Terrorpläne bei Swift-Konzert: Es gab „höchsten Zeitdruck“
Hinweise auf 19-jährigen IS-Fanatiker langten erst sehr kurzfristig bei Staatsschützern ein. Parteien decken sich gegenseitig mit Vorwürfen ein.
Wien – Verwertbare Hinweise, dass ein 19-jähriger mutmaßlicher Anhänger der Terror-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) aus Ternitz einen Anschlag auf ein Taylor Swift-Konzert im Ernst-Happel-Stadion geplant hatte, haben die heimischen Staats- schützer offenbar wesentlich kurzfristiger als ursprünglich angenommen bekommen. Das war am Wochenende aus Sicherheitskreisen in Erfahrung zu bringen. Die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) sei „unter höchstem Zeitdruck“ gestanden, hieß es.
Die DSN soll nur wenige Tage vor den am vergangenen Mittwoch erfolgten Festnahmen des 19-Jährigen und eines 17 Jahre alten mutmaßlichen Mittäters, der für ein Facility-Unternehmen im Happel-Stadion im Bühnen- und Gerüstaufbau mitgearbeitet hätte, von ausländischen Partnerdiensten gewarnt worden sein. Innerhalb weniger Stunden gingen mehrere Hinweise zu einem geplanten Attentat auf das Großevent ein.
In diesen Informationen, die die DSN praktisch zeitgleich erhalten hat, war übereinstimmend von einem Einzeltäter die Rede. Außerdem sollen die Informationen noch unkonkret gewesen sein. Der 19-Jährige war bis dahin nicht als Islamist in Erscheinung getreten, er war kein so genannter Gefährder, den die DSN am Radar gehabt hätte, über sein Umfeld und seine binnen kürzester Zeit erfolgte Radikalisierung war zunächst nichts bekannt. Dank Hochdruck bei den Ermittlungen zeigte sich binnen weniger Tage, dass der 19-Jährige kein Einzeltäter sein dürfte.
Ermittlungen sind in Österreich laut Experten noch aufwändiger als in anderen EU-Ländern, weil es rechtliche Hürden gibt. Die Überwachung von Messenger-Diensten ist hierzulande nach wie vor nicht zulässig.
Pop-Superstar Taylor Swift sollte wiederum bereits vom 8. bis zum 10. August im Happel-Stadion auftreten – an jedem einzelnen Abend wurden 67.000 Besucherinnen und Besucher im und Tausende Fans vor dem Stadion erwartet.
„Allianz der Gefährder“
Nach der Vereitelung eines Terroranschlags geht das Hickhack um die Frage der politischen Verantwortung weiter. FPÖ-Chef Herbert Kickl wiederholte seine Forderung nach einem Verbot des politischen Islam und nannte die Ablehnung eines solchen durch die übrigen Parteien „beschämend“. ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker wiederum bezeichnete FPÖ, SPÖ, Grüne und NEOS wegen deren Bedenken bei der Messenger-Überwachung als „Allianz der Gefährder“. Alle Parteien müssten angesichts der Gefahr endlich „die Brille des Wahlkampfs“ ablegen. (TT, APA)
Free-TV-Premiere
Nach Absage ihrer Konzerte in Wien: ORF zeigt Taylor Swifts „The Eras“-Konzertfilm
Kommentar
Terror ist es auch ohne Anschlag
Überwachung contra Sicherheit
Mitlesen bei WhatsApp, Telegram & Co: Der Streit um die Überwachung von Terrorverdächtigen
Kommentar
Eine richtige Antwort gibt es nicht
Vereitelter Anschlag auf Swift-Konzert