Nach Tötung von Bärenmutter: Demos von Tierschützern in Italien
Am Dienstag wurde Problembärin KJ1 im Trentino erschossen. Tierschutzverbände übten heftige Kritik und gingen auf die Straße. Drei von vier Einwohnern des Trentino beurteilen die Präsenz von Bären in ihrem Gebiet als negativ.
Trient – In mehreren italienischen Städten ist es am Samstagnachmittag zu Protestkundgebungen gegen die Tötung der Bärenmutter KJ1 gekommen, die am vergangenen Dienstag im norditalienischen Trentino abgeschossen wurde. Dies teilte die Italienische Partei für Tierrechte mit, die zusammen mit anderen Tierschutzverbänden die Protestkundgebungen organisierte hat. Die Verbände kritisierten die wiederholten Angriffe auf Wildtiere in ganz Italien.
Die italienische Tierschutzpartei hat unter anderem bei der Staatsanwaltschaft in Trient Anzeige nach der Tötung der Bärin erstattet. Sie beklagt die „unnötige und grausame Tötung" der Bärin, die unter Artikel 544 des Strafgesetzbuches falle.
Die Einwohner des Trentino sehen laut einer Umfrage die Lage anders. Drei von vier Einwohnern der Provinz beurteilen die Präsenz der Bären in ihrem Gebiet als negativ. Diese Zahl geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Bva Doxa" hervor.
Laut der Umfrage empfinden 32 Prozent der Einwohner des Trentino die Anwesenheit der Bären als „überhaupt nicht willkommen". Insgesamt betrachten 73 Prozent der Einwohner des Trentino die Anwesenheit von Bären in ihrem Gebiet als negativ. Im Jahr 2011 lag dieser Wert noch bei 62 Prozent. Zu den häufigsten Gründen derjenigen, die sich gegen die Anwesenheit von Bären aussprechen, gehört die Meinung, dass diese Tiere „für den Menschen gefährlich sind" (36 Prozent), gefolgt von der Behauptung, dass „sie zu zahlreich sind" (28 Prozent).
Die Umfrage untersucht auch die Zustimmung der Trentiner zu dem Gesetz, das es dem Präsidenten der autonomen Provinz Trient erlaubt, die Tötung von Problembären anzuordnen: 69 Prozent sprechen sich dafür aus, 25 Prozent sind dagegen. Das Gefühl der persönlichen Besorgnis über die Anwesenheit von Bären betrifft 56 Prozent der Befragten.
Bärin KJ1 erlegt
Im Trentiner Caldes hatte im April 2023 eine Bärin einen 26-jährigen Jogger tödlich verletzt. Am 16. Juli war ein französischer Tourist von der Bärin KJ1 angegriffen und verletzt worden. Daraufhin wurde die etwa 20 Jahre alte Mutter von drei Jungtieren getötet.
Das Trentino hatte zuletzt einen Gesetzesentwurf gebilligt, mit dem die Population eingedämmt werden soll. Der Entwurf sieht die Möglichkeit vor, bis zu acht Tiere pro Jahr zu töten. Laut jüngsten Schätzungen beläuft sich die Zahl der Bären dort auf mehr als 100 Exemplare.
Nach Angaben der Provinz Trient hat die Anzahl der Bären in dem Gebiet seit Beginn des EU-Ansiedlungsprojekts „Life Ursus" vor 25 Jahren massiv zugenommen. Statt wie geplant 50 haben sich etwa 100 Exemplare angesiedelt. Tierschützer fordern immer wieder, Menschen für die wilden Tiere zu sensibilisieren oder Wildtierkorridore einzurichten. (APA)
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