Eiernockerl, ACAB und Wolfsgruß: Neuer Leitfaden zu extremistischen Symbolen und Codes
Verschlüsselte Botschaften hinter Eiernockerl, Symbolen, Zahlen- und Buchstabencodes: Am Donnerstag wurde in Graz ein neuer Leitfaden vorgestellt, der extremistische und rechtsstaatswidrige Zeichen auflistet.
Graz, Wien – Eiernockerl mit grünem Salat, der Schriftzug „ACAB" oder die Zahlenfolge „1312", der Wolfsgruß oder die brennende Regenbogenfahnen: Demokratiefeindliches Gedankengut und Hassbotschaften sind vielfach nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Mitunter können sie jedoch eine Radikalisierungsspirale in Gang setzen – vor allem auch in sozialen Medien.
Der neue Leitfaden „Radikalisierungssymbole online und offline“ der steirischen Extremismuspräventionsstelle „next“ listet die Vielzahl an extremistischen Symbolen, Abkürzungen und Codes auf. Zudem werden Memes und Postings sowie ihr Hintergrund erläutert und eine strafrechtliche Einordnung geboten. Daniela Grabovac, Leiterin von „next“, präsentierte den Leitfaden am Donnerstag in Graz.
Letztes Jahr über 4000 Hass-Postings gemeldet
Mit der App BanHate kann man Hass-Postings auf Social Media seit 2017 einfach melden. Alleine im Vorjahr sind mehr als 4400 Meldungen von Hass im Netz aus ganz Österreich über die App der Extremismuspräventionsstelle „next" („no to extremism") eingegangen.
„Neben eindeutig identifizierbaren strafrechtlichen Inhalten, treten Zahlencodes und Symbole auf, die die Zugehörigkeit zu extremistischen Gruppen oder Positionen erkennbar machen, oder auch Bilder und Memes, die vordergründig witzig erscheinen können, aber problematische und menschenverachtende Inhalte transportieren“, so Grabovac.
Beispiele für extremistische Codes und ihre Bedeutung
- Eiernockerl: Waren Adolf Hitlers Leibspeise und werden vor allem an seinem Geburtstag in „gutheißendem Gedenken“ gepostet.
- ACAB/1312: Steht für „All cops are bastards“ und somit für eine Verächtlichmachung der Exekutive.
- Handzeichen der „Grauen Wölfe“: Ist ein Symbol der äußerst gewaltbereiten türkischen Ultranationalisten und Faschisten, seit der Fußball-EM wohl europaweit bekannt.
Laut Grabovac besteht die Gefahr, dass Bilder, die subtil abwertende Botschaften transportieren, im Kopf hängen bleiben und sich festigen. Und dass sie dann in weiterer Folge gedankenlos geteilt und weitergepostet werden. „Im beruflichen und privaten Umfeld fallen diese Symbole auf, doch es fehlt oftmals das Wissen darüber", so Grabovac.
Leitfaden als Hilfestellung für Laien
Laut dem Grazer Zeithistoriker Helmut Konrad sind selbst Menschen, die gut zu Geschichte und Politik informiert sind, selten in der Lage, alle politisch aufgeladenen Codes und Symbole zu entschlüsseln: „Der neue Leitfaden sollte eine verlässliche Hilfestellung für Laien sein, um nicht einfach ein Symbol ‘schick’ zu finden und dann vielleicht weiterzuposten oder als T-Shirt durch die Welt zu tragen“.
Zugleich bietet die rund 100-seitige Broschüre einen Überblick über all jene Institutionen, die Personen aufsuchen können, die von Hassbotschaften betroffen sind.
Auf Jugend zugehen, Eltern aufklären
Laut Doris Kampus (SPÖ), Landesrätin für Soziales und Integration, sind Hassbotschaften leider ein Dauerbrenner in unserer Gesellschaft. „Wir nehmen das ernst und schauen hin nicht weg, man kann etwas tun und muss etwas tun. Am Anfang steht die Information und Aufklärung. Man muss die Symbole erkennen und richtig einordnen können, um gegen ihre Verwendung und Verbreitung auftreten zu können", betonte die steirische Landesrätin.
„Wir müssen auf die Jugend zugehen, aber auch die Eltern aufklären, aufmerksam machen, sensibilisieren.“, hielt auch Simone Schmiedtbauer (ÖVP), steirische Landesrätin für Jugend, Familie und Gleichstellung fest. Was sich im Netz abspiele, sei teilweise erschütternd. (APA, TT.com)
Extremistische Geste