Hiobsbotschaften für US-Demokraten

US-Präsident Joe Biden ist jetzt auch noch an Corona erkrankt

Präsident Biden – hier Donnerstagnacht bei der Ankunft in seinem Heimat-Bundesstaat Delaware – steigt erstmal für eine Weile aus.
© AFP/Nishimura

Corona und eine neue verheerende Umfrage für den Präsidenten: Führende Demokraten befürchten mittlerweile eine vernichtende Niederlage im November, wenn Biden an seiner Kandidatur festhält.

Washington – Während die US-Republikaner auf ihrem Parteitag in Siegesgewissheit feiern, läuft für Präsident Joe Biden und seine Demokraten momentan alles schief.

In der Nacht auf Donnerstag erhielt das Biden-Lager zwei Hiobsbotschaften: Der Präsident ist an Corona erkrankt und muss sich für eine Weile zurückziehen. Und fast zwei Drittel der Demokraten erklärten in einer AP-NORC-Umfrage, die Partei solle jemand anderen in die Präsidentenwahl schicken.

Für Biden ist es die dritte Corona-Erkrankung. Nach Angaben des Weißen Hauses verspürt er nur leichte Symptome. Aber der Präsident ist 81 Jahre alt und steht mitten in einem Wahlkampf, in dem er dringend seine körperliche und mentale Fitness unter Beweis stellen müsste, um Kritiker zu besänftigen.

Trump hat die Bühne alleine

Eine öffentlich inszenierte Aufholjagd muss nun erst einmal warten. Währenddessen will sein Rivale Donald Trump schon am Samstag – nur eine knappe Woche nach dem Attentat – wieder öffentlich auftreten.

Nicht minder brisant ist die Umfrage. Demnach sagen 70 Prozent aller Amerikaner und 65 Prozent der Demokraten, Biden solle sich zurückziehen und seiner Partei erlauben, einen anderen Kandidaten zu küren. Auf der Gegenseite stehen drei Viertel der Republikaner hinter Trump. Der Anteil kann heute sogar noch höher sein, weil die Umfrage größtenteils vor dem Attentat auf Trump und vor der großen Show auf dem Parteitag durchgeführt wurde.

Biden hat bisher stets betont, er sei am besten geeignet, gegen Trump zu gewinnen. Die wachsenden Zweifel unter den Demokraten untergraben diese Behauptung. Fast die Hälfte der Befragten haben kein Vertrauen mehr in Bidens Fähigkeiten, das Land effektiv zu führen.

Die Demokraten befürchten, dass sie mit Biden nicht allein das Weiße Haus verlieren, sondern dass der umstrittene Kandidat auch ihre Kandidaten für die Kongresswahl mit nach unten zieht. Sollten Trumps Republikaner die Kongresswahl gewinnen, könnte er das Land nach Gutdünken umbauen.

Fraktionschefs schlagen Alarm

Vor diesem Hintergrund sind es nicht mehr nur Hinterbänkler, die Biden auffordern, sich zurückzuziehen, sondern inzwischen auch mehrere Parteischwergewichte. Die Fraktionschefs im Repräsentantenhaus und im Senat, Hakeem Jeffries und Chuck Schumer, haben in den vergangenen Tagen getrennt voneinander im Weißen Haus vorgesprochen. Offiziell wurden keine Gesprächsinhalte bekannt. Medien zufolge sollen sie den Präsidenten vor einer Niederlage gewarnt haben.

Auch Nancy Pelosi, bis vor eineinhalb Jahren Sprecherin des Repräsentantenhauses, soll Biden unter vier Augen gesagt habe, er könne gegen Trump nicht gewinnen. Und mit Adam Schiff sagte das nun erstmals auch ein prominenter Abgeordneter öffentlich. Schiff wurde als zentrale Figur beim Amtsenthebungsverfahren gegen Trump landesweit bekannt und kandidiert nun für den Senat.

Biden soll laut New York Times mittlerweile soweit sein, dass er sich die Bedenken der Parteischwergewichte zumindest anhört. Aber er soll auch in diesen Gesprächen keinerlei Hinweis darauf gegeben haben, dass er sich zurückziehen könnte.