“ etwa auf eine halb errichtete Brücke, die einen Blick in den benachbarten Stadtteil erlaubte.

2020 verantwortete Czech die Neugestaltung des Sigmund Freud Museums. Aber auch an weiteren Orten in der österreichischen Bundeshauptstadt ist seine architektonische Handschrift zu finden: Er gestaltete etwa die Blockbebauung an der Wendeanlage der U3 in Wien-Ottakring (1997), eine Fußgängerbrücke im Wiener Stadtpark, die Rosa Jochmann-Schule in Wien-Simmering (1994), das Hotel Messe Wien (2005) sowie ein Wohnbau in der Mustersiedlung internationaler Architekten in Wien-Hadersdorf (2007).

Bekannt auch als Gastroarchitekt

Bekannt wurde Czech auch durch eine Vielzahl von Gastroarchitekturen wie das „Kleine Cafe“ (1970 und 1974), die „Wunder-Bar“ (1976), das „Salzamt“ (1983), das mittlerweile umgestaltete MAK-Cafe (1993), das „Theatercafe“ (1998 und 2010) oder das Weinhaus PUNKT in Kaltern (2005).

Czech absolvierte sein Architekturstudium an der Technischen Hochschule Wien und später an der Akademie der bildenden Künste bei Ernst A. Plischke. Auch Konrad Wachsmann war ein wichtiger Lehrer für Czech, der sich bald als Assistent von Hans Hollein und Johannes Spalt betätigen sollte.

Hermann Czech
© APA/BMKÖS
Architektur ist nicht das Leben. Architektur ist Hintergrund. Alles andere ist nicht Architektur.
Hermann Czech, „Architektur ist Hintergrund“, 1971

„Architektur wird überschätzt“

„Architektur wird überschätzt", hatte Czech 1971 seinen in den protokollen veröffentlichten polemischen Text „Nur keine Panik“ begonnen, in dem er sich gegen eine auf Effekt und Aufmerksamkeit zielende Architekturhaltung wandte, die eigentlich „Öffentlichkeitsarbeit“ sei: „Architektur ist Hintergrund“, so sein einst festgehaltenes Verständnis von seiner Arbeit, die etwa bei Einzelausstellungen in London, Basel und im Innsbrucker aut. zu sehen war.

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Eine Simualtion des Vorhabens von Hermann Czech und dem Kollektiv AKT bei der Architekturbiennale 2023 in Venedig.
© AKT/Czech

Im Rahmen von Gastprofessuren an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien, der Harvard Universität in den USA, an der ETH Zürich oder an der Akademie der bildenden Künste Wien gab er sein Wissen weiter.

Zu Czechs zahlreichen kritischen und theoretischen Publikationen zur Architektur gehören „Das Looshaus“ (1976, zusammen mit Wolfgang Mistelbauer) und die 1996 in einer Neuausgabe erschienenen ausgewählten Schriften zur Architektur „Zur Abwechslung“ (1978).

Der Große Österreichische Staatspreis ist nicht bei weitem nicht die erste Auszeichnung für Czech. So wurde ihm etwa 1985 der Preis der Stadt Wien für Architektur, 2001 der Kunstpreis Berlin, 2007 die Goldene Ehrenmedaille der Stadt Wien und 2017 der Hans-Hollein-Kunstpreis verliehen. (APA, TT)