Wird Mode teurer? Handel bangt wegen Bangladesch
Nach den gewaltsamen Protesten und dem Regierungssturz in Bangladesch schaut die Modebranche nervös auf das wichtige Importland. Mehrere Auswirkungen und höhere Preise drohen.
Berlin – Die Modebranche schaut in diesen Tagen besorgt nach Bangladesch. In dem Land in Fernost gab es zuletzt gewaltsame Proteste. Die Regierung der inzwischen geflohenen Ex-Regierungschefin Sheikh Hasina ordnete daraufhin Ausgangssperren an und ließ Polizei und Militär aufmarschieren. Berichten zufolge kamen dabei mehr als 400 Menschen ums Leben.
Bangladesch ist neben China eines der wichtigsten Importländer für Bekleidung für die Modebranche in Europa. Welche Folgen hat die Krise in Bangladesch für Modehersteller und -händler?
Der Handelsverband Deutschland (HDE) erwartet spürbare Auswirkungen und womöglich sogar steigende Preise für Konsumenten. „Als wichtiger Produktionsstandort für die globale Modeindustrie können kurzfristige Fabrikschließungen und Produktionsunterbrechungen zu Engpässen führen“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth der Deutschen Presse-Agentur. Für die Konsumenten könnte dies zu höheren Preisen und einer geringeren Verfügbarkeit von Modeartikeln führen.
Laut bangladeschischer Handelskammer habe es zuletzt Plünderungen, Zerstörungen und Brandanschläge auf etliche Textilfabriken gegeben. Viele Betriebe seien die letzten paar Tage geschlossen geblieben.
Viele große Unternehmen wie Zara, Hennes & Mauritz (H&M) und Kik lassen in erheblichem Umfang Kleidungsstücke in Bangladesch produzieren. Ein Sprecher des Textildiscounters Kik sagte: „Wir beobachten die Lage in Bangladesch sehr genau.“ Die oberste Priorität gelte dem Wohl der Menschen vor Ort. Von Lieferanten höre man, dass sich die Lage beruhigt habe und der Betrieb in den Fabriken wieder aufgenommen worden sei.
Das Lieferantennetzwerk von Kik umfasst in Bangladesch rund 100 Textilfabriken. Im Falle von Lieferausfällen werden man schnelle und unkomplizierte Lösungen finden, hieß es. Warenbestellungen würden demnach langfristig geplant, deshalb könnten Kunden sich darauf verlassen, das volle Sortiment in den Filialen vorzufinden. Die schwedische Modekette H&M teilte mit: „Nach neuesten Informationen werden die meisten Fabriken allmählich wieder geöffnet. Sicherheit hat weiterhin Priorität.“
Hugo Boss und Intersport wollen nach Europa verlagern
In dem südasiatischen Land gibt es knapp 4000 Textilfabriken, die mehr als vier Millionen Arbeiterinnen und Arbeiter beschäftigen. Das geht aus Zahlen der Vereinigung der Bekleidungshersteller und -exporteure in Bangladesch hervor. Pro Jahr erwirtschafte der Sektor demnach mehr als 46 Milliarden Dollar, das sind mehr als 80 Prozent des gesamten Exportvolumens des Landes. Die meisten Textilien werden in die USA und nach Europa geliefert.
Mehrere Händler kündigten kürzlich an, ihre Produktion aus Asien weg verlagern zu wollen. Der Modekonzern Hugo Boss will wieder mehr in Europa und Amerika produzieren lassen. Auch der Sportartikel-Händlerverbund Intersport will seine Eigenmarken weniger in Fernost produzieren lassen, sondern vermehrt in Europa und auch in Nordafrika.