Rede zum Festspielstart

Eröffnung der Festspiele in Bregenz: Van der Bellen warnt vor Spaltung

Wie in den vergangen Jahren nützte Bundespräsident Alexander Van der Bellen seinen Auftritt in Bregenz für eine Grundsatzrede.
© APA/Stiplovsek

Bundespräsident Van der Bellen hat am Mittwoch Vormittag bei der Eröffnung der 78 Bregenzer Festspiele einen Appell gegen Spaltung an die Gäste gerichtet. Das Festival startet am Abend mit der Oper „Der Freischütz“ auf der Seebühne.

Bregenz – „Spielen Sie also bitte nicht mit.“ Dazu rief Bundespräsident Alexander Van der Bellen in seiner Eröffnungsrede für die Bregenzer Festspiele am Mittwoch Vormittag auf. Und warnte damit vor einer weiteren Spaltung der Gesellschaft. Wie in den vergangenen Jahren nützte Van der Bellen seinen Auftritt in Vorarlberg für eine Grundsatzrede.

Wir Menschen seien kein „Entweder-Oder“ sondern alles, „was dazwischen ist“, unterstrich er. Leider gebe es Kräfte, die die österreichische Widersprüchlichkeit „nicht als Brücke zueinander nutzen, sondern als Instrument der Spaltung“. Dabei sei Spaltung eben kein Naturgesetz. Sie passiere, wenn hinreichend viele mitmachten und führe dazu, Schuldige zu suchen, Andersdenkende zu verachten und zu verspotten. Am Ende stehe Gewalt – wie zuletzt in den USA. Dafür dürfe kein Platz sein. „Verachtung ist kein Wahlprogramm. Und Hass keine Lösung für unsere Probleme“, stellte er fest - und erhielt dafür großen Applaus.

Obwohl oder gerade weil die Nationalratswahl vor der Tür steht, hielt sich der Bundespräsident insgesamt mit expliziten politischen Aussagen zurück und hütete sich, Parteien oder Namen zu nennen. Umgekehrt knüpfte er in seiner launigen Art an vor Jahren Gesagtes an. Österreich sei klimamüde, konfliktmüde, demokratiemüde? „So sind wir nicht“, betonte der Bundespräsident.

Kompromiss statt Gewalt

Auch Vizekanzler Kogler schwor in seiner Rede dem „Entweder-Oder“ ab, indem er den Kompromiss lobte – „weil der Kompromiss eben nicht die vermeintliche Wahrheit verwässert, sondern vielmehr die unterschiedlichen und oft entgegengesetzten Interessen vieler, möglichst aller ausbalanciert.“ Wer den Kompromiss denunziere, werde bald zum Gegner der parlamentarischen Demokratie. Die parlamentarische Demokratie aber brauche frei gewählte Abgeordnete und keinen so genannten „Volkskanzler“.

„Lassen wir in unserer Sprache keine Gewalt zu!“, schlug Kogler vor. Unter dem Titel „Stell' dir vor, die Welt wäre ganz anders“ rief er außerdem zu Zuversicht auf. „Musik lauter und schöner zu spielen als je zuvor“, rät hingegen Festspielpräsident Hans-Peter Metzler als Antwort auf Gewalt und zitierte damit Leonard Bernstein. Nachdem er sich für die Sanierung des Festspielhauses, der Seebühne und der See-Tribüne (Investitionsvolumen: 78 Mio. Euro) bedankt hatte, sprach Metzler der scheidenden Intendantin Elisabeth Sobotka eine überaus anerkennende Würdigung aus. Sobotka wechselt im Herbst an die Staatsoper Unter den Linden nach Berlin.

Am Mittwochabend steht die Premiere von Carl Maria von Webers „Der Freischütz“ auf der Seebühne auf dem Festspielprogramm.
© APA/Stiplovsek

Bis 18. August stehen unter ihrer Leitung am und auf dem Bodensee 83 Veranstaltungen auf dem Programm, für die rund 227.000 Karten aufgelegt wurden. 85 Prozent der Tickets waren zu Festspielbeginn bereits gebucht. Den künstlerischen Auftakt des Festivals bildete am Mittwochabend die Premiere von Carl Maria von Webers „Der Freischütz“, der in Bregenz erstmals als Spiel auf dem See gespielt wird. Für die 28 „Freischütz“-Aufführungen gelangten 199.000 Karten in den Verkauf. Als Oper im Festspielhaus wird in diesem Jahr Gioachino Rossinis „Tancredi“ gezeigt, die Premiere ist für Donnerstagabend angesetzt. (TT, APA)

Bregenzer Festspiele.

Bis 18. August. Alle Infos, Programm und Tickets: bregenzerfestspiele.com