Olympiasieger Vadlau/Mähr: „Es macht uns aus, dass wir bis zum letzten Meter kämpfen“
Lara Vadlau und Lukas Mähr sorgten mit ihrem Triumph vor Marseille für die erste österreichische Golde bei den Olympischen Spielen in Paris. Im Interview spricht das Segel-Duo über ihre Entbehrungen, Höhren und Tiefen sowie den Krimi im Medal Race.
Wir haben gesehen, dass es etwas gebraucht hat, bis Sie sich sicher waren, dass es die Goldmedaille ist. Wie war dieser Moment?
Vadlau: Wir wussten, dass wir eine Medaille geholt haben, das war schon unglaublich, das hätten nur die wenigsten gedacht. Dann hab' ich zu Luki gesagt, er ist der Zahlenmensch bei uns, oder besser als ich zumindest, rechne einfach nach, geht es sich aus? Der Moment war so unglaublich.
Mähr (lacht): Olympiasieger ist schon eine harte Zahl.
Wie war die Phase nach dem Start, als sie Letzte waren?
Vadlau: Es war schwierig für uns. Unser Coach hat uns darauf vorbereitet, aber wir haben nicht damit gerechnet, dass der Spanier wirklich gegen uns fährt. Er hat versucht, uns vor dem Start zu behindern. Das hat uns schon ein paar Meter gekostet. Deshalb sind wir nicht gut rausgekommen und lange als Schlusslicht nachgefahren. Aber das kennen wir die ganze Woche. Wir haben nie aufgegeben. Das macht uns aus, dass wir bis zum letzten Meter kämpfen. Dann haben wir gesagt, wir holen schon ein paar Boote.
Was bedeutet euch das jetzt? Ihnen Lara, die Sie lange weg vom Segelsport waren. Und Ihnen Lukas, der mit Familie und zwei kleinen Kindern daheim auch viele Entbehrungen auf sich genommen hat?
Vadlau: Für mich ist es unglaublich. Rio und London waren cool. Aber es war so weit weg. Marseille ist so nahe, es sind so viele Freunde und Familie da. Es ist unglaublich, mit allen zu feiern. Vor allem haben wir so ein cooles Team gerade um uns herum. Es macht große Freude. Wir haben die ganze Woche versucht, es zu genießen und unsere beste Leistung abzuliefern. Luki hat gesagt, eine Regatta musst gewinnen.
Mähr: Das ist das Schönste, das man zurückgeben kann. Man hat so viel Zeit nicht mit den Kindern verbracht, nicht gesehen, wie sie Fahrradfahren lernen. Die Segler sind immer im Ausland, 280 Tage weg. Es war nicht umsonst, dass wir so viel gearbeitet haben. Wir wollten gewinnen, das war das Ziel auch im Medal Race.
Lara, glauben Sie, wenn Sie diese langjährige Pause nicht gemacht hätten, dass Sie dann auch jetzt hier als Goldmedaillengewinnerin stehen würden?
Vadlau: Ich bin nicht unzufrieden, dass ich Tokio verpasst habe, da waren keine Fans. Ich glaube, ich habe es ganz gut getimt. Man ist einfach dankbarer. Ich habe es erlebt, stundenlang zu lernen, an einem Tisch zu sitzen, es ist großartig, wenn man Medizin studiert und den Beruf dann ausüben darf. Aber das sportliche Leben ist einfach der Wahnsinn. Man wird geerdeter, man bleibt am Boden. Man ist einfach dankbar, dass man die Chance noch einmal bekommt.
Die gemeinsame Reise hatte Höhen und Tiefen.
Vadlau: Es waren ganz andere Vorzeichen. Vor Rio habe ich mit Jola (Jolanta Ogar/Anm.) alles gewonnen, was es gibt. Und dann Olympia nicht. Jetzt war es genau umgekehrt. War mir lieber so. Aber man kann nicht sagen, dass wir ohne Druck hergekommen sind. Ziel war, dass diese Regatta unser Hauptfokus ist. Wir haben zum Beispiel unser gutes Material vor zwei Jahren schon auf die Seite gelegt. Deshalb haben wir uns ziemlich hart getan bei den anderen Regatten. Ich bin froh, dass wir das gemacht haben. Es war eine kluge Entscheidung, das hat sich voll ausgezahlt.
Aufgezeichnet von Birgit Egarter/APA aus Marseille
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