„Olympischer Albtraum“

Eine olympische Misere: Viele Sorgen vor dem Start der Sommerspiele

Olympia soll modern werden, Skateboarden passt in diesen Trend. Leider geht es in Paris nicht nur um Sport.
© AFP/Pachoud

Dopingdebatte, Terrorangst, Spionagegefahr, Cyber-Attacken, Hygienewarnung: Ein Potpourri aus Sorgen bestimmt im Vorfeld der heute beginnenden Olympischen Sommerspiele in Paris (bis 11.8.) die Schlagzeilen.

Paris – Cauchemar olympique! Das heißt nichts anderes als „olympischer Albtraum“. Regelmäßig wird im Vorfeld von Großereignissen der Teufel an die Wand gemalt – so auch in Paris, wo heute (20 Uhr) die Olympischen Sommerspiele eröffnet werden. Dabei sollte es bis zum Schlusstag am 11. August doch nur um Sport gehen ...

Was fürchtet Frankreichs Regierung am meisten?

Schon die heutige Eröffnungsfeier am Stadtfluss, der Seine, hätte sich das Innenministerium gerne erspart. Denn 600.000 Zuschauer und 100 Fähren mit 10.500 Sportlern sind kaum zu beschützen. 45.000 Sicherheitskräfte sind im Einsatz – und an den kommenden 16 Wettkampftagen 35.000 im Schnitt.

45.000 Sicherheitskräfte bei der Eröffnungsfeier, täglich 35.000 bei den Wettkämpfen – die Terrorangst kursiert.
© IMAGO/Fredrik Varfjell

Droht eine Dopingdebatte?

6000 Tests im Pariser Labor, 1000 Personen im Kampf gegen unerlaubte Leistungssteigerung. Da verblüfft es, dass ausgerechnet die Welt-Antidoping-Agentur WADA scheinbar ihre schützende Hand über 23 verdächtige Schwimmer aus China hält. Warum wurden die positiv getesteten Sportler nicht aus dem Verkehr gezogen?

Welche Rolle spielt Kriegstreiber Russland?

15 Athleten mit russischer und 17 mit belarussischer Staatsbürgerschaft blieben von jenen 60 Sportlern über, die sich im Vorfeld der Sommerspiele einer dreiköpfigen (Gewissens-)Kommission stellen mussten – sie wurden als unbedenklich eingestuft. Alle treten in Einzeldisziplinen an – als neutrale Athleten und ohne Hymne.

Wie wachsam sind die Veranstalter?

960.000 Bewerbungen um eine Arbeitszulassung wurden abgegeben und überprüft, 4340 wurden abgelehnt. Darunter waren knapp 100 von als Journalisten angemeldeten Personen – die meisten aus Russland. Sie galten als mögliche Spione oder IT-Experten, die über lokale Netzwerke Cyber-Attacken starten könnten. Kurios: Zahlreiche Russen sind für das Internationale Olympische Komitee im Einsatz.

Kommt der Pariser Stadtverkehr zum Erliegen?

25 olympische Austragungsorte in und um die Hauptstadt mit eigenen Sperrzonen, das sorgt in der Bevölkerung für Unmut. Knapp zwei Millionen Pariser leben im engeren Stadtgebiet – und mit 15 Millionen zusätzlichen Touristen droht jetzt der Verkehrskollaps. Kein Wunder: Bis zu vier Millionen pendeln schon jetzt täglich zur Arbeit.

Olympische Spiele – die beste Zeit für einen Streik?

Die Bilder der Gelbwesten, einer französischen Bürgerbewegung, sind allgegenwärtig. Und nicht zuletzt durch die jüngsten Neuwahlen offenbart sich die innenpolitisch brisante Gemengelage. Dass kürzlich 150 Künstler die Probe der heutigen Olympia-Eröffnungsfeier mit erhobenen Fäusten boykottierten, könnte nur der Anfang gewesen sein. Die Gewerkschaft moniert ungleiche Bezahlmodelle – und die Tänzer sind beileibe nicht die Einzigen.

Hält die Seine, was die Veranstalter versprechen?

Die Seine sei zwar noch immer reich an E.-coli-Bakterien, aber die Situation verbessere sich. Das versprechen die Veranstalter nach der 1,4 Mrd. Euro teuren Investition in die Sauberkeit des Stadtflusses. Und dass die Bürgermeisterin Anne Hidalgo kürzlich baden ging, sollte das untermauern. Aber den Triathleten und Langstrecken-Schwimmern hilft das nichts, schließlich ändert sich die Qualität je nach Wetter und Niederschlagsmenge. Ein weiteres Fragezeichen: die Fließgeschwindigkeit des Wassers.

Welche Rolle spielt Corona?

Nach Tokio (Sommerspiele 2021) und Peking (Winterspiele 2022) ist Olympia in Paris das erste Groß-Event ohne Corona-Sorgen. Doch der Massenauflauf und erste Infektionsfälle, zuletzt auch bei der Tour de France, sorgen für Unbehagen. Das Einführen der Maskenpflicht in Wettkampfstätten scheint nicht ungewöhnlich.