Hass im Netz

Gut zu wissen: So geht man richtig mit Radikalisierung und Hassbotschaften um

Soziale Netzwerke bieten aktuell nur eingeschränkt Möglichkeiten, Hasspostings und Extremismus zu melden.
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Ein empathisches und soziales Miteinander ist nicht nur offline ein wesentlicher Bestandteil einer demokratischen Gesellschaft. In den sozialen Medien kursieren jedoch zahlreiche extremistische Symbole, verschlüsselte radikale Botschaften und Hasspostings. Was tun, wenn man selbst betroffen ist oder jemanden kennt, der solche Beiträge teilt?

Laut ExpertInnen der Extremismuspräventionsstelle „next“ wäre eine Funktionseinschränkung in sozialen Netzwerken wünschenswert. Diese sollte die Verbreitung von Hassbotschaften gar nicht erst ermöglicht oder zumindest vor dem Posten von bestimmten Worten und Phrasen noch einmal rückfragen, ob die Nachricht wirklich in dieser Form veröffentlicht werden soll.

📽️ Video | Extrem, radikal, fanatisch – was tun?

Dabei gehe es keinesfalls darum, die Meinungsfreiheit einzuschränken, sondern viel mehr darum, einen angemessenen Umgangston zu wahren und die Äußerung jeglicher Meinung in hassfreier Form zu ermöglichen.

Solange diese Funktion aber noch nicht in Aussicht ist, muss man sich anderer Werkzeuge bedienen: Das heißt, selbst Initative ergreifen und Zivilcourage zeigen – offline sowie online.

Umgang mit Hass

Gegenrede gegen Hassbotschaften online und offline ist sehr wichtig, um der Gewöhnung an Hassbotschaften und der Verfestigung dahinterstehender stereotyper Einstellungen entgegenzuwirken. Vor allem aber wird dadurch auch für die Betroffenen und nicht-beteiligten Dritten aufgezeigt, dass auch andere Haltungen in der Gesellschaft existieren.

🙍 Persönlich von Hasspostings betroffen?

  • Bitte dein soziales Umfeld (FreundInnen, Familie) um Unterstützung.
  • Nutze die Funktion „NutzerInnen blockieren“.
  • Nutze die Funktion „Kommentare sperren“.
  • Nutze die Funktion „Beiträge melden“.
  • Nutze, wenn möglich, Humor als Strategie.
  • Wende dich an Meldestellen und Beratungseinrichtungen.
  • Erstatte in Härtefällen Anzeige.

Vorurteile und die Verbreitung negativer Erzählungen über andere Gruppen spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Hassgefühlen. Will man Hass entgegenwirken, ist es daher wichtig, die Zuschreibungen zu hinterfragen und deutlich zu machen, dass die gehasste Gruppe nicht pauschal von üblem Charakter ist.

👨‍👩‍👧‍👦 Jemand aus deinem nächsten Umfeld ist betroffen?

  • Zeige Online-Zivilcourage.
  • Übe Gegenrede gegen Hassinhalte („counter speech“).
  • Poste positive Narrative und achte auf einen wertschätzenden Umgangston.
  • Kommuniziere auf Augenhöhe mit Menschen, die anderer Meinung sind.
  • Hol dir Informationen und Unterstützung, wenn jemand in deinem sozialen Umfeld von Verschwörungserzählungen gefangen wurde.
  • Wende dich an Beratungseinrichtungen.

Schnelle Meldung via App

Die BanHate-App der Antidiskriminierungsstelle Steiermark hilft seit 2017 dabei, Hasspostings und -verbrechen schnell, einfach und vor allem anonym via Smartphone bzw. Tablet zu melden.

Die häufigsten Straftatbestände, die über die App gemeldet werden, sind die Verhetzung und Verbotsgesetzverstöße. Aber auch Antifeminismus und Queerfeindlichkeit, üble Nachrede und Beleidigung, Herabwürdigung religiöser Lehren sowie Fake News und Verschwörungsinhalte sind in den Meldungen immer wieder Thema.

Meldungen in der BanHate-App: Große Themen

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  • Russischer Angriffskrieg auf Ukraine: Verschwörungen und aufflammender Rassismus, „gute und schlechte Flüchtlinge“
  • Hass gegen LGBTQIA+ Community
  • Hass gegen die Ärztin Lisa-Maria Kellermayr während der Corona-Pandemie
  • Hass gegen Klimaaktvist:innen
  • Dick-Pics

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  • Israel-Hamas-Krieg
  • Anstieg antisemitische Meldungen
  • Hass gegen Drag-Queens
  • Transfeindlichkeit
  • Fake News/Verschwörung
  • Gewaltinhalte

In den vergangenen Jahren gab es zudem auch immer öfter radikale Postings zu internationalen Kriegen und Konflikten und Hasspostings bzw. teilweise sogar Gewaltaufrufe gegen KlimaaktivistInnen.

Strafrechtliche Konsequenzen für Hass-Postings

Wenn man im eigenen Feed Hasspostings entdeckt, sollte man sich nicht scheuen, die entsprechenden User und Beiträge zu melden.
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Das Österreichische Strafgesetzbuch (StGB) und das Verbotsgesetz stellen die strafrechtliche Grundlage für eine rechtliche Verfolgung von Hasspostings mit Österreichbezug dar. Nicht jede Anzeige bzw. nicht jedes Strafverfahren endet mit einem Gerichtsverfahren. Die Staatsanwaltschaften und Gerichte haben unter anderem auch die Möglichkeit, ein Verfahren vorzeitig einzustellen.

Im Falle einer Diversion kann das Projekt „Dialog statt Hass“ vom Verein Neustart in Anspruch genommen werden. Dort wird gemeinsam mit HassposterInnen trainiert, wie man den eigenen Unmut äußern kann, ohne dabei Formulierungen zu verwenden, die andere verletzten oder in deren Rechtssphäre eingreifen.

Nährboden für Radikalisierung

Laut dem Leitfaden bieten die Erfahrung von Unmut, Unzufriedenheit und Frustration einen guten Nährboden für Radikalisierung. Zusätzlich können Faktoren wie Einsamkeit, wirtschaftliche Schwierigkeiten, Krisen, Diskriminierungserlebnisse, Schmerz und Trauer bzw. das Zusammentreffen dieser Faktoren die Radikalisierung zusätzlich unterstützen.

Der Leitfaden Radikalisierungssymbole online und offline der Extremismuspräventionsstelle „next“ wurde in Zusammenarbeit mit verschiedenen Expert:innen für Antifeminismus, Antisemitismus, Links- und Rechtsextremismus und religiösen Extremismus zusammengestellt. (TT.com)

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