Equal Pension Day am 23. Juli: Tiroler haben so viel Pension kassiert wie Tirolerinnen erst zum Jahresende
In Tirol ist heuer am 23. Juli der „Equal Pension Day“. Demnach haben Tiroler bereits so viel Pension erhalten wie Tirolerinnen erst zu Jahresende. Im Bundesländervergleich liegt Tirol mit einer Pensions-Gap von 44 Prozent an drittletzter Stelle und klar unter dem Österreich-Schnitt.
Innsbruck – Nur in Vorarlberg (47 Prozent) und Oberösterreich (45 Prozent) sind die Pensionsunterschiede zwischen Frauen und Männern noch größer als in Tirol. Hierzulande beziehen Männer eine durchschnittliche Alterspension von 2246 Euro, Frauen lediglich 1262 Euro. Die Differenz beträgt somit ganze 43,8 Prozent.
Die Jahrespension von Frauen ist so niedrig, dass Männer diese Summe im Schnitt bereits am 23. Juli erreicht haben werden. Die durchschnittliche Pension der knapp 180.000 Tiroler Pensionistinnen und Pensionisten beträgt 1532 Euro.
Tirolerinnen erneut unter Bundesschnitt
Die Zahlen der Pensionsversicherungs-Jahresstatistik 2023 sprechen eine deutliche Sprache: Mit einer durchschnittlichen Pensionshöhe von lediglich 1200 Euro monatlich liegen Frauen in Österreich deutlich hinter der Pension der Männer, die 2063 Euro beträgt. Obwohl Männer in Tirol im Vergleich zum Rest Österreichs überdurchschnittliche Pensionen beziehen, liegen die Tirolerinnen erneut deutlich unter dem Bundesschnitt.
Die Differenz zwischen den Geschlechtern ist in Tirol dafür überdurchschnittlich hoch. Zum Vergleich: In Österreich beläuft sich die „Gap“ auf 40,1 Prozent, der bundesweite Equal Pension Day fällt dieses Jahr „erst“ auf den 6. August. Nur Pensionistinnen in Vorarlberg und Oberösterreich schneiden im direkten Vergleich noch schlechter ab als die Tirolerinnen. „Auch im Jahr 2024 erhalten Frauen in Tirol deutlich weniger Pension als Männer, das Ausmaß ist einmal mehr schockierend. Altersarmut ist für viele Pensionistinnen bittere Realität“, zeigt Tirols Landespensionist:innenvorsitzende des Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) Johanna Wieser auf.
Die negativen Top 3 im Bundesländervergleich
- Vorarlberg: Equal Pension Day am 12. Juli, Frauen erhalten durchschnittlich 1204 Euro, Männer 2268 Euro Pension (Gap: 46,9 Prozent)
- Oberösterreich: Equal Pension Day am 18. Juli, Frauen erhalten durchschnittlich 1307 Euro, Männer 2391 Euro Pension (Gap: 45,4 Prozent)
- Tirol: Equal Pension Day am 23. Juli, Frauen erhalten durchschnittlich 1262 Euro, Männer 2246 Euro Pension (Gap: 43,8 Prozent)
- Österreich: Equal Pension Day am 6. August, Frauen erhalten durchschnittlich 1378 Euro, Männer 2300 Euro Pension (Gap: 40,1 Prozent)
Altersarmut trifft vor allem Frauen
„Die Altersarmut von Frauen resultiert im Erwerbsleben. Zur Beseitigung der massiven Pensionsunterschiede braucht es neben einer besseren und längeren Anrechnung der Kindererziehungszeiten einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz für jedes Kind ab dem ersten Geburtstag“ so Wieser.
Nur so hätten Frauen echte Wahlfreiheit, könnten höhere Pensionsansprüche erwerben und sich selbst vor Altersarmut schützen. „Es braucht endlich eine Frauenpolitik, die die Probleme der Frauen in Österreich ernst nimmt, anstatt sie links liegen zu lassen“, so Wieser.
Pensionsfalle Teilzeit
Einer der Hauptgründe, warum Frauen deutlich niedrigere Pensionen haben, sei auch, dass sie „vielfach keine Möglichkeit haben, Vollzeit arbeiten zu gehen. Einerseits werden immer weniger Vollzeitjobs angeboten, andererseits leisten Frauen nach wie vor den Großteil an unbezahlter Arbeit wie Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege von Angehörigen“, verweist Wieser auf die aktuelle Zeitverwendungsstudie. Gleichzeitig gäbe es auch nach wie vor zu wenig Kinderbetreuungsplätze.
Während das gesetzliche Pensionsantrittsalter bis 2033 auf 65 steigt, geht laut Wieser nur ein Drittel aller Frauen aus einer Erwerbstätigkeit direkt in die Pension. Ein großer Teil der Betriebe biete somit keine altersgerechten Jobs, in denen Frauen bis zur Pension arbeiten können. Von Gesundheitsangeboten brauche man erst gar nicht zu sprechen. „Ein Obstkorb ist jedenfalls zu wenig“, so die Landespensionst:innenvorsitzende.
Gezielte Maßnahmen gefordert
Der ÖGB fordert unter anderem eine bessere und längere Anrechnung der Kindererziehungszeiten und ein Aufbrechen geschlechtsspezifischer Rollenbilder bei der Berufswahl sowie eine umfassende Berufsorientierung. Zudem brauche es „faire, gesunde Arbeitsbedingungen, die es Frauen ermöglichen, möglichst lange im Berufsleben zu bleiben“.
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Pensionsunterschied nur minimal verringert. Geht es in diesem Tempo weiter, braucht es mehr als 100 Jahre, bis sich die Pensionslücke schließt. (APA, TT.com)