Neu und schon ein Klassiker

Auf der Sonnenseite des Lebens

Frischluftvergnügen auf gehobenen Niveau bietet das neue CLE Cabriolet von Mercedes. Hinreissend schön gemacht, setzten die Stuttgarter auf Tradition und technische Innovationen. Im TT-Test der 300 4Matic.
© Reinhard Fellner

Frischluftvergnügen auf gehobenen Niveau bietet das neue CLE Cabriolet von Mercedes. Hinreissend schön gemacht, setzten die Stuttgarter auf Tradition und technische Innovationen. Im TT-Test der 300 4Matic.

Die Zeiten, wo schon praktisch jeder Hersteller ein Cabrio im Modellportfolio hatte, sind schon wieder längst vorbei. Heute ist das Cabriolet wieder das, was es seit jeher war. Ein eher elitäres Vergnügen für vornehmlich solvente Genießer, deren Anspruch von wenigen Herstellern bedient werden. Mercedes kann zum Thema Cabrio eine über hundertjährige Tradition vorweisen und produzierte nicht nur legendäre offene Sportwagen, sondern auch über Jahrzehnte hinreissend elegante viersitzige Cabriolets, die heute einen Sammlerwert in der Höhe von Wohnungen haben.

Rahmenlose Scheiben sind an Eleganz schwer zu überbieten.
© Reinhard Fellner

Dieses Können setzten die Schwaben nun wieder in die Neuzeit um. Neueste Kreation: Das brandneue CLE Cabriolet. Es ersetzt bisherige Cabrio-Linien der C- und E-Klasse und eigentlich in letzter Konsequenz auch die offene S-Klasse. Um dies zu gewährleisten, griff Mercedes diesmal auf die neue E-Klasse als Basis zurück, das über 4,8 Meter lange Cabriolet kann somit auf das aktuellste Technikarsenal des Konzerns zurückgreifen, einzig Luftfederung und Hinterachslenkung blieben dem Cabrio konstruktiv verwehrt.

Betörender Heckabschluss eines formschönen Cabrios.
© Reinhard Fellner

Gedanken, die den Betrachter des CLE nicht plagen. Hinreissend sieht er aus mit seiner (Shark Nose)-Front in SL-Machart und dem elegant abfallenden Heckabschluss mit der formschönen Verdeckklappe samt umlaufender Metallspange. Ein Riva-Boot auf Rädern würde man wohl so zeichnen.

Wie schon bei anderen neuen Modellerscheinungen, wie der E-KLasse fällt auch beim CLE sofort auf: Mercedes steht qualitativ wieder da, wo die Stuttgarter in ihren besten Zeiten gestanden hatten. So passt auch der Innenraum mit seinen durchwegs feinen Materialien stimmig zum Konzept eines feinen Cabriolets. Dazu herrscht in der Bedienung die Mercedes-Moderne 12,3 Zoll-Instrumenten und einem mittigen 11,9-Zoll-Bildschirm, den man in der Neigung verstellen kann, um der Sonnenblendung entgegenzuwirken. Bis auf die etwas mühsam zu bedienenden Lenkradtasten, ist das höchster automobiler Standard.

Qualität und Funktionalität sprechen eine eindeutige Mercedes-Sprache.
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Wie auch das Fahren. Nahezu optimal die Fahrwerksabstimmung mit Adaptivdämpfern, die das Auto wahlweise entweder sportlich Kurven nehmen lassen oder die den CLE herrlich sanft über die Straßen wogen lassen – das ist wahre Klasse! Dazu überrascht Mercedes mittlerweile mit einer Direktheit und Zielgenauigkeit der Lenkung, wie man sie lange nur von der bayrischen Konkurrenz kannte. Hat man noch Beifahrer auf den Rücksitzen, ist Hektik am Steuer aber wohl ohnehin nicht so gefragt. Sie freuen sich eher über überraschend gute Platzverhältnisse und eine aerodynamische Meisterleistung: So fährt sicher der CLE mit Windabweiser vorne und Heckschott auch für hinten Sitzende praktisch zugfrei – ein Novum im Cabriosegment. Vornesitzende dürfen sich über eine serienmäßige Nackenheizung freuen, die so stark ist, das auch die offene Ausfahrt im Winter kein Problem ist. Da würde wohl auch das hochwertige Verdeck mitspielen, geschlossen sorgt es im CLE für einen kuscheligen Effekt.

Der Innenraum ist eine Augenweide. Auch hinten finden Erwachsene eine erträgliche und zudem bei Bedarf zugfreie Sitzposition.
© Reinhard Fellner

Keine Kuschelmotorisierung stellt an sich der getestete 300 4Matic dar. 258 PS (plus 23 PS E-Boost) lassen den CLE zwar in 6,6 Sekunden auf 100 km/h schnalzen, der Antritt ist jedoch etwas verzögert und der Klang für so eine Fahrzeugklasse fast zu banal vierzylindrig. Die nahezu perfekte Neungangautomatik agiert jedoch souverän.

Deshalb unser Tipp für all jene, die über die Anschaffung dieses CLE nicht weiter nachdenken müssen: Kombinieren sie den modernen Klassiker doch mit dem herausragenden Sechszylinder des Hauses (381 plus 23 PS). Als CLE 450 kostet er dann 99.860 Euro, anstatt 85.110 Euro, nach denen der getestete 300 verlangt.

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