„Diese Menschen konnten mir meinen Glauben nicht nehmen“: Persönliche Noten bei Sister Act
Regisseur Michae Lerchenberg verrät, warum die Welt der Nonnen zugleich schlimme und gute Erinnerungen weckt. Hauptdarstellerin Siyou Isabelle Ngoubamdjum klärt auf, warum ihr Lachen auf der Bühne eine wichtige Rolle spielt.
Kufstein, Innsbruck – „Ich habe selten an einem Stück gearbeitet, bei dem so viel gelacht und auch geweint wurde,“ kommentiert Michael Lerchenberg. Der Münchner Schauspieler, Theatermacher und Autor übernimmt beim heurigen Musicalsommer in Kufstein die Regie und will mit dem „himmlischen Musical“ Sister Act die Herzen des Publikums erobern. „Das Stück ist wie ein wunderschöner Blumenstrauß an Freude, Emotionen und ein Spaß für die ganze Familie“, sagt Siyou Isabelle Ngoubamdjum. Die Deutsche Musicaldarstellerin verkörpert die Hautrolle der Deloris Van Cartier. Als die Sängerin Zeugin eines Mordes wird, versteckt sie die Polizei zu ihrem Schutz in einem Kloster. Dort mischt die begnadete Ghospelsängerin den nur all zu frommen Chor auf, zieht damit aber nicht nur die Aufmerksamkeit des Papstes auf sich, sondern auch von jenem Gangster, der sie töten will...
Bei „Tirol Live“ verraten die beiden KünstlerInnen im Gespräch mit TT-Redakteurin Jasmine Hrdina, welch ganz persönliche Verbindung sie zu dem Stück haben.
📽️ Video | Die KünstlerInnen von Sister Act im Gespräch
Geboren in Afrika, aufgewachsen in Deutschland, als Tochter einer Entwicklunsghelferin und eines Missionars und Ökumenen sehr christlich erzogen – für Ngoubamdjum hatte der Glaube schon immer Bedeutung im Leben. „Ich habe meine eigene Form der Spiritualität gefunden“, erklärt die 55-jährige. Die Welt des Ghospel sei die Ihre, entsprechend Herz und Herzblut legt sie in die Interpretation der Figur Deloris Van Cartier. Dass die Messlatte nach der Verfilmung der 1990er Jahre eine mit Whoopi Goldberg hoch liegt, schreckt sie nicht ab. „Für mich müssen die Dinge authentisch sein“. Das gilt auch für ihr mitreißendes Lachen, das auch im Stück eine tragende Rolle – wenngleich es von Herzen kommt – spielt.
In Deloris Geschichte könne sie sich selbst wiederfinden: Eine Sängerin versucht, sich selber zu finden. „Ich sehe da schon eine Parallele. und die Metamorphose, die Deloris durchmacht, finde ich sehr reizvoll.“
„Da prallen Welten aufeinander“, verrät Lerchenberg über die Inszenierung. Nachtclub und Kloster, Kirchenbank und Poledance. Für ihn sei die Inszenierung von Sister Act auch eine kleine Hommage an eine Nonne, die ihn in schweren Zeiten begleitet hat. Als Schüler im Internat St. Joseph in Augsburg sei er von Mönchen sexuell missbraucht worden. Zur Amtskirche habe er ein gespaltenes Verhältnis, aber : „Diese Menschen konnten mir meinen Glauben nicht nehmen.“ In all der Dunkelheit gab es eine Nonne als Lichtblick und Anker. „Schwester Notburgis war eine herzensgute Frau. Das, was an Wärme und familiärer Zuneigung in diesem Kloster gefehlt hat, hab ich ein Stück weit von ihr bekommen.“
Konflikte, herzerwärmende Momente, „Ob sie nun mehr gelacht oder geweint haben – unser Ziel ist es, dass am Ende des Stücks 2000 Leute glücklich nach Hause gehen“, erklärt der Schauspieler. „Es gibt nichts schöneres, als wenn den DarstellerInnen am Ende die Herzen zufliegen.“
Premiere ist am Freitag, 26. Juli. Es folgen neun weitere Termine. Infos unter www.musicalsommer.tirol. (TT)
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